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Falter
Männchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

3. Biologie

Pempelia palumbella findet man in Sachsen in den Heidegebieten. Der Falter ist hier immer wieder einmal zu sehen, aber nicht in größeren Populationsdichten. Die Raupen leben wohl an Heidekraut und Thymian. [Friedmar Graf]

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Ericaceae:] Calluna vulgaris (Heidekraut)
  • [Ericaceae:] Erica cinerea (Grau-Heide)
  • [Cistaceae:] Helianthemum nummularium agg. [= Helianthemum vulgare] (Gewöhnliches Sonnenröschen)
  • [Cistaceae:] Helianthemum alpestre (Alpen-Sonnenröschen)
  • [Cistaceae:] Cistus sp. (Zistrose)
  • [Cistaceae:] Halimium sp. (Zistrose)
  • [Lamiaceae:] Thymus sp. (Thymian)
  • [Lamiaceae:] Thymus praecox subsp. britannicus ? [= Thymus drucei ?] (Frühblühender Thymian ?)
  • [Lamiaceae:] Thymus serpyllum ? (Sand-Thymian ?)
  • [Polygalaceae:] Polygala chamaebuxus ??? (Buchsblättrige Kreuzblume, Buchsblättriges Kreuzblümchen ???) [ziemlich sicher Verwechslung mit Helianthemum]

Leraut (2014) listet auf: "Host plants: Calluna vulgaris, Erica cinerea, Polygala chamaebuxus, Thymus drucei, Thymus serpyllum, Helianthemum vulgare" - also Pflanzen aus vier nicht näher miteinander verwandter Familien. Nicht alles davon dürfte stimmen! Einigermaßen gut belegt sind nur die Familien Ericaceae und Cistaceae, etwas weniger gut die Lamiaceae.

Polygala chamaebuxus ist ziemlich sicher falsch! Nichtblühende Sonnenröschen und Polygala chamaebuxus sehen sich - obwohl zu unterschiedlichen Familien gehörend - verblüffend ähnlich. Einer, der die beiden verwechselt hat ist offensichtlich der von Kaltenbach (1874) zitierte Herr von Hornig aus Wien. Bei Kaltenbach (1874: 46) heißt es zu „1. Hesperia alveus“ (jetzt Pyrgus alveus): „Hr. v. Hornig fand die Raupe bei Wien im April auf Polygala chamaebuxus. Sie wohnte in einer Höhle, die sie aus mit wenigen Fäden zusammengezogenen Blättern gebildet hatte. Die glanzlose, schagrinartig rauhe Puppe ist mit vielen kurzen hellbraunen Borsten besetzt. Der Schmetterling erscheint Ende Juni (Verh. d. zool.-bot.-Vereins in Wien, IV. Band.)“. Dass Pyrgus alveus an Polygala chamaebuxus lebt, können wir heute ausschließen. Dann geht es bei Kaltenbach (1874: 46-47) aber weiter: „2. Pempelia palumbella, SV. Hr. v. Hornig entdeckte die Raupe im September und October auf derselben Nahrungspflanze wie die obige. Sie überwintert in halberwachsenem Zustande; im März und April fand er sie im Freien erwachsen. Sie lebt einsam, dicht über der Erde in einem zarten, hellen Schlauche, welcher zwischen den niedrigen Blättern und Stengeln oder zwischen Steinen angelegt, mit Erdkörnern verwebt und ungewöhnlich lang ist. Die Verwandlung geschieht in einem weitläufigen, ziemlich dichten, weissen Gespinnst. Bei Zimmerzucht erscheint der Falter im Mai oder Juni, im Freien erst im Juli, August. (Verh. d. zool.-bot. Vereins in Wien, IV. p 16).“

Im Original von von Hornig (1854: 16-18) wird zuerst P. palumbella abgehandelt und Pyrgus alveus dann angehängt. Die Beschreibung der Raupe von Ersterer ist sehr ausführlich; zur Biologie heißt es: „Die Raupen fand ich auf verschiedenen Bergen um Wien, namentlich bei Gumpoldskirchen, zuerst noch jung im September, dann gegen Ende October, durchwinterte sie in mehr als halb erwachsenem Zustande, und erhielt sie endlich im nächsten März und April an den frühern Fundorten abermals, nunmehr jedoch ausgewachsen. Es unterliegt hiernach keinem Zweifel, dass die Raupe überwintert. Die Pflanze, auf der ich sie stets antraf, und womit ich sie erzog, ist Polygala Chamaebuxus L. Sie lebt einsam, knapp über dem Erdboden in einem zarten hellen Schlauche, welcher zwischen den niedern Stängeln und Blättern der Pflanze oder auch zwischen Steinen angelegt, mit Erdkörnern verwebt und ungewöhnlich lang ist. In diesem Schlauche überwintert die Larve, und ich sah sie denselben freiwillig nicht verlassen, ausser als sie sich zur Verwandlung anschickte. Aus dem letztern Umstande erkläre ich mir bei der bedeutenden Lebensdauer der Raupe die auffallende Länge des Schlauches, den sie, nachdem die umliegenden Blätter abgefressen, wohl weiter fortspinnen wird, um in den Bereich neuer Nahrung zu gelangen.“ All das wäre bezüglich der Nahrungspflanze noch relativ unverdächtig, wenn von Hornig (1854: 17) nicht fortführe: „Ich kann nicht umhin, hier zu erwähnen, dass ich im April 1853 auf einer üppigen Pflanze der Polygala Chamaebuxus zugleich mit Raupen von Palumbella zwei ausgewachsene Raupen von Syrichthus Alveus Hb. (Fritillum O.) fand ….“ Hornig hatte es also nahezu sicher gar nicht mit Polygala chamaebuxus, sondern mit Helianthemum zu tun!

Die Artseite auf [ukmoths.org] berichtet, dass die Art in England von R.J. Heckford von Calluna vulgaris und Erica cinerea gezüchtet wurde - was auch bestens zu den dortigen Lebensräumen passt - aber auch zu vielen Vorkommen in Mitteleuropa. Dass die Raupe auch im Freiland an Calluna vulgaris lebt, wurde durch Schütze (1904: 195-199) detailliert geschildert.

Die Artseite auf [ukmoths.org] berichtet aber weiter: "In Spain, where the species is fairly common, the commonest foodplants are rock-roses and allies (Cistus and Halimium spp.), which are favourites among gardeners in Britain."

Angaben zu Thymus bzw. Thymus drucei aus England - wie sie sich z.B. bei Goater (1986) finden, sind wahrscheinlich ohne zuverlässige Primärbeobachtung.

Schmid (2019: 726) berichtet aus den Alpen: "Die Raupe (3, 5) lebt in Pflanzenpolstern am Rande von flachen Steinen in Seidenröhren, die tief in die Bodenschicht hineinreichen. Sie ist polyphag mit Vorliebe für Alpen-Sonnenröschen (Helianthemum alpestre) und Thymian (Thymus sp.)".

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

palumba Holztaube.“

Spuler 2 (1910: 211L)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Literatur

  • Erstbeschreibung: [Denis, M. & J. I. Schiffermüller] (1775): Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am k. k. Theresianum. 1-323, pl. I a+b, Frontispiz. Wien (Augustin Bernardi). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München: [138].
  • Goater, B. (1986): British Pyralid Moths. A guide to their identification. — 1-175 + 8 colour plates (Colchester: Harley Books).
  • Hornig, J. von (1854): Ueber die ersten Stände einiger Lepidopteren. — Verhandlungen des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien, 4 (Abhandlungen): 15-22. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
  • Kaltenbach, J. H. (1874): Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten. Ein nach Pflanzenfamilien geordnetes Handbuch sämmtlicher auf den einheimischen Pflanzen bisher beobachteten Insekten zum Gebrauch für Entomologen, Insektensammler, Botaniker, Land- und Forstwirthe und Gartenfreunde. — 848 S.; Stuttgart (Julius Hoffmann).
  • Leraut, P. (2014): Moths of Europe. Volume 4. Pyralids 2. - 441 S.; Verrières-le-Buisson (N.A.P Editions).
  • Schmid, J. (2019): Kleinschmetterlinge der Alpen : Verbreitung : Lebensraum : Biologie. - 800 S.; Bern (Haupt-Verlag).
  • Schütze, [K.T.] (1904): Mitteilungen über einige Kleinschmetterlinge. — Deutsche Entomologische Zeitschrift "Iris", 17: 192-208.
  • [SCHÜTZE (1931): 156-157]