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Falter
Männchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Crassulaceae:] Hylotelephium telephium agg. [= Sedum telephium agg.] (Purpur-Waldfetthenne agg.)

Klimesch (1941: 1-2) konnte dank seines Sucheifers berichten: "Die Angaben über die Lebensweise dieser in Mitteleuropa bis Finnland verbreiteten, doch meist sehr lokal vorkommenden Art sind in unseren Handbüchern sehr dürftig. Richtige, allerdings knappe biologische Notizen finden wir in Meyricks Revised Handbook of British Lepidoptera (1927). Diese sind leider den meisten unserer Sammler unbekannt geblieben. Auch K. T. Schütze hat sie in seiner 1931 erschienenen Arbeit „Die Biologie der Kleinschmetterlinge" nicht berücksichtigt. Ebenso waren mir, als ich vor mehreren Jahren erstmalig daranging, der Raupe in der Linzer Gegend nachzuspüren, ihre Lebensgewohnheiten durchaus unbekannt. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn ich mir die Spuren der Raupe der gesuchten Art ähnlich auffällig vorstellte, wie wir dies von allen heimischen Hyponomeuta-Arten gewohnt sind, nämlich in die Augen fallende soziale Gespinste und Kahlfraß. Nach diesen suchte ich jedoch vergeblich, denn die stannellus-Raupe lebt ganz im Gegensatz zu ihren Verwandten einzeln und unauffällig an ihrer Futterpflanze: Sedum telephium." Und dann wurde er konkret: "Auf moosbedeckten Felstrümmern im Großen Rodltal bei Linz, meist an sehr trockenen, sonnigen, aber auch an schattigeren, nahe an feuchten Wäldern gelegenen Plätzen, wächst die Futterpflanze in zahlreichen kleineren Beständen. Dort sind die Flugplätze der Falter, die Ende Mai, Anfang Juni in den Abendstunden zu erscheinen pflegen. Als richtige Dämmerungsflieger sind sie nur selten am Licht zu beobachten. Über die erste Lebenszeit der Raupe ist mir bisher noch nichts bekannt geworden. Sie dürfte aber jung überwintern, denn schon Mitte April, wenn die Futterpflanze noch gar nicht richtig entwickelt ist, ist sie erwachsen. Anfangs Mai sind schon meist keine Raupen mehr zu finden. Nichts verrät dann dem unkundigen Auge die Stelle, an der kurze Zeit vorher die stannellus-Raupe gelebt hat. In der Tat, die Spuren, die die Raupe zu ihren Lebzeiten hinterläßt, sind nur sehr gering: welke Pflanzenteile und manchmal die zurückgebliebene Entwicklung der ganzen Pflanze. Erstgenannte Erscheinung ist aber nicht selten auch auf die Raupe der Gnophos pullata Tr. zurückzuführen, die angewelkte Nahrung liebt und daher die saftreichen Blätter an ihrer Basis anzunagen pflegt, sodaß sie dann welken. Charakteristisch für die stannellus-Raupe ist aber ein System von sehr zarten, schlauchartigen Gespinstgängen, das am Grunde der Futterpflanze, meist zwischen Moos oder dürren Laubteilen, angelegt wird. Diese weißlichen Gespinstgänge sind manchmal bis zu 80—100 mm lang und von vielen, locker angelegten weißlichen Gespinstfäden umgeben, die bis an die Oberfläche des Mooses reichen und dort, flüchtig betrachtet, den Eindruck einer leichten Schimmelbildung, ähnlich dem sogenannten Schneeschimmel, hervorrufen. Von den geschilderten Gespinstgängen aus, also von unten, befällt die Raupe die Pflanze, entweder den fleischigen Stengel aushöhlend und darin 20—60 mm aufwärts steigend, oder in den Wurzelstock eindringend; letzteres geschieht stets bei schwächeren Pflanzenständen. In allen Fällen ist die reinliche Raupe sorgsam darauf bedacht, den Kot aus ihrer nächsten Nähe zu entfernen. Sie lagert ihn zu diesem Zweck am Ende eines Gespinstschlauches ab, wo er bei im Wurzelstock fressenden Raupen wegen seiner gelblichen Färbung leicht auffällt. [...]".

Ausgestattet mit diesem Hintergrundwissen sollte es eigentlich möglich sein, die Raupe zu finden - und für das Lepiforum zu fotografieren.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Faunistik

Die Art war nach Gaedike & Heinicke (1999) aus Deutschland nur von Bayern bekannt (Angaben von vor 1980). Dort stand sie in den Regionen Schichtstufenland, Ostbayerisches Grundgebirge sowie Tertiär-Hügelland und voralpine Schotterplatten in der Kategorie "0 - ausgestorben oder verschollen" der Roten Liste (Pröse et al. 2003). P. Lichtmannecker in Arbeitsgemeinschaft Microlepidoptera in Bayern (2010) konnte am 19. Mai 2007 3 Tiere bei Buchsee, Lkr. Passau am steil abfallenden, felsigen Nordufer der Donau fangen und damit nach den Uraltmeldungen aus Regensburg und Augsburg und ebenfalls älteren Angaben aus dem Höllental im Frankenwald (1954-1957) das aktuelle Vorkommen der Art in Deutschland bestätigen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Literatur