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Falter
Kopula
Raupe
Puppe
Ei
Männchen
Weibchen
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Kopula

1.3. Raupe

1.4. Puppe

1.5. Ei

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Falter

Argynnis pandora kann mit dem ♀ des Kaisermantels (A. paphia) verwechselt werden. Diesem fehlt auf der Oberseite der gelbgrüne Schimmer, zudem ist bei A. paphia die Grundfarbe auf der Vorderflügel-Unterseite bräunlich, beim Kardinal hingegen rotorange bis kardinalrot (Name!). Auch ist die Hinterflügel-Unterseite bei A. pandora schwächer gezeichnet als bei A. paphia, zudem von mehr gelbgrüner Grundfarbe. Im Mittelmeerraum gibt es ferner auch noch A. paphia-Weibchen mit deutlichem Grünschimmer oberseits. In frischem Zustand sind diese Tiere weniger grün, als A. pandora, aber abgeflogene können, betrachtet man alleine die Flügeloberseite, leicht verwechselt werden. Hier hilft ein Blick auf die Fleckzeichnung. Bei A. paphia besteht die submarginale Punktreihe der Hinterflügel-Oberseite aus sehr viel größeren Punkten als bei A. pandora und die beiden Flecken der Diskalregion in Zelle 1b und 2 auf der Vorderflügel-Oberseite sind bei A. pandora meist zusammengewachsen, bei A. paphia jedoch deutlich getrennt.

Von allen anderen größeren Perlmuttfaltern ist A. pandora schon oberseits noch deutlicher verschieden. Ein Blick auf die Flügel-Unterseite läßt dann keine Zweifel mehr aufkommen.

2.4. Unterscheidungsmerkmale in der Gattung Argynnis

Oberseite ♂
Oberseite ♀
Unterseite
Unterscheidungsmerkmale
A. paphia



Oberseite
1 - bei ♂ 4 Duftschuppenstreifen auf M3, Cu1, Cu2 und A
2 - relativ große Postdiskalflecken
3 - bei ♀ Diskalflecken getrennt
4 - i.d.R. ohne Schimmer (außer bei f. valesina)
Unterseite
5 - Vorderflügel bräunlich
6 - durchgehender, meist deutlicher Silberstreifen
A. pandora



Oberseite
1 - bei ♂ 2 Duftschuppenstreifen auf Cu1 und Cu2
2 - relativ kleine Postdiskalflecken
3 - bei ♀ Diskalflecken meist verbunden
4 - grünlicher Schimmer
Unterseite
5 - Vorderflügel orangerot, kardinalrot
6 - Silberstreifen oft nur schwach ausgeprägt, manchmal unterbrochen
A. aglaja



Oberseite
1 - bei ♂ meist 2-3 undeutliche Duftschuppenstreifen, manchmal auf Cu2 und A verstärkt
2 - bei ♀ Apex meist aufgehellt
3 - bei ♀ vereinzelt blaugrüne Bestäubung
Unterseite
4 - postdiskale Fleckenreihe fehlt
5 - grüne Bestäubung
A. adippe



Oberseite
1 - bei ♂ 2 deutliche Duftschuppenstreifen auf Cu1 und Cu2
2 - bei ♀ Apex nicht aufgehellt
3 - ♀ nie mit blaugrüner Bestäubung
Unterseite
4 - weiße, braungerandete Postdiskalflecken
5 - meist kleiner (oft fehlender) weißer Fleck an Basis der Hinterflügel, extrem selten schwarz gekernt
6 - Marginallinie undeutlich
7 - bei ♀ 3 Perlmuttflecken im Apikalbereich
A. niobe



Oberseite
1 - bei ♂ fehlende oder 2 undeutliche Duftschuppenstreifen auf Cu1 und Cu2
2 - bei ♀ Apex meist aufgehellt
3 - bei ♀ oft blaugrüne Bestäubung
Unterseite
4 - weiße, braungerandete Postdiskalflecken
5 - weißer, oft schwarzgekernter Fleck an Basis der Hinterflügel
6 - deutliche Marginallinie
A. laodice



Oberseite
1 - bei ♂ 2 Duftschuppenstreifen auf Cu2 und A
2 - Diskalflecken rund/oval
3 - bei ♀ meist kleiner weißer Fleck in Gabelung von R4 und R5
Unterseite
4 - braunrote bis violette Grundfärbung im Außenbereich der Hinterflügel
5 - grünliche bis gelbliche Grundfarbe im Innenbereich der Hinterflügel

Farbtafeln und Text: Jens Philipp

2.5. Ähnliche Arten

3. Biologie

3.1. Habitat

Der Kardinal ist in erster Linie ein Bewohner trockener und lichter Wälder, Macchien und Olivenhaine. Abgewanderte Falter können aber auch in völlig baumlosem Gelände angetroffen werden. Die großen Falter haben einen entsprechenden Nahrungsbedarf, ihr Lebensraum ist daher stets sehr blütenreich. Vertrocknen in einem sehr trockenen Sommer auch die anspruchslosen Disteln, wandern die Falter oftmals ins Gebirge ab. Dann kann man sie auch auf blütenreichen Bergwiesen über der Waldgrenze antreffen. Die eigentliche Heimat der Tiere liegt unter 1800 m. In West- und Zentralasien wurden abgewanderte Falter aber schon in 3000 m Höhe beobachtet. Im europäischen Mittelmeerraum bleiben jedoch auch die Wanderer in der Regel unter 2500 m.

3.2. Lebensweise

Die Flugzeit beginnt etwa Mitte Mai und kann bis weit in den Oktober hinein andauern. Wahrscheinlich gehören die Herbstfalter keiner 2. Generation an. Dies dürften vielmehr solche Tiere sein, die sich nach einer mehrmonatigen inaktiven Übersommerung, bzw. nach Abwanderung ins Gebirge erst im Herbst fortpflanzen.

Die Raupen leben an verschiedenen Veilchen- und Stiefmütterchenarten wie Viola modesta und V. cheiranthifolia. Im Gegensatz zum Kaisermantel legt das ♀ die Eier an die Blätter der Veilchen oder in deren näherer Umgebung ab, nicht an die Rinde benachbarter Bäume. Die Raupe schlüpft noch im Sommer und überwintert, abgesehen von der Eischale, ohne Nahrungsaufnahme.

(Autor: Jürgen Hensle)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„erstes, von Zeus geschaffenes Weib, Gattin des Epimetheus.“

Spuler 1 (1908: 31L)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Verbreitung

A. pandora ist von den Kanarischen Inseln, Marokko, Portugal und Westfrankreich bis Israel sowie bis zum Altai und Himalaja verbreitet. In Europa tritt er hauptsächlich im Süden auf und erreicht gerade noch die Südalpen. An der französischen Atlantikküste kommt er bis in die südliche Bretagne vor. Auch in Osteuropa geht er etwas weiter nach Norden. Er neigt zu kürzeren Wanderflügen und zur Arealerweiterung. Auf diese Weise ist er mittlerweile im Aostatal und im Unterwallis bodenständig geworden. Sehr selten tritt er auch nördlich der Alpen auf, ist dort aber nicht bodenständig. Bury & Guzik (2018) melden neue Funde aus Südost-Polen und vermuten eine aktuell mehrjährige Etablierung der Art.

4.5. Anmerkung zur Verbreitung in Mitteleuropa

Der Kardinal (auch Grünlichgelber Perlmuttfalter oder Grüner Silberstrich genannt) ist in Mitteleuropa wahrscheinlich nicht bodenständig. In Österreich gilt er als seltener Zuwanderer. Habeler (2014) schreibt zur Steiermark: "Von dieser schönen Art kommt es in Abständen von vielen Jahren zu Einzelsichtungen in der Steiermark, doch es gibt noch kein einziges Belegexemplar: 1963 Platte bei Graz (Stark); 1975 Weinburg (Pittaway); 2000 Kreuzberg-Kleingraben (Gillmann) [https://www.lepiforum.de/2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=21581]; und nun in Edelschrott, Oberer Kreuzberg, 960 m, 47°01,6‘ N, 15°05,1‘ E, an Sommerflieder am 21.8.2010 (Thomas Bauer)."

Auch die Funde aus der Schweiz (an verschiedenen Orten im Wallis und Tessin) dürften auf Zuwanderung aus dem Süden beruhen. Zumindest im Unterwallis hat sich die Art mittlerweile fest etabliert.

In Deutschland wurde die Art am 10. u. 11. August 1893 - einem sehr heißen Jahr mit starkem Wanderfaltereinflug - im äußersten Südwesten Baden-Württembergs festgestellt (je ein ♀ bei Müllheim (Baden), leg. M. Standfuss, diskutiert in Ebert & Rennwald, Bd. 1). Standfuss (1896) schrieb schon damals über die "Bedeutung von Temperaturverschiebungen": "Würde z.B. alles das sorgfältig gesammelt und wäre seiner Zeit schriftlich fixiert worden, was das einzige besonders milde und warme Jahr 1893 an von den normalen abweichenden Verhältnissen in der Insektenwelt allein in Mitteleuropa aufwies, so würde die fundamentale Bedeutung von Temperaturverschiebungen für die Umgestaltung der Tierwelt damit sehr deutlich illustriert werden. Diese im Jahre 1893 von den normalen abweichenden Verhältnisse bezogen sich einmal auf das zahlreiche Auftreten ausgesprochen südlicherer Arten in wesentlich nördlicheren Gegenden. Namentlich von England wurden in diesem Jahre eine Anzahl Spezies häufig gemeldet die dort sonst zu den Seltenheiten gehören."

Ebert & Rennwald (1991) hatten festgestellt: "Seitdem ist Pandoriana pandora nicht mehr in unserem Untersuchungsgebiet festgestellt worden, obwohl es seither sicherlich noch mehr solcher von den normalen Verhältnissen abweichende Jahre gegeben hat ... Er bleibt hier ein Einzelfund aus dem Jahre 1893. Für den Freilandbiologen mag es ein Ansporn sein, in Ausnahmejahren die Weibchen von Argynnis paphia besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten." Dies ist - zumindest in der südlichen Oberrheinebene - auch geschehen.

Am 2. August 2013 - 120 Jahre nach den Funden bei Müllheim (Baden) - gelang J. Asal der Fund eines weiteren Weibchens in Deutschland, diesmal nicht in der Rheinebene, sondern auf 630 m Höhe in Todtnau-Schlechtnau im südlichen Schwarzwald: [https://www.lepiforum.de/2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=2074] . Der Fund im Schwarzwald passt durchaus ins Bild, ziehen sich Falter dieser Art in Südeuropa im Sommer doch ebenfalls gerne ins Gebirge zurück.

Im Zusammenhang mit dem Fund im Schwarzwald weist K. Hanisch auf eine Beobachtung von J. Pascher von Ende Juli 2012 in einem Garten bei Neuwied-Fischerbach (Rheinland-Pfalz) hin, bei dem der Beobachter ebenfalls sehr sicher war, A. pandora vor sich zu haben, bei dem aber leider kein Foto- oder Sammlungsbeleg gelang: [https://www.lepiforum.de/2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=2080] .

(Autor: Erwin Rennwald, aktualisiert 5. August 2013 und 3. Februar 2019)

4.6. Literatur