3. Weitere Informationen
3.1. Taxonomie
Bei der Bearbeitung der Daten zu Pima boisduvaliella hatte Slamka (2019: 127-132) sich zunächst mit Pima boisduvaliella var. tabulella aus dem östlichen Sibirien auseinander zu setzen, die von Leraut (2014: 329) zur bona species erklärt worden war, dann aber auch mit Pima aureliae aus Tunesien, die von Leraut (2014: 329) wegen Genitalunterschieden als neue Art neben P. boisduvaliella beschrieben worden war. Das ihm selbst vorliegende Sammlungsmaterial aus Marokko erschwerte die Sache zusätzlich und führte letztlich zur Beschreibung von gleich drei weiteren Arten aus jenem Land: Pima marocana, Pima yllai und Pima vilhelmseni. Diese lassen sich teilweise nach äußeren Merkmalen voneinander und von P. boisduvaliella trennen, in jedem Fall aber nach den Genitalien beider Geschlechter.
Leraut (2014: 329) lieferte Genitalzeichnungen von Männchen und Weibchen von P. tabulella, die er ohne weitere Begründung zur bona species erklärte: "P. tabulella Ragonot, 1901, bona sp., from Turkestan (status revised here after examination of the type)".
Ragonot (1893: 520) nannte keinen genaueren Typenfundort sondern schrieb nur: "la var. Tabulella se trouve dans la Sibérie orientale". Wie Ragonot (1893: 519) erläutert, hat er den Namen nicht erfunden, sondern einen in litteris-Namen von Staudinger übernommen: "M. Staudinger a distribué dans les collections, sous le nom de Tabulella, une race un peu grande (25 mill.), d'un ton moins brun-rouge, plus gris, avec la dorsale fortement lavée de noir, et les rameaux de la médiane marqués de courtes stries noires, très distinctes interompues, [...]". Wie Leraut (2014: 329) auf dieser Basis zu einem Holotypus aus "Turkestan" kam, ist mir unklar - und leider macht er dazu auch keinerlei Angaben, wo sich dieser Holotypus befinden soll.
Slamka (2019: 128) vermerkt zu p. tabulella: "This species originally described as var. of boisduvaliella was revised by Leraut (2014) and established as distinct species. After DNA analysis of Pima tabulella from Altai [...] the interspecific distance between tabulella (Altai) and boisduvaliella (Germany) is ˂ 0,5 % (data provided A. Segerer (DNA sample BC ZSM Lep 103052ǀ BOLD:AAQ0520)), which means that these species should be conspecific. Based on genitalia of boisduvaliella and tabulella (especially the shape of the one lateral cornutus) they are different species [...]". Barcode-Unterschiede von weniger als 0,5 % sprechen in der Tat gegen getrennte Arten, ein Beweis für Konspezifität sind sie aber auch nicht. Hier sind noch weitere Studien zur Klärung erforderlich.
3.2. Faunistik
Ragonot (1893: 520) nannte keinen genaueren Typenfundort sondern schrieb nur: "la var. Tabulella se trouve dans la Sibérie orientale". Das östliche Sibirien umfasst nicht unbedingt "Turkestan", den (angeblichen) Typenfundort nach Leraut (2014: 329). Auch die Angaben bei Slamka (2019: 128) sind nicht widerspruchsfrei: Habitat and biology: Inhabits mountain meadows up to 3000 m a.s.l. (Kyrgyzstan, Alay Mts.) [...] Distribution: Turkmenistan, Altai Republik, NW Mongolia (East Tannuola Mts.)." Die "Alay mountains" liegen in Kirgistan im Grenzbereich zu Tadschikistan. Altai (Russland) und NW-Mongolei werden durch Belegtiere auf Tafel 21 nachgewiesen. Die Herkunft von "Turkmenistan" ist mir unklar - sie ist nicht unbedingt mit dem "Turkestan" von Leraut (2014: 329) identisch (zu dem ich ja auch keinen Beleg kenne).
Klar ist damit nur, dass P. tabulella P. boisduvaliella irgenwo östlich des Ural ablöst.
(Autor: Erwin Rennwald)
3.3. Literatur
- Leraut, P. (2014): Moths of Europe. Volume 4. Pyralids 2. - 441 S.; Verrières-le-Buisson (N.A.P Editions).
- Erstbeschreibung: Ragonot, E.L. (1893): Monographie des Phycitinae et des Galleriinae. — Mémoires sur les lépidoptères 7: I-LVI, 1-658, pl. I-XXIII. Saint-Pétersbourg.
- Slamka, F. (2019): Pyraloidea (Lepidoptera) of Europe. Volume 4. Phycitinae - Part 1. Identification - Distribution - Habitat - Biology. - 432 S., 175 Taf. mit Genitalabb., 31 Farbtaf. mit mehr als 900 Bildern zu 207 Arten; Bratislava (Eigenverlag František Slamka).