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Falter
Männchen
Weibchen
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

Über die Nahrung der Raupe in Europa ist nichts bekannt. Nach Scalercio & Slamka (2015) gilt die Art in Süd-Korea als Schädling an reifen Eicheln (Quercus spp.), soll aber auch in reifen Kiefern-Zapfen (Pinus spp.) gefunden werden. Sie könnte also ein ähnlich weites Spektrum an getrockneten Früchten nutzen wie viele andere Zünsler auch.

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

tergestella: „Tergeste Triest.“

Spuler 2 (1910: 205L)

nankingella: nach dem Typenfundort Nanking in China.

4.2. Andere Kombinationen

4.2.1. Synonyme

4.3. Taxonomie und Faunistik

Psorosa tergestella Ragonot, 1901 wurde nach einem einzelnen Weibchen aus Triest (Italien) beschrieben. Schon Ragonot (1901) stellte sein Tier vor allem wegen der Aderung in die Gattung Psorosa betonte aber, dass es von der Zeichnung her eher in die Gattung Acrobasis passen würde - Näheres sollte nach dem Fund des Männchens entschieden werden. Die Art wurde dann aber nur noch einmal gemeldet, wieder anhand eines einzelnen Weibchens, das diesmal Anfang Juni 1939 in Kroatien ("aus der Gegend von Zaton bei Gravosa (Süddalmatien)") gefunden wurde. Auch Leraut (2014) ist überzeugt davon, dass diese aus Triest (Italien) beschriebene Art nicht in die Gattung Psorosa passt.

Roesler (1975) studierte Phycitinen aus Ostasien. U.a. beschrieb er aus China (Nanking) Pseudacrobasis nankingella Roesler, 1975. Dann wurde die ostasiatische Art auch in Europa gefunden, zunächst in Spanien (Provinz Gerona) (Asselbergs 1998, 2002), dann in Portugal (Algarve, Alportel) (Corley et al. 2000: 280), dann von zahlreichen Fundorten in Südfrankreich (Departements Corse-du-Sud, Var, Alpes-Maritimes, Pyrénées-Orientales, Bouches-du-Rhône, Gard) (Asselbergs 2002). Wegen der riesigen Verbreitungslücke zwischen Ostasien und Südwesteuropa wurde schon sehr bald vermutet, dass die ostasiatische Art nach Europa verschleppt wurde und sich hier - von Spanien ausgehend - rasch in alle Richtungen ausbreitete. Leraut (2014) bezeichnet sie für Europa als "invasive species" und listet für Frankreich die Departements mit Nachweisen auf: Var, Gard, Bouches du Rhône, Alpes-Maritimes, Corsica) - also die selben, die schon Asselbergs (2002) genannt hatte. Der Beginn der vermuteten Etablierung in Europa erfolgte ca. 1975.

Erst 2014 kam es zur überraschenden Feststellung, dass Pseudacrobasis nankingella ein jüngeres Synonym zu Psorosa tergestella ist. Scalercio & Slamka (2015) können daher - nach der vorgenommenen Neukombination - den Wiederfund von Pseudacrobasis tergestella für Italien nach mehr als hundert Jahren melden: 1 Falter am 16. Juni in Borella di Cesenatico in Norditalien, 4 Falter 2014 im Tal des Fiume Argentino bei Orsomarso in Süditalien.

Die hier gezeigten Falter aus Albanien (2014), Kroatien (2008) und Nord-Italien (2014) zeigen, dass die Art doch auch im mittleren und nordöstlichen Mittelmeerraum etabliert zu sein scheint. Doch die riesige Verbreitungslücke in der Karte von Scalercio & Slamka (2015) zwischen Europa und Ostasien bleibt. Scalercio & Slamka (2015) planen, von möglichst vielen Fundorten der Art Belegtiere für das DNA-Barcoding zu bekommen um damit zu klären, ob die europäischen Tiere eventuell schon lange via Seidenstraße / Marco-Polo-Reisestrecke aus Ostasien zu uns gekommen sind, ob sie erst jüngst (und dann eventuell mehrfach) verschleppt wurden, oder ob es vielleicht doch ein kontinuierliches Vorkommen zwischen den Gebietsteilen gibt, von dem wir nur noch nichts wissen. Und aus europäischer Sicht ist immer noch unklar, ob es in den letzten beiden Jahrzehnten überhaupt zu einer Einschleppung und Arealausweitung gekommen ist, oder ob die Art durchgehend hier vorhanden war und nur nicht bemerkt wurde.

(Autor: Erwin Rennwald, mit kleiner Ergänzung von Jürgen Rodeland)

4.4. Typenmaterial

Roesler (1975: 100) schreibt zu seinem Typenmaterial von P. nankingella:

„Holotypus, ♂: „Lungtan b. Nanking, Prov. Kiangsu, 25. 7. [19]33, H. Höne“, Coll. ZFMK.

Allotypus, ♀: dto., „16. 5. [19]33“, GU – 6480 ♀ – RUR, Coll. ZFMK.“ — Weitere Paratypen: 10 ♂♂ und 5 ♀♀ aus China und Japan.

4.5. Literatur

  • Asselbergs, J. E. F. (1998): Pseudacrobasis nankingella Roesler, 1975. An East-Asiatic species found in Spain (Lepidoptera: Pyralidae, Phycitinae). — SHILAP Revista de Lepidopterología 26 (101): 41-43.
  • Asselbergs, J. E. F. (2002): Données sur les captures récentes dans le sud-ouest de l'Europe de Pseudacrobasis nankingella Roesler, 1975, Phycite originaire de l'Extrême-Orient (Lepidoptera Pyralidae Phycitinae). — Alexanor 21 (8): 491-494.
  • Corley, M. F. V., Gardiner, A. J., Cleere, N., & P. D. Wallis (2000): Further additions to the Lepidoptera of Algarve, Portugal (Insecta: Lepidoptera). — SHILAP Revista de Lepidopterología 28 (111): 245-319.
  • Klimesch, J. (1942): Über Microlepidopteren-Ausbeuten aus der Gegend von Zaton bei Gravosa (Süddalmatien). — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 32 (2/3): 347-399, pl. XIII-XV. [PDF auf zobodat.at]
  • Leraut, P. (2014): Moths of Europe. Volume 4. Pyralids 2. - 441 S.; Verrières-le-Buisson (N.A.P Editions).
  • Pinzari, Man., Pinzari, Mar., Bencivenga, G. & Z. Zerunian (2019): The likely alien species Pseudacrobasis tergestella (Ragonot, 1901) in central Italy (Lepidoptera: Pyralidae). — Fragmenta entomologica 51 (2): 229-231. [PDF auf hfragmentaentomol.org]
  • Erstbeschreibung: Ragonot, E. L. (1901): Monographie des Phycitinae et des Galleriinae. — Mémoires sur les Lépidoptères 8. I-XLI, 1-602, pl. XXIV-LVII. Saint-Pétersbourg.
  • Beschreibung als Pseudacrobasis nankingella: Roesler, U. (1975): Phycitinen-Studien XI (Lepidoptera: Phycitinae). Neue Phycitinae aus China und Japan. — Deutsche Entomologische Zeitschrift, Neue Folge 22 (1-3): 79-112.
  • Scalercio, S.S. & F. Slamka (2015): Wrong taxonomy leads to a wrong conclusion on a putatively ‘invasive’ species to Europe: The case of Pseudacrobasis nankingella (Lepidoptera Pyralidae). – Redia,98: 13-19. [PDF auf redia.it]