Autor: Axel Steiner

Die Eulenfalter tragen ein vielfältig variierendes, aber auf relativ wenige Zeichnungselemente zurückführbares Zeichnungs- und Färbungsmuster. Die wesentlichen Elemente sind mehrere Querlinien, von denen die zwei auffälligsten, die „innere“ und „äußere Querlinie“, den Vorderflügel in drei Felder teilen: das Basal- oder Innenfeld, das Mittelfeld und das Außen- oder Saumfeld. Im Mittelfeld liegen zwei bis drei Flecke, die traditionell als „Makeln“ bezeichnet werden: Ring-, Nieren- und Zapfenmakel. Je eine weitere Querlinie kann im Mittelfeld („Mittelschatten“) und im Saumfeld („Wellenlinie“) auftreten.

Sonderentwicklungen kommen bei manchen Unterfamilien vor, etwa eine vierte Makel (die keinen deutschen Namen hat; engl. „subreniform stigma“) unterhalb von Ring- bzw. Nierenmakel bei den Catocalinae und Plusiinae, bei letzteren oft als Metallfleck ausgebildet. Stark abgewandelte Zeichnungsmuster finden sich hin und wieder in einzelnen Gattungen, besonders in der Unterfamilie Acontiinae. Nicht selten sind Anpassungen von grasfressenden Arten an ihre Ruheplätze, die sich in verschiedenen Gruppen konvergent entwickelt haben. Dabei sind die Querlinien reduziert, statt dessen ist die Längszeichnung (Adern, Aderzwischenräume, Pfeilflecke, Basalstrich) betont (Mythimna, Leucania, Sedina, Archanara, Rhizedra, Nonagria, Chortodes, Chilodes, Simyra, Macrochilo).

Ringmakel

Eine meist runde, gelegentlich auch längliche Makel in der Mittelzelle des Vorderflügels. Manchmal ist sie zum Vorderrand hin offen (Xestia c-nigrum, Xestia triangulum), manchmal auf einen kleinen Punkt reduziert (Athetis pallustris, Scoliopteryx libatrix).

Nierenmakel

Eine meist längliche, oft nierenförmige Makel am Ende der Mittelzelle des Vorderflügels. Oft ist sie ähnlich gefärbt wie die Ringmakel, manchmal ist sie das dominierende Zeichnungselement (Coranarta cordigera, Melanchra persicariae, Eupsilia transversa).

Zapfenmakel

Eine meist längliche Makel, die von der inneren Querline aus ins Mittelfeld ragt. Manchmal ist die Zapfenmakel auf einen dunklen Punkt an ihrer Spitze reduziert (Diarsia mendica), vielfach fehlt sie auch völlig. Sie kann durch einen schwarzen Strich mit der äußeren Querlinie verbunden sein (Lithophane furcifera, Formen von Oligia versicolor, Luperina testacea). Gelegentlich ist nur noch ein schwarzer Strich zwischen den Querlinien vorhanden (Hyppa rectilinea).

basale Querlinie

Die innerste Querlinie der Vorderflügel. Sie ist meist nur in der vorderen Flügelhälfte oder unmittelbar am Vorderrand ausgebildet und zum Hinterrand hin verloschen. Oft fehlt sie auch ganz.

innere Querlinie und äußere Querlinie

Diese beiden Querlinien teilen den Vorderflügel in drei Felder. Sie können als einfache und fast gerade verlaufende Linien ausgebildet sein (Trisateles emortualis, Bena bicolorana), sie können gewellt, geschwungen oder sehr scharf gezackt verlaufen (Catocala fulminea). Häufig sind sie als doppelte Linie mit andersfarbiger Füllung entwickelt. Sind sie reduziert, dann bleibt oft eine einfache oder doppelte Punktreihe übrig (Conistra rubiginea, Mythimna obsoleta). Meistens sind die innere und äußere (und, soweit vorhanden, auch die basale) Querlinie in Form und Farbe (aber nicht in Verlauf und Richtung) ähnlich oder gleich ausgebildet, während Mittelschatten und Wellenlinie ganz anders aussehen können.

Mittelschatten

Ein treffend benanntes Zeichnungelement im Mittelfeld. Meist ist der Mittelschatten undeutlich, verwaschen oder in unscharfe Flecke aufgelöst. Häufig fehlt er. Nur selten ist er scharf und linienförmig (Charanyca trigrammica).

Wellenlinie

Eine Linie im Außenfeld des Vorderflügels zwischen dem Außenrand und der äußeren Querlinie. Sie kann deutlich ausgeprägt sein und fast völlig gerade bis gewellt oder scharf gezackt verlaufen oder in Flecke aufgelöst sein. Oft ist sie sehr undeutlich und teilt das Saumfeld nur in unterschiedlich gefärbte Zonen (Diarsia rubi).

Pfeilflecke, Keilflecke

Von der Wellenlinie zum Mittelfeld hin vorstoßende, mehr oder weniger spitze, dreieckige, pfeil- oder speerförmige, seltener verwaschene Flecken.

W-Zeichen

Bei manchen Arten sind zwei Vorsprünge der Wellenlinie im mittleren Saumfeld (an Ader 3 und 4) stärker ausgeprägt als die übrigen, so daß eine auffallende W-förmige Zeichnung auftritt, deren Zacken bis in den Saum reichen können (Hadeninae, Apamea monoglypha, Actinotia polyodon).

Saumlinie

Eine Linie am äußersten Außenrand der Flügelmembran, wo die Fransenschuppen ansetzen. Häufig in Punkte, Dreiecksflecke oder Striche zwischen den Adern aufgelöst (Archanara sparganii) oder auch ganz fehlend.

Fransen

Die langen Schuppen am Außenrand der Flügel. Auch auf halber Länge der Fransen kann noch eine Querlinie verlaufen bzw. können die Fransen in zwei farblich verschiedene Hälften geteilt sein. Andererseits kommen auch „gescheckte“ Fransen vor, das heißt, sie sind abwechselnd hell-dunkel bzw. schwarz-weiß gefärbt.

Basalstrich, Wurzelstrich, Wurzelstrieme

Ein meist scharf ausgebildeter, schwarzer oder dunkler Strich, der von der Flügelbasis ins Basalfeld zieht. Bei Arten mit betonter Längszeichnung kann er bis fast zum Saum reichen (Simyra albovenosa).

Adern, Geäder

Auch die Flügeladern können als hell kontrastierendes Zeichnungselement eine Rolle spielen und dann meist charakteristische Muster erzeugen (Sideridis reticulata, Tholera decimalis, Naenia typica).