Artberechtigung umstritten!
Nordafrikanische Art oder Unterart aus dem Hyles tithymali-Komplex, Einzelfunde auf Malta, angeblich auch auf Fuerteventura.
VorkommenLinks (0)Fundmeldungen
Länder:+5Kontinente:EUAF
Falter
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Euphorbiaceae:] Euphorbia calyptra [= Euphorbia calyptra]
  • [Euphorbiaceae:] Euphorbia biglandulosa
  • [Euphorbiaceae:] Euphorbia terracina
  • [Euphorbiaceae:] Euphorbia guyoniana

Danner et al. (1998) schreiben: "Raupen dieser Art wurden an Euphorbia callyptra, E. biglandulosa, E. terracina und E. guyoniana gefunden. In der Zucht fressen sie ohne Zögern jede andere in Mitteleuropa wachsende Euphorbia, die auch von H. euphorbiae L. angenommen wird".

4. Weitere Informationen

4.1. Taxonomie

Das Taxon deserticola wurde meist als Subspecies von Hyles tithymali angesehen, einer Art, die bei weiter Fassung neben der nominotypischen Unterart der Kanaren und Kapverden die Unterarten Hyles tithymali mauretanica (Staudinger, 1871) [Nordafrika, Gebirge], Hyles tithymali deserticola (Staudinger, 1901 [Nordafrika, meernahe Bereiche], Hyles tithymali himyarensis Meerman, 1988 [Yemen], Hyles tithymali gecki de Freina, 1991 [Madeira] und Hyles tithymali phaelipae Gil-T & Gil-Uceda, 2007 [Kanaren, El Hierro] umfasst. Danner et al. (1998) erhoben fast alle diese Taxa in den Artrang, was aber bis heute massiv in Frage gestellt wird. Genetische Studien unterstützen diese Zweifel an der Artberechtigung der genannten Taxa. Letzten Endes deutet alles darauf hin, dass es einen weit zu fassenden Hyles euphorbiae-Komplex gibt, der sich in zwei große Linien (euphorbiae und tithymali) gliedert, deren Untereinheiten noch alle miteinander kreuzbar sind, wenn auch mit teilweiser Sterilität der Weibchen der F1-Generation. So spricht vieles dafür dass Hyles cretica in historischer Zeit aus einer solchen Hybridpopulation hervorgegangen ist und Hyles sammuti eine aus Hybridisierung von Tieren der beiden Linien hervorgegangene Art in statu nascendi, die aber möglicherweise gar nicht aus diesem Status herauskommt.

Hundsdoerfer et al. (2019) kommen in einer sehr umfangreichen genetischen Studie zum Schluss, dass alle diese Taxa durch Genfluss weiterhin mit Hyles euphorbiae verbunden sind, und damit alle diese Tiere zu einer einzigen Art gehören. Sie schreiben von einer "Overestimation of species diversity in Hyles hawkmoths" und treffen formal folgende Synonymisierungen:

"Hyles euphorbiae (Linnaeus, 1758)

= Deilephila tithymali Boisduval, 1834 syn. nov.

= Hyles tithymali mauretanica Staudinger, 1871 syn. nov.

= Deilephila robertsi Butler, 1880 syn. nov.

= Deilephila peplidis Christoph, 1894 syn. nov.

= Deilephila mauretanica deserticola Staudinger, 1901 syn. nov.

= Celerio euphorbiae conspicua Rothschild and Jordan, 1903 syn. rev.

= Hyles tithymali himyarensis Meerman, 1988 syn. nov.

= Hyles euphorbiae gecki de Freina, 1991 syn. nov.

= Hyles robertsi elisabethae Ebert, 1996 syn. nov.

= Hyles cretica Eitschberger, Danner and Surholt, 1998 syn. nov.

= Hyles sammuti Eitschberger, Danner and Surholt, 1998 syn. nov.

= Hyles tithymali gallaeci Gil-T., Requejo and Est evez, 2011 syn. nov.

= Hyles tithymali phaelipae Gil-T. and Gil-Uceda, 2012 syn. nov.

"

Sie stellen weiter fest: "Several of the former subspecies names (conspicua, deserticola, gallaeci, gecki, himyarensis, mauretanica, phaelipae, and tithymali [...] of the Western Palearctic HEC may be used as informal names for populations reflecting traditional names based on morphological patterns and geography (but not mitochondrial lineages)."

Aus praktischen Gründen führen wir die Taxa tithymali, deserticola, cretica und sammuti hier weiterhin als getrennte "Arten" (mit Hinweis: "Artberechtigung umstritten!"), auch wenn wir von deren Berechtigung keineswegs überzeugt sind. Der Hyles euphorbiae complex (HEC) ist ein Komplex, der praktisch jedes Artenkonzept in Frage stellt - aber gerade das macht ihn so spannend.

4.2. Verbreitung

Hyles tithymali deserticola bzw. Hyles deserticola ist eine nordafrikanische Unterart oder Art . Danner et al. (1998) schreiben dazu: "In der Randzone von Oasen und den Wadis der Sahara von Marokko, Algerien, Tunesien und Ägypten. Im Norden bis zum Südrand des Atlasgebirges, im Süden bis zum Hoggargebirge."

Catania (2008) meldet Funde von 3 Einzeltieren von Hyles tithymali deserticola auf Malta in der Zeit vom 15. bis 25. April 2007 als Folge stürmischer Winde aus Afrika, die unter anderem auch viele Hyles livornica mitgebracht haben. Die Art ist daher in unsere Europaliste aufzunehmen.

Kritischer zu bewerten ist der Aufsatz von Eitschberger & Saldaitis (2006) mit Thema: "Hyles deserticola (Staudinger, 1901) auf der Kanaren-Insel Fuerteventura". Sie schreiben: "Erstmals berichtet Gil (2002: 121-124) über den Fund dieser Art auf der Kanareninsel Fuerteventura. Gil betrachtet allerdings, wie die meisten anderen Autoren, diese als eine Unterart von H. tithymali (Boisduval, 1834)." Und dann berichten sie: "Im Oktober 2004 erhielten wir jeweils 2 ♀♀ der Arten H. tithymali (Bdv.) und H. deserticola (Stgr.), die alle zusammen an einem Abend zwischen dem 1.-16.II.2004 in der Hotelanlage Faro Jandia, Jandia Playa, Fuerteventura von der Enkelin des österreichischen Entomologen Franz Hofer gefangen worden waren". Sie schließen daraus: "Der erneute Fang von zwei frischen ♀♀ der H. deserticola (Stgr.), die keine Verletzung oder Abnützung der Flügelschuppen erkennen lassen, läßt es wahrscheinlich erscheinen, daß sich diese Art auf Fuerteventura durch den Zuflug von versprengten Tieren aus Nordafrika etablieren konnte und daß der erste Nachweis durch Gil nicht in Frage zu stellen ist, so wie von Hundsdoerfer, Kitching & Wink (2005 a: 29) getan. Wünschenswert wären weitere Beobachtungen, da sich dann feststellen ließe, wie sich beide Arten nebeneinader verhalten: Können sie in Koexistenz miteinander leben, wobei sich auch Hybride ergeben, wie es beispielsweise zwischen H. euphorbiae (Linnaeus, 1758) und H. gallii (Rottemburg, 1775) gelegentlich zu beobachten ist oder sind Verdrängungsprozesse die Folge? Das sind einige der Fragen, die hoffentlich in naher Zukunft geklärt werden können. Die Frage ob H. deserticola (Stgr.) und H. tithymali (Bdv.) eigenständige Arten sind, sollte sich jedoch nicht mehr stellen, nachdem sie nun auch sympatrisch Vorkommen."

Zweifel sind hier durchaus angebracht, ja drängen sich hier geradezu auf. Ich kann der Formulierung von Pittaway auf dessen Unterartseite auf [tpittaway.tripod.com] jedenfalls sehr viel abgewinnen: "However, the illustration given by the latter is of a pale, desertic ecotype of Hyles tithymali tithymali, a condition probably caused by feeding on Euphorbia paralias growing on hot, dry sand dunes (Hundsdoerfer, Kitching & Wink, 2005a). Additionally, a molecular phylogenetic study of the population places it firmly within Hyles tithymali tithymali (Hundsdoerfer, Kitching & Wink, 2005a). Although it may be possible for individuals of Hyles tithymali deserticola to occasionally cross the 100km of water between Morocco and Fuerteventura, there is (as yet) no genetic evidence for this."

4.3. Typenmaterial

Danner, Eitschberger & Surholt (1998: 246-247) legen einen Neotypus fest: „Neotypus ♂ Deilephila mauretanica deserticola Staudinger, 1901 Cat. Lepid. palaearc. Fauneng.: 102 = Hyles deserticola (Stgr., 1901) Eitschberger des., 11.xii.1995". Sie schreiben dazu: "Deponiert ist das Tier im EMEM [...]".

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Literatur

4.5. Informationen auf anderen Websites (externe Links)