1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Kopula
1.3. Ausgewachsene Raupe
1.4. Jüngere Raupenstadien
Anmerkung: einige Raupenfotos waren bis zum 9. Dezember 2016 fälschlicherweise bei Anthophila fabriciana eingestellt [Forum].
1.5. Fraßspuren und Befallsbild
1.6. Puppe
1.7. Ei
2. Diagnose
2.1. Männchen
Unterscheidung ausgewachsene Raupe von Anthophila fabriciana und juvenile Raupe von Patania ruralis:
- Farbe der Brustbeine: bei A. fabriciana schwarz; bei P. ruralis hyalin
- Bewarzung (Pinacula): bei A. fabriciana klein und schwarz; bei P. ruralis groß und heller.
- Borstenlänge und -krümmung: bei A. fabriciana kürzer und gebogen; bei P. ruralis lang und gerade.
- Körperfarbe: bei A. fabriciana olivgrün mit oft deutlichem Graustich; bei P. ruralis frisch- bzw. giftgrün (glasig wirkend) [Tina Schulz im Forum]
2.2. Genitalien
2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen
2.3. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Urticaceae:] Urtica dioica (Große Brennnessel) [mit großem Abstand wichtigste Nahrungspflanze!]
- [Urticaceae:] Parietaria officinalis (Aufrechtes Glaskraut) [siehe "Fraßspuren und Befallsbild", Bilder 2-3]
- [Cannabaceae:] Humulus lupulus (Hopfen) [mehrfach]
- [Rosaceae:] Filipendula ulmaria [= Spiraea ulmaria] (Mädesüß) [mehrfach]
- [Ulmaceae:] Ulmus minor [= Ulmus campestris] (Feld-Ulme)
- [Ulmaceae:] Ulmus sp. (Ulme)
- [Amaranthaceae:] Chenopodium sp. ? (Gänsefuß ?)
- [Amaranthaceae:] Atriplex sp. ? (Melde ?)
- [Grossulariaceae:] Ribes sp. ? (Johannisbeere ?)
Schon Rössler (1866) legt eine Liste von Raupennahrungspflanzen vor: "Die Raupe lebt an vielerlei Pflanzen zwischen Blättern eingesponnen als Nesseln, Spiraea, Hopfen, Chenopodium und Atriplex." Während die ersten drei Pflanzen der Liste später immer wieder bestätigt wurden, gilt das für die beiden letzten nicht.
Mit ganz großem Abstand wichtigste Raupennahrungspflanze ist sicher die Große Brennnessel. Dies gilt - so vorhanden - für beide Generationen und wahrscheinlich für das gesamte europäische Verbreitungsgebiet. Teilweise wird sie als einzige Nahrungspflanze genannt - so etwa von Goater (1986) für Großbritannien.
Aufrechtes Glaskraut, an dem Jürgen Hensle Raupen fand (siehe "Fraßspuren und Befallsbild", Bilder 2-3), war in der Literatur anscheinend bisher nicht erwähnt; es gehört zur selben Pflanzenfamilie der Brennnesselgewächse und wächst ja vielfach auch an gut passenden Stellen.
Hopfen - schon von Rössler (1866) und Bau (1886) gemeldet - kann ich durch mehrere eigene Beobachtungen am Oberrhein bestätigen. Siehe auch "Fraßspuren und Befallsbild", Bild 5)
Mädesüß (Filipendula ulmaria) - u.a. durch Slamka (2013) aufgelistet - kann hier durch eine Raupenzucht von Tina Schulz [Lepiforumsbeitrag 28. September 2016] (siehe auch Raupenbilder, Fraßbild und Habitatfoto oben) bestätigt werden. Die Angabe "Spierstrauch-Arten" oder "Spiraea spp." bei Rössler (1866) und späteren Autoren geht sicher ebenfalls auf das Mädesüß zurück, das damals als "Spiraea ulmaria" bezeichnet wurde.
Wie gut belegt die von Slamka (2013) mit aufgelisteten weiteren Arten aus anderen Familien sind, weiß ich nicht: Chenopodium spp., Atriplex spp., Ribes spp. - sie werden hier erst mal mit Fragezeichen versehen, auch wenn - oder gerade weil - sie auf unendlich vielen Internetseiten wiederholt werden.
Gänsefuß (Chenopodium) und Melde (Atriplex) wurden schon bei Rössler (1866) genannt - ob erstmals ist mir noch unklar. Möglicherweise liegt hier ein Fehler vor, der in den nächsten 150 Jahren immer wieder unkritisch abgeschrieben wurde. So ist bei Bau (1886) zu lesen: "Raupe im Frühjahr in zusammengesponnenen Brennnessel-, Hopfen- und Meldenblättern.", bei Eckstein (1933) dann: "Urtica, Chenopodium, Atriplex, Spiraea, Humulus, Ribes" und bei Slamka (2013): "The larva lives 6 and 8-5 in rolled-up leaves mainly of Urtica dioica also Humulus spp., Chenopodium spp., Atriplex spp., Filipendula ulmaria, Ribes spp."
Johannisbeere (Ribes) wurde von Eckstein (1933) mit aufgelistet - ob das die älteste Quelle zu dieser Pflanze ist, weiß ich nicht. Auch wenn sie seither oft wiederholt wurde, scheint mir die Beobachtung nicht abgesichert.
Keine weitere Berücksichtigung in der Literatur oder auf Internetseiten gefunden hatte eine Angabe von Peyerimhoff (1882) von Ulme: "Chenille [...] abonde en mai et en juin sur les orties, d'ou elle gagne parfois les basses branches des ormes et des autres plantes voisin." Wenn also im Frühjahr ein tief hängender Ulmen-Zweig in die vielen besiedelten Brennnesseln hineinhängt, werden Ulmenblätter mit in das Gespinst einbezogen, genauso wie Blätter anderer Pflanzen neben den Brennnesseln; fressen dürften die Raupen die Ulmenblätter dann durchaus können. Und tatsächlich konnte Josef Bücker [ Forumsbeitrag 17. September 2017] unter dem Betreff "Patania ruralis an Ulmus minor" berichten: "hier ein Fund, der bestätigt, dass die Raupe des Nesselzünslers auch an Ulmen lebt. [...]" (siehe auch "Fraßspuren und Befallsbild", Bilder 6-7). Gezeigt wurde dann nicht eine ausgewachsene Raupe, die auch mal an einem Ulmenblatt nagt, sondern eine noch jüngere Raupe mit dem entsprechenden Fraßbild an einem Feld-Ulmen-Blatt - sehr wahrscheinlich hatte hier bereits die Eiablage stattgefunden.
(Autor: Erwin Rennwald)
3.3. Parasitoide
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„die Ländliche.“
4.2. Andere Kombinationen
- Phalaena ruralis Scopoli, 1763 [Originalkombination]
- Pleuroptya ruralis (Scopoli, 1763) [bis 2015 übliche Kombination]
- Botys ruralis (Scopoli, 1763)
- Syllepta ruralis (Scopoli, 1763)
- Sylepta ruralis (Scopoli, 1763)
4.3. Taxonomie
Bis einschließlich 2015 / 2016 wurde für diese Art üblicherweise die Kombination Pleuroptya ruralis verwendet. Auf GlobiZ [pyraloidea.org] wird die Art erstmals mit Patania kombiniert und erläutert (abgefragt 6. Oktober 2015): "Patania ruralis: Phalaena ruralis Scopoli, 1763 has been placed for a long time in Pleuroptya Meyrick, 1890. Kirti & Gill 2007: 265 treat Pleuroptya is a junior subjective synonym of Patania Moore, 1888, but did not transfer Phalaena ruralis to Patania."
Leraut (2012) und Slamka (2013) haben die Arbeit von Kirti & Gill (2007) wohl übersehen, erwähnen sie jedenfalls nicht und verwenden weiterhin Pleuroptya ruralis als gültige Kombination. Nur auf "Insekten Sachsen" nahm Matthias Nuss mit der [Änderung vom 19.02.2015] die Anmerkung hinzu: "Der aktuell gültige Name für Pleuroptya Meyrick, 1890 ist Patania Moore, 1888 (Kirti & Gill 2007: 265)." Auf der [Artseite von "Insekten Sachsen"] wird (Stand 30. September 2016) die Art weiterhin unter Pleuroptya ruralis geführt, allerdings mit dem Hinweis: "Patania ruralis – gültige Gattungskombination : Pleuroptya ruralis – frühere Gattungskombination".
4.4. Deutscher Name
In der deutschsprachigen Literatur wird für diesen häufigen Falter meist der Name "Nesselzünsler" verwendet, für den ebenfalls häufigen Zünsler Anania hortulata den Namen "Brennnesselzünsler", manchmal aber auch ebenfalls "Nesselzünsler". Wir übernahmen diese Namen auch ins Lepiforum. Matthias Nuß wies per E-Mail völlig zurecht darauf hin, dass das verwirrend ist. Er schlug die Hinzuziehung von Flügelmerkmalen bei der Benennung vor und damit die Verwendung der Namen Schwarzweißer Nesselzünsler (für Anania hortulata und Blasser Nesselzünsler (für Patania ruralis). Diesem Vorschlag folgen wir sehr gerne.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.5. Literatur
- Bau, A. (1886): Handbuch für Schmetterlings-Sammler. Beschreibung und Naturgeschichte aller in Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz vorkommenden Groß- und der vorzugsweise gesammelten Klein-Schmetterlinge in systematischer und analytischer, zum Selbstbestimmen geeigneter Anordnung. — 421 S.; Magdeburg (Creutz'sche Verlagsbuchhandlung).
- Eckstein, K. (1933): Die Schmetterlinge Deutschlands. Band 5: Die Kleinschmetterlinge Deutschlands. — Stuttgart (K. G. Lutz Verlag), S. 198.
- Goater, B. (1986): British Pyralid Moths. A guide to their identification. — 1-175 + 8 colour plates (Colchester: Harley Books).
- Kirti, J.S. & N.S. Gill (2007): Revival of genus Patania Moore and reporting of a new species menoni (Pyraustinae: Pyralidae: Lepidoptera). – Journal of Entomological Research, New Delhi 31 (3): 265–275. [Sekundärzitat, zum Abstract und Bestellmöglichkeit [Abstract und Bestellmöglichkeit auf indianjournals.com]]
- Leraut, P. (2012): Moths of Europe. Volume 3. Zygaenids, Pyralids 1 and Brachodids. - 599 S.; Verrières-le-Buisson (N.A.P Editions).
- [SCHÜTZE (1931): 83]
- Peyerimhoff, H. de (1882):Catalogue des Lépidoptères d'Alsace. Avec indication des localités, de l'époque d'apparition et de quelques détails propres a en faciliter la recherche. 2me édition. Deuxième partie (Microlépidoptères). — 182 S.; Colmar (Decker).
- Rössler, A. (1866): Verzeichniß der Schmetterlinge des Herzogthums Nassau, mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse und der Entwicklungsgeschichte. — 342 S.; Wiesbaden (Julius Riedner, Verlagsbuchhandlung).
- Erstbeschreibung: Scopoli, J. A. (1763): Entomologia Carniolica exhibens insecta Carnioliae indigena et distributa in ordines, genera, species, varietates. Methodo Linnaeana. 1-421. Vindobonae (Trattner).
- Slamka, F. (2013): Pyraloidea of Europe (Lepidoptera). Volume 3. Pyraustinae & Spilomelinae. Identification - Distribution - Habitat - Biology. — 357 S., 133 Taf. mit Genitalabb., 31 Farbtaf. mit fast 1100 Bildern – Bratislava (Eigenverlag František Slamka).