1. Lebendfotos
1.1. Männchen
1.2. Weibchen
1.3. Aberrationen
1.4. Balz
1.5. Kopula
1.6. Ausgewachsene Raupe
1.7. Jüngere Raupenstadien
1.8. Puppe
1.9. Ei
2. Diagnose
Melitaea athalia ist - auch nach der Ausgliederung der ehemaligen ssp. celadussa zu Melitaea celadussa - eine sehr variable Art. Ihr Habitus schwankt regional aber auch je nach den lokalen Umweltbedingungen. In kühlen und feuchten Biotopen ist die dunkle Zeichnung der Flügeloberseite meist viel stärker ausgeprägt als in trocken-warmen. Durchschnittlich ist die Art größer als M. aurelia und M. britomartis. In Mitteleuropa sind die Palpen bei M. athalia fast immer braun bis schwarz gefärbt, bei M. parthenoides aber orange-fuchsrot. Ebenso sind sie bei den ♀♀ von M. aurelia (von oben betrachtet) orange-rotbraun. M. britomartis hingegen hat, wie die ♂♂ von M. aurelia oft ebenso dunkle Palpen wie M. athalia. Bei M. athalia ist der schmale Randstreifen zwischen den Marginallinien auf der Hinterflügel-Unterseite meist nicht oder nur wenig dunkler als die angrenzenden Saummonde der Submarginalregion. Bei M. britomartis hingegen meist deutlich und bei M. aurelia ebenfalls zumindest noch erkennbar dunkler. Auch sind die Marginallinien selbst bei M. athalia oft (nicht immer!) recht schwach ausgebildet, meist schwächer als bei M. aurelia und M. britomartis. Die Verlängerung der Marginallinien um den Hinterflügel-Analwinkel herum fehlt bei M. athalia meist, aber nicht immer. Eine gute Unterscheidungsmöglichkeit ist zudem der unbeholfen flatternde Flug, der insbesondere M. britomartis aber auch M. aurelia auszeichnet.
Im Randbereich zu Melitaea celadussa, also am südwestlichen Arealrand der Art gibt es hellere Vertreter von M. athalia - bzw. "Intermediates" zu M. celadussa - die M. parthenoides ähneln, jedoch heller fuchsrot gefärbte Haare an den Palpen haben. Sehr ähnlich ist dort auch M. deione gezeichnet. Bestes Unterscheidungsmerkmal ist hier der liegende Gabelfleck am Innenrand der Vorderflügel-Oberseite, der M. deione auszeichnet.
Für eine wirklich sichere Diagnose ist eine Genitaluntersuchung oft unerlässlich!
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Aberration
2.4. Puppe
Zur Unterscheidung der Puppe von Melitaea athalia und Melitaea aurelia gegenüber Melitaea britomartis siehe Artportrait Melitaea britomartis.
2.5. Genitalien
2.5.1. Männchen
2.5.2. Weibchen
2.6. Vergleich: Melitaea athalia - Melitaea britomartis - Melitaea parthenoides
2.6.1. Männchen
2.7. Ähnliche Arten
- Melitaea celadussa Oberthür, 1904
- Melitaea cinxia (Linnaeus, 1758)
- Melitaea phoebe ([Denis & Schiffermüller], 1775)
- Melitaea trivia ([Denis & Schiffermüller], 1775)
- Melitaea didyma (Esper, 1778)
- Melitaea diamina (Lang, 1789)
- Melitaea deione (Geyer, 1832)
- Melitaea varia Meyer-Dür, 1851
- Melitaea parthenoides Keferstein, 1851
- Melitaea aurelia Nickerl, 1850
- Melitaea britomartis Assmann, 1847
- Melitaea asteria Freyer, 1828
2.8. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
M. athalia fliegt auf trockenen und feuchten Wiesen im Wald und in der Nähe von Wäldern, ebenso wie auf breiten Waldwegen und auf Hoch- und Niedermooren. Im Gebirge auch auf trockenen Wiesen und Weiden weit entfernt von Wäldern. In den Alpen kann sie hier bis auf 2000 m steigen, in Südeuropa und der Türkei bis ca. 2600 m.
3.2. Lebensweise
Je nach lokalem Klima fliegt der Falter in einer Generation von Mitte Mai bis Mitte August. In sehr warmen Lagen Mitteleuropas kann in einzelnen Jahren eine sehr partielle 2. Generation im August/September auftreten. In Tieflagen des Mittelmeerraumes ist die Ausbildung einer 2. Generation die Regel. Dort fliegt die erste im April/Mai, die 2. schließt sich im Juni/Juli an.
Möglicherweise handelt es sich beim Wachtelweizen-Scheckenfalter auch noch nach der Ausgliederung von Melitaea celadussa um einen Komplex mehrerer Arten. So wurde M. neglecta als eine Art mitteleuropäischer, speziell norddeutscher Feuchtwiesen beschrieben, die früher fliegt als M. athalia trockener Standorte. Achtelik (2006) wies jedoch nach, dass zwischen mitteleuropäischen M. athalia athalia und südfranzösischen M. nevadensis celadussa wenigstens partieller Genfluss besteht und die Tiere sich zudem zumindest teilweise fruchtbar kreuzen lassen.
Die Raupen fressen an Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) und Spitzwegerich (Plantago lanceolata). Auch Leinkraut (Linaria spp.), Augentrost (Euphrasia spp.) Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis), Fingerhut (Digitalis purpurea) und Ehrenpreis (Veronica spp.) und sicher zahlreiche weitere Pflanzen sind regional bekannte Nahrungspflanzen, die (teilweise?) nicht von allen Populationen angenommen werden. Die Raupe lebt jung gesellig in einem gemeinschaftlichen Gespinst, beginnt jedoch schon vor der Überwinterung sich zu vereinzeln. Sie überwintert, wenn sie keine 2. Generation ergibt, nach der 2. Häutung.
(Autor: Jürgen Hensle)
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„Beiname der Artemis, auch bibl. Frauenname.“
4.2. Andere Kombinationen
- Papilio athalia Rottemburg, 1775 [Originalkombination]
- Mellicta athalia (Rottemburg, 1775)
4.3. Synonyme
- Papilio poedotrophos Bergsträsser, 1780
- Papilio leucippe Schneider, 1789
- Papilio corythallia Hübner, 1790
- Papilio fulla Quensel, 1791
- Papilio hertha Quensel, 1791
- Melitaea obsoleta Tutt, 1896
- Melitaea virgata Tutt, 1896
- Melitaea progressiva Ksenzhopol'sky, 1911
- Melitaea dorfmeisteri Hellweger, 1911
- Melitaea bifasciata Reverdin, 1914
- Melitaea tectensis Cabeau, 1922
- Melitaea sohana Cabeau, 1922
- Melitaea spadana Cabeau, 1922
- Melitaea indigna Cabeau, 1922
- Melitaea mirefasciata Cabeau, 1923
- Melitaea mirabilis Fernández, 1929
- Melitaea aquilari Querci, 1932
- Melitaea molpadia Varin, 1933
- Melitaea phyciodina Hormuzaki, 1934
- Melitaea benacensis Verity, 1940
- Melitaea pseudotelminia Verity, 1940
- Melitaea nigrobella Rocci, 1942
- Melitaea subtusnigrescens Caruel, 1944
- Melitaea unifasciata Caruel, 1944
- Melitaea ligata Caruel, 1944
- Melitaea flavoelongata Caruel, 1944
- Melitaea nigrathalia Johnstone, 1944
- Melitaea postfuscofasciata Goodson, 1960
- Melitaea neglecta Pfau, 1962
4.4. Taxonomie
Die ehemalige ssp. celadussa von der Südschweiz und Italien an südwestwärts bis Südspanien wurde als eigenständige Art ausgegliedert, Details siehe dort: Melitaea celadussa.
4.5. Verbreitung
Der Wachtelweizen-Scheckenfalter fliegt von Japan über die Waldgebiete Russlands und der Nordtürkei bis Norditalien (Alpen), Frankreich, Südostengland und Norwegen. Auf der Iberischen Halbinsel, in Südostfrankreich und großen Teilen Italiens wird er durch Melitaea celadussa ersetzt.
(Autoren: Jürgen Hensle & Erwin Rennwald)
4.6. Literatur
- Achtelik, G. (2006): Molekularbiologische Analyse der genetischen Diversität des Melitaea athalia/celadussa-Komplexes (Lepidoptera: Nymphalidae) unter Anwendung der ISSR-PCR auf Art-, Unterart- und Populationsebene. I-IX, 1-166. Diss. Ruhr-Universität Bochum. [PDF auf www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de am 7. August 2020 nicht mehr verfügbar]
- Arnscheid, W. R. (2000): Die Macrolepidopteren-Fauna Westliguriens (Riviera dei Fiori und Ligurische Alpen in Oberitalien) (Insecta, Lepidoptera). — Neue Entomologische Nachrichten 47: 1-310. Marktleuthen (Verlag Dr. Ulf Eitschberger). [PDF auf zobodat.at]
- Fernández-Rubio, F. (1991): Guia de Mariposas Diurnas de la Peninsula Ibérica, Baleares, Canarias, Azores y Madeira. Bd. 1: 1-418, Bd. 2: 1-406. Madrid (Ediciones Pirámide, S.A.).
- Henriksen, H. J. & I Kreutzer (1982): The Butterflies of Scandinavia in nature. 1-215. Odense (Skandinavisk Bogforlag).
- Herrmann, R., Ebert, G. & E. Rennwald (1993): Die Gattung Mellicta. In: Ebert, G. & E. Rennwald: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Bd. 1. Korrigierter Nachdruck der 1. Auflage, Stuttgart (Verlag Eugen Ulmer), S. 513-536.
- Kolbeck (2013): Wachtelweizen-Scheckenfalter Melitaea athalia (Rottemburg, 1775). - S. 425-427. In: Bräu, M., Bolz, R., Kolbeck, H., Nunner, A., Voith, J. & W. Wolf (2013): Tagfalter in Bayern. 784 S. Stuttgart (Verlag Eugen Ulmer).
- Leneveu, J., Chichvarkhin, A. & N. Wahlberg (2009): Varying rates of diversification in the genus Melitaea (Lepidoptera: Nymphalidae) during the past 20 million years. - Biological Journal of the Linnean Society, 97: 346–361. [PDF auf nymphalidae.net]
- Lukhtanov, V & A. Lukhtanov (1994): Herbipoliana 3: Die Tagfalter Nordwestasiens. 1-440. Marktleuthen (Verlag Dr. Ulf Eitschberger).
- Reinhardt, R. & R. Thust (1993): Zur Entwicklung der Tagfalterfauna 1981-1990 in den ostdeutschen Ländern mit einer Bibliographie der Tagfalterliteratur 1949-1990. — Neue Entomologische Nachrichten 30: 1-285.
- Erstbeschreibung: Rottemburg, S. A. (1775): Anmerkungen zu den Hufnagelischen Tabellen der Schmetterlinge. Erste Abtheilung. — Der Naturforscher 6: 1-34. Halle. — Digitalisat der Universitätsbibliothek Bielefeld: [5].
- Schweizerischer Bund Für Naturschutz [Hrsg.] (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. — XI + 516 S. (hier 222-223). Egg/ZH (Fotorotar AG).
- Settele et al. (1999): Die Tagfalter Deutschlands 1-452. Stuttgart (Ulmer).
- Tolman, T. & R. Lewington (1998): Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. 1-319. Stuttgart (Kosmos).
- Weidemann, H.-J. (1988): Bd 1: Tagfalter, Entwicklung-Lebensweise, 1-288. Bd. 2: Tagfalter, Biologie – Ökologie - Biotopschutz, 1-372. Neumann – Neudamm, Melsungen.