1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Erstbeschreibung
4. Weitere Informationen
4.1. Taxonomie und Verbreitung
Staudinger (1878: 298-300) führte das Taxon als Unterart von Deilephila porcellus mit Typenfundort "Amasia" ein, schrieb im Text auch von "Form", stellte aber gleichzeitig die Frage, ob es sich nicht um eine eigenständige Art handeln könnte - was er weiteren Forschungen überlassen wollte. Danner et al. (1998: 328) verpassten dem Taxon dann (erneut) den Rang einer Art: "Choerocampa suellus (Staudinger, 1878) comb. nov. et stat. rev.". Sie argumentierten: "Diese Art wurde durch Pittaway (1993: 160) erneut als Unterart zu Ch. porcellus L. gestellt. Aufgrund der phänotypischen, morphologischen und biologischen Unterschiede und des ganz unterschiedlichen Verbreitungsmusters mit unterschiedlicher Differenzierung auf subspezifischem Niveau, sind wir überzeugt, daß Ch. porcellus L. und Ch. suellus Stgr. als zwei voneinander verschiedene Arten aufzufassen sind. [...] Wir vertreten die Meinung, daß die meisten Taxa, die sich auf Ch. suellus Stgr. beziehen, ohne ausreichende Begründung pauschal von Pittaway (1993: 160) synonymisiert worden sind." Und die Begründung für die Artberechtigung ? Bei Danner et al. (1998: 329) ist zu lesen: "Diese Art ist aufgrund des dunkleren Phaenotyps, bei dem sehr häufig auch jegliche rosarote Schuppen auf den Flügeln und dem Körper fehlen [...], von Ch. porcellus L. leicht zu unterscheiden. Auch wenn es Exemplare mit rosaroter Beschuppung gibt, die im Extremfall fast an die von Ch. porcellus L. herankommen, so kann dies keinesfalls als Kriterium der Konspezifität gedeutet werden." Ich frage mich: Aber warum denn nicht ?
Nach Danner et al. (1998: 325) gibt es "Choerocampa porcellus" im wesentlichen in Europa: "Der Kleine Weinschwärmer fliegt auch, im Gegensatz zu D. elpenor L., in den Gebirgen Nordafrikas. Ansonsten kommt er in ganz Europa bis hin nach Zentralasien vor. In der Türkei, im Nahen Osten sowie den anschließenden Gebieten vom Iran im Südosten Zentralasiens bis nach China wird diese Unterart durch Ch. suellus Stgr. stat. rev. mit ihren Unterarten vertreten, nicht jedoch in den Randgebieten des Aufeinandertreffens verdrängt. Hier gibt es Orte, an denen fliegen beide Arten syntop und synchron".
Danner et al. (1998: 329) schreiben zu ihrer nominotypischen Unterart ("Choerocampa suellus suellus"): Diese Unterart besiedelt die Türkei (ob sie auch auf das europäische Festland übergeht, ist uns nicht bekannt), den Kaukasus, Transkaukasusund den Westiran mit Transkaspien (Südwest-Turkmenistan)." Ihre zu "Ch. suellus gestellte ssp. rosea Zerny, 1933 wurde aus dem Libanon beschrieben, ssp. kashgoulli Ebert, 1976 aus Fars im Südiran, die ssp. sus aus Issyk-Kul, Tianshan [Kirgisien] (die Verbreitung soll auch Tadschikistan und Usbekistan umfassen), die ssp. songoricus Eitschberger & Lukhtanov, 1996 aus dem Ketmen-Gebirge in Kasachstan, die ssp. porca Bang-Haas, 1927 von Turan im Sajan-Gebirge, die ssp. sinkiangensis Chu & Wang, 1980 von Sinkiang in China.
Wenn die Tiere tatsächlich syntop und synchron auftreten, könnte das in der Tat für eine Trennung auf Artebene sprechen, doch dann müsste es eine biologische Kreuzungsbarriere geben - nicht nur ein Mehr-oder-Weniger an rosa Schuppen. Das könnten Genitalunterschiede oder andere Pheromone sein, die eine Kreuzung erschweren - auf jeden Fall sollte dies auch genetisch niederschlagen. Doch Zumindest die Ergebnisse des Barcoding sprechen völlig gegen eine Trennung der Taxa auf Artebene. Die Argumente für eine Artverschiedenheit fallen morphologisch wie biologisch ziemlich schwach aus, und so akzeptieren die meisten Entomologen hier keine getrennten Arten. Das führt dazu, dass in den Regionalfaunen aus dem Verbreitungsgebiet der (angeblichen) D. suellus fast durchweg D. porcellus angeführt wird. Insgesamt ist das Konzept einer weit gefassten D. porcellus für mich hier klar überzeugender.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.2. Publikationsdatum der Erstbeschreibung
Die Lieferungen sind auf der Seite nach dem Inhaltsverzeichnis [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org] datiert.
Die Seiten 298-300 gehören zur am 1. November 1878 erschienenen Lieferung 2-3.
(Autor: Jürgen Rodeland)
4.3. Literatur
- Danner, F., U. Eitschberger & B. Surholt (1998): Die Schwärmer der westlichen Palaearktis. Bausteine zu einer Revision (Lepidoptera: Sphingidae). – Herbipoliana. Buchreihe zur Lepidopterologie. Band 4/1: Textband, 368 S.; Band 4/2: Tafelband, 720 S.; Marktleuthen (Verlag Dr. Ulf Eitschberger).
- Erstbeschreibung: Staudinger, O. (1878-1879): Lepidopteren-Fauna Kleinasien's. — Horae Societatis entomologicae Rossicae 14: 176-482. St. Pétersbourg (V. Besobrasoff & Comp.).