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Falter
Männchen
Männchen
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

Die Determination der Pseudatemelia-Arten [jetzt Agnoea-Arten] ist nicht einfach und gelingt mehrheitlich nur über eine Untersuchung der Genitalstrukturen. Bei den Männchen führt dies meistens zu einer eindeutigen Zuordnung. Einzig Pseudatemelia josephinae [jetzt Agnoea josephinae] und P. elsae [jetzt Agnoea elsae] bieten da vielleicht einige Schwierigkeiten. Bei den Weibchen dagegen ermöglicht auch eine GU nicht immer eine hieb- und stichfeste Aussage.

2.1. Männchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen

3. Biologie

Unter den vielen durch GU belegten P. josephinae [jetzt Agnoea josephinae] konnte ich in meiner Gegend Pseudatemelia synchrozella [jetzt Agnoea synchrozella] bisher erst einmal finden. Das oben abgebildete Männchen ist im Jura in einem Bergwald an einer Stelle ans Licht geflogen, wo gleichzeitig auch P. josephinae zahlreich vorkommt. Im Alpengebiet soll P. synchrozella weiter verbreitet und häufiger sein. (Rudolf Bryner)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

  • Tubuliferola synchrozella Jäckh, 1959 [Originalkombination]
  • Pseudatemelia synchrozella (Jäckh, 1959) [übliche Kombination bis 2014]

4.2. Taxonomie

Corley (2014) weist bei seiner Erstbeschreibung seiner Agnoea nonscriptella darauf hin, dass Sinev & Lvovsky (2014) alle Arten der bisherigen Gattung Pseudatemelia zu Agnoea stellen. Schon zuvor hatten Heikkilä & Kaila (2010) die Gattungen Pseudatemelia und Amphisbatis zu den Lypusidae (innerhalb der Gelechioidea) gestellt.

Walsingham (1901) beschrieb eine "Blastobasis (?) evanescens sp. n." aus Korsika. In seiner Übersicht der Blastobasidae in Walsingham (1907-1908) stellte er die Gattung Agnoea mit Agnoea evanescens als Typus (und einziger bekannter Art) vor. Nach Sinev & Lvovsky (2014) stellte Nel (2012) bei der Untersuchung der Typen beider Taxa Konspezifität von Agnoea evanescens mit der ebenfalls von Korsika beschriebenen Oecophora fuscifrontella Constant, 1884 fest. Diese war längst in die Gattung Pseudatemelia überführt worden, hieß also Pseudatemelia fuscifrontella (Constant, 1884). Nach Sinev & Lvovsky (2014) wurde die Gattung Pseudatemelia aber erst 1910 mit der Beschreibung von Pseudatemelia aeneella Rebel, 1910 aufgestellt, also deutlich nach der Beschreibung der Gattung Agnoea. Sie begründen, warum sie Pseudatemelia fuscifrontella (= Agnoea evanescens) und Pseudatemelia aeneella für Angehörige der gleichen Gattung halten. Dies hatte zur Konsequenz, dass die Gattung Pseudatemelia aufzulösen und alle ihr bisher zugeordneten Arten in die Gattung Agnoea zu überführen waren. Diesen Schritt gingen die Autoren dann auch Art für Art durch.

4.3. Faunistik

Locus typicus ist “Mittenwald, Brunnstein” in den Bayerischen Alpen (Deutschland). Nach Gaedike & Heinicke (1999) wurde die Art in Deutschland auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Die Pfalz wurde dabei schon durch das Typenmaterial benannt: Jäckh (1959: 180): „Untersucht: ♂-Typus, Mittenwald, Brunstein, 1400 m, 14.VII.1921, leg. und coll. Bauer (Mus. München); ♂-Paratypen [...] Nr. 3: Pfalz, Annweiler, 28.VI.1949, leg. und coll. Jöst; Nr. 6: Pfalz, Frankweiler, leg. und coll. de Lattin (Präp. Nr. 2341) [...]. ♀-Allotypus, Garmisch, Kreuzeckweg, ca. 900 m, 30. VI. 1924, leg. und coll. Bauer (Mus. München); ♀-Paratypen [...] Nr. 5: Pfalz, Annweiler, 24. VI. 1937, leg. und coll. Jöst; [...]."

Bei Gaedike et al. (2017) wird die Art aus Bayern und aus Sachsen-Anhalt als aktuell benannt. Zur Angabe aus Bayern ist bei Haslberger & Segerer (2016: 170) zu erfahren: "rezent: Schneizlreuth, Baumgarten/Rötelbach, 27.6.2005 BC ZSM Lep 29080 (Haslberger)." Die Angabe aus Sachsen-Anhalt ist zeitlich falsch einsortiert. Bei Karisch (2014: 150) ist zum Hochharz in Sachsen-Anhalt zu lesen: "Unveröffentlichte Nachweise 1989–2012: Schierke: Oberes Elendstal, 09.VI.1996 (LF, 1, CCLL_M+Fi) (Determination durch GU)." Und es wird erläutert: "Tokar et al. (2005) nennen Felssteppen und exponierte montane Hänge mit Laub- und Mischwäldern als Lebensräume der Art. Das in steiler Hanglage stockende Luzulo-Fagetum des oberen Elendstales mit Felsformationen entspricht dem in idealer Weise. Trotz verstärkter Beobachtung in den letzten Jahren konnte aber kein weiteres Tier der Art entdeckt werden. P. synchrozella zählt als perialpisches Element zu den chorologischen Besonderheiten des Hochharzes."

Die Daten aus Baden-Württemberg betreffen die Schwäbische Alb bei Bad Urach, wo Scholz die Art 1984 und 1995 nachwies. Karl Hofsäß [e-Mail am 23. Januar 2024 an E. Rennwald] gelang dann am 19. Juni 2022 im Wildseemoor bei Kaltenbronn im Nord-Schwarzwald der Fang eines Männchens am Licht - das Tier wurde per GU bestimmt.

Fast alle Funde liegen im montanen Bereich. Die alten Nachweise aus dem Pfälzer Bergland betreffen hingegen Höhenlagen um oder sogar unter 500 m - hier hatten sich bis jüngst aber auch andere montane Arten gehalten, allen voran Erebia meolans. Ob A. synchrozella hier mittlerweile ausgestorben ist oder noch immer vorkommt, wäre interessant zu überprüfen. Eine Gefährdung ist zumindest in den niedrigen Lagen zu befürchten. Nur in den Alpen Bayerns sollte die Art noch häufiger zu finden und nicht gefährdet sein - Daten dazu gibt es aber fast keine.

Nach SwissLepTeam (2010) tritt die Art in der Schweiz im Wallis und in Graubünden auf, nach Literaturangaben angeblich auch in der Südschweiz und im Mittelland; letzteres wird durch den oben gezeigten Diagnosefalter von 2012 aus Bern bestätigt.

Huemer (2013) führt die Art für Österreich von den Bundesländern Vorarlberg, Nordtirol, Osttirol, Kärnten, Steiermark und Niederösterreich an.

Weitere Nachweise gibt es aus der Slowakei, Rumänien, Kroatien, Slowenien, Italien und Frankreich.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Typenmaterial

Jäckh (1959: 180): „Untersucht: ♂-Typus, Mittenwald, Brunstein, 1400 m, 14.VII.1921, leg. und coll. Bauer (Mus. München); ♂-Paratypen Nr. 1: Trafoi, leg. Staudinger (Mus. Berlin); Nr. 2: Campiglio, VII. 1897, leg. Rebel (Mus. Wien); Nr. 3: Pfalz, Annweiler, 28. VI. 1949, leg. und coll. Jöst; Nr. 6: Pfalz, Frankweiler, leg. und coll. de Lattin (Präp. Nr. 2341); Nr. 9: Steiermark, Altaussee, 720 m, 26. VII. 1947, leg. Klimesch (Mus. Trento). ♀-Allotypus, Garmisch, Kreuzeckweg, ca. 900 m, 30. VI. 1924, leg. und coll. Bauer (Mus. München); ♀-Paratypen Nr. 4: Tirol, Leutasch, Weg zur Riedbergscharte, ca. 1300 m, 16. VII. 1921, leg. und coll. Bauer (Mus. München); Nr. 5: Pfalz, Annweiler, 24. VI. 1937, leg. und coll. Jöst; Nr. 7: Trentino, oberh. des Loppio-Sees, 800 m, am Licht, 12. VI. 1958, und Nr. 8: Trentino, Val di Genova, Bedule, 1700 m, am Licht, 14. VII. 1958, beide leg. und coll. des Verfassers.“

Sinev & Lvovsky (2014) teilen mit: "Types in the Zoologische Staatssammlung, Munich (Germany)".

4.5. Literatur

  • Corley, M. (2014): Five new species of microlepidoptera from Portugal. — Entomologist’s Record and Journal of Variation 126: 229 - 243.
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer (2016): Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, 106 Supplement: 1-336.
  • Heikkilä, M. & L. Kaila (2010): Reassessment of the enigmatic Lepidopteran Family Lypusidae (Lepidoptera: Tineoidea; Gelechioidea). — Systematic Entomology (2010), 35: 71–89. [erste Seite auf readcube.com]
  • Erstbeschreibung: Jäckh, E. (1959): Beitrag zur Kenntnis der Oecophoridae, die Gattung Tubuliferola Strand, 1917 (Lep.). — Deutsche Entomologische Zeitschrift, Neue Folge 6 (1-3): 174-184, pl. I-IX [Digitalisat und PDF-Download auf onlinelibrary.wiley.com].
  • Karisch, T. (2014): Die Schmetterlinge (Lepidoptera) im Hochharz Sachsen-Anhalts unter besonderer Berücksichtigung der kennzeichnenden Arten der Fauna-Flora-Habitat-Lebensraumtypen. — Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 2014 (2): 1-440. [PDF auf lau.sachsen-anhalt.de]
  • Kolbeck, H., Lichtmannecker, P. & H. Pröse (2005): Neue und bemerkenswerte Funde von Kleinschmetterlingen aus Bayern (Insecta, Lepidoptera). – Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 7: 151-158. Bobingen.
  • Nel, J. (2012): Blastobasis evanescens Walsingham, 1901, synonyme junior de Pseudatemelia fuscifrontella (Constant, 1885) (Lep. Lypusidae). — Oreina 20: 20–21. [PDF auf oreina.org]
  • Sinev, S.Yu. & A.L. Lvovsky (2014): Taxonomical status and species composition of the little known genus Agnoea Walsingham, 1907 (Lepidoptera: Gelechioidea: Lypusidae). Таксономический статус и видовой состав малоизвестного рода Agnoea Walsingham, 1907 (Lepidoptera: Gelechioidea: Lypusidae). — Zoosystematica Rossica 23 (1): 137-144. [PDF auf zin.ru/journals]
  • Walsingham (1901): New Corsican and French Micro-Lepidoptera. — The Entomologist's Monthly Magazine 37: 177-184.
  • Walsingham (1907) [der Band wurde 1908 publiziert, der Teil mit dem Beitrag laut Inhaltsverzeichnis aber schon am 29. Oktober 1907]: Descriptions of new North American Tineid Moths, with a generic table of the Family Blastobasidae. — Proceedings of the United States National Museum, 33: 197-228. [Scan auf biodiversitylibrary.org]

4.6. Informationen auf anderen Websites (externe Links)