2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Apiaceae:] Silaum silaus [= Silaum besseri] (Wiesensilge)
- [Apiaceae:] Bupleurum falcatum (Sichel-Hasenohr)
- [Apiaceae:] Peucedanum ruthenicum ?? (Ruthenischer Haarstrang ??)
- [Apiaceae:] Peucedanum officinale ??? (Arznei-Haarstrang ???)
Hofmann & Tremewan (2020: 327) schrieben hier: "Larval host-plants. Peucedanum ruthenicum Bieb. (Zhuravlev, 1910: 460), P. germanicum (Holik & Sheljuzhko, 1955: 77), Silaum silaus (L.) Schinz & Thell. (Becker, 1892a: [2]; 1892b: 65; Tremewan & Naumann, 1999: 42). Also Bupleurum falcatum L. (V. V. Zolotuhin, pers. comm.). An ab ovo culture from the Volga region was succesfully reared on Silaum silaus; no other umbelliferous plant that was offered was accepted (A. Hofmann, pers. obs.). The larva hides during the day and feeds in the evening after 21.00 h, when the sun has gone down; none has been observed to feed during the early morning. Larvae that were found openly during the day were parasitized (V. V. Zolotuhin, pers. comm.)."
Die in meinen Augen einzige restlos gesicherte Raupennahrungspflanze ist die Wiesensilge (Silaum silaus). Becker (1892: 65) hatte "Zygaena cynarae var. centaureae" aus der Umgebung von Sarepta bei den Arten mit monophagen Raupen mit Erläuterung "an Silaum Besseri" gelistet. Hofmann & Tremewan (2020: 327) machen in ihrer Fußnote 8 darauf aufmerksam, dass hier - wie schon von Holik & Sheljuzhko (1955: 80-81) vermerkten - nahezu sicher Zygaena centaureae gemeint war, und daß Silaum Besseri heute als Synonym von Silaum silaus gilt.
Daneben kann nur noch das Sichel-Hasenohr (Bupleurum falcatum) als durch Freilandfunde belegte Nahrungspflanze gelten. Die Meldung findet sich schon bei Anikin et al. (2000: 271) - wiederholt bei Anikin et al. (2017: 142) - : "L: Silaum silaus*, Bupleurum falcatum*." Die Erläuterung (S. 267) dazu: "*indicating original data".
Und was ist mit den Peucedanum-Arten? Zhuravlev (1910: 460) hatte zu Z. cynarae Esp. var. centaureae F. v. W." von zahlreichen Faltern geschrieben, und davon, dass Astragalus hypoglottis die wichtigste Nektarpflanze sei und es daran auch zur Kopula kommt. Zur Raupe heißt es dann ganz knapp: "Гусеницы встрычaются исключительно на Горичникы (Peucedanum ruthenicum M.-B.)." [Die Raupen finden sich ausschließlich auf Haarstrang (Peucedanum ruthenicum M.-B.)."] Jetzt fragt es sich, ob sich diese Raupenangaben auf die "var. centaureae" beziehen, oder auf die damalige Art als Ganzes - eine var. cynarae wird jedenfalls nicht unterschieden, obwohl diese in der Region doch häufiger sein müsste als Z. centaureae. Ich gebe hier Holik & Sheljuzhko (1955: 80-81) nicht recht, dass auch diese Meldung zu Z. centaureae gehören muss - Z. cynarae wäre genauso logisch. Wichtig: Anikin et al. (2000) und Anikin et al. (2017) führen die Arbeit von Zhuravlev (1910) im Literaturverzeichnis - seine Angabe zu Peucedanum ruthenicum nahmen sie aber nicht bei Z. centaureae auf; ganz offensichtlich hatten sie hier ihre Zweifel!
Holik & Sheljuzhko (1955: 76-77 und 80-81) wird uns noch weiter beschäftigen. Sie schreiben zunächst: "Vor ihrer Beschreibung durch Fischer von Waldheim (1832, S. 358, Taf, 21, Fig. 6) war die Art schon von Pallas (1771, S. 176) aufgefunden worden, aber infolge der etwas unklaren Beschreibung der Zyg. ephialtes L. durch Linne für diese Art gehalten worden. Das geht klar aus den biologischen Angaben hervor, die Pallas macht, weiters aber auch aus einem Brief, den Esper abdruckt (1779, S, 191).^) In diesem Brief beschreibt Pallas die Raupe, Da in der Gegend von Samara, wo Pallas die von ihm als Zyg. ephialtes L. angesprochene Art fand, außer Zyg. centaureae F, d,W,, auch Zyg. Cynarae Esp, fliegt, könnte es sich auch um diese Art gehandelt haben. Der bei der erstgenannten Art besser ausgebildete Gürtel und der oft vorhandene angehängte 6. Fleck lassen es aber als wahrscheinlicher erscheinen, daß Pallas Zyg. centaureae F. d. W. vorlag. Bei Esp er ist die Raupe als jene von Zyg. peucedani Esp, abgebildet, die durch diese Verwechslung zu ihrem unzutreffenden Namen kam. Pallas (1, c) fand die Raupen an Peucedanum germanicum, Zhuravlev (1910, S,400) nur an P. ruthenicum. Becker (1892) gibt an, daß die Raupe an Silaus besseri lebe." Und dann: "Samara. Bei Kortytshi fand Pallas (1771, S. 176) an Peucedanum germanicum Raupen, aus denen sich nach seiner Meinung Zyg. ephialtes L. entwickelten. Wie schon erwähnt, kann es sich aber nur um Zyg. centaureae F. d. W. gehandelt haben. Esper (1779, S. 197) veröffenlicht ein Schreiben von Pallas, in welchem dieser mitteilt, daß der vermeintliche „Sphinx ephialtes", also Zyg. centaureae F. d. W., in den Steppen des südlichen Rußland häufig sei. Aus dem Brief geht weiter hervor, daß er die Raupen im Jahre 1769 „um die Samara und die mittlere Gegend des Jaiks" sammelte."
Hofmann & Tremewan (2020: 327) vermerken per Fußnote 7, dass sie den Namen "Peucedanum germanicum" nicht auflösen konnten. Ein entsprechendes Taxon gab es auch nie. Bei Esper ("1779": 193) ist im zitierten Brief von Pallas jedenfalls von Peucedanum officinale die Rede. Schon alleine die Tatsache, dass die Raupe an dieser Pflanze in Anzahl am Tage gefunden wurde, spricht gegen Z. centaureae. Ich vermute, dass sich alle Peucedanum-Angaben auf Z. cynarae beziehen - jedenfalls kann ich daraus keine sicheren Beobachtungen zu Z. centaureae ableiten.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„Centaurea, Gattung der Flockenblume.“
4.2. Synonyme
- Zygaena mannerheimi Chardiny, [1838]
4.3. Taxonomie
Nach der Checkliste in Hofmann & Tremewan (2017: 53) gehört die Art in die Untergattung Mesembrynus und ist dort Namengeber der "centaureae-group".
4.4. Literatur
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/esper1779bd2/0192/image,info
- Anikin, V. V., Sachkov, S. A. & V. V. Zolotuhin (2000): “Fauna lepidopterologica Volgo-Uralensis” 150 years later: changes and additions. Part 2. Bombyces and Sphinges (Insecta, Lepidoptera). — Atalanta 31 (1/2): 265-292. [PDF auf zobodat.at]
- Anikin, V.V., Sachkov, S.A. & V.V. Zolotuhin (2017): "Fauna lepidopterologica Volgo-Uralensis": from P. Pallas to present days. — Proceedings of the Museum Witt Munich, Volume 7: 1-696; Munich and Vilnius.
- Esper, E. J. C. („1779“) [1778-1786]: Der europäischen Schmetterlinge Zweyter Theil welcher die Abendschmetterling von Tom. II. Tab. 1 – Tom. II. Tab. XXXVI. Cont. XI. und die Bögen [A] bis [Gg] enthält: 1-234, pl. I-XXXVI. Erlangen (Wolfgang Walther). [Digitalisat auf igi.ub.uni-heidelberg.de]
- Erstbeschreibung: Fischer [von Waldheim], G. (1832): Lepidopterorum rariorum Rossiae obervationes quinque. — Nouveaux mémoires de la Société impériale des naturalistes de Moscou 2: 357-360, pl. XIX, XXI. Moscou (Auguste Semen).
- Hofmann, A.F. & W.G. Tremewan (2017): The Natural History of Burnet Moths (Zygaena Fabricius, 1775) (Lepidoptera: Zygaenidae). Part 1. – 630 S.; Munich – Vilnius (Proceedings of the Museum Witt).
- Hofmann, A.F. & W.G. Tremewan (2020): The Natural History of Burnet Moths (Zygaena Fabricius, 1775) (Lepidoptera: Zygaenidae). Part III.1 u. III.2. - 1097 S.; Munich – Vilnius (Proceedings of the Museum Witt, 6 (3.1 + 3+2)).
- Holik, O. & L. Sheljuzhko (1955): Über die Zygaenen-Fauna Osteuropas, Kleinasiens, Irans, Zentralasiens und Sibiriens. (Fortsetzung). — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, 44-45: 26-158. [PDF auf zobodat.at]
- Seitz, A. (Hrsg.) (1909-1914). Die Gross-Schmetterlinge der Erde. Band 2: I-VII, 1-479, pl. 1-56. Stuttgart (Fritz Lehmann Verlag).
- Журавлевь, C.M. (1910): Материалы кь фауны чешуекрылыхь окрестностей гор. Уральска и другихь мысть Уральской области. [Zhuravlev, S. M. (2010): Materialien zur Fauna der Lepidopteren aus der Umgebung von Uralsk und anderen Städten. Uralsk und andere Gebiete in der Region Ural.]. — Horae societatis entomologicae rossicae, 39: 415-463.