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Falter
Männchen
Weibchen
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung der Unterart P. j. reisseri
Habitat
Raupennahrungspflanzen
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung der Unterart P. j. reisseri

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Raupennahrungspflanzen

3.3. Nahrung der Raupe

  • [Gentianaceae:] Gentiana lutea (Gelber Enzian)

Die Art lebt monophag am Gelben Enzian, im Gegensatz zu Perizoma obsoletata, die als Raupe an Gentiana purpurea (Purpur-Enzian) und Gentiana punctata (Tüpfel-Enzian, Punktierter Enzian) gebunden ist.

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Unterarten

4.3. Taxonomie

Mironov (2003) sah in P. juracolaria noch ein infrasubspezifisches Taxon und Synonym zu Perizoma obsoletata. Berard et al. (2005) erklärten das Taxon dann zur bona species, was durch einen genetischen Abstand beim Barcoding von 7,7 % zwischen den beiden Arten klar gestützt wird.

Taurand & Tautel (2019) zerlegen diesen Komplex dann in gleich 4 oder 5 Arten:

Ihre Grundlage für diese weitere Artaufspaltung ist allerdings dürftig. Vom Taxon reisseri fanden sie - nach dem Weibchen der Erstbeschreibung - ein zweites Exemplar auf Korsika und vom Endemiten der Sierra de Gredos ist auch nur der verschollene Holotypus bekannt. Barcoding-Ergebnisse lassen in beiden Fällen noch auf sich warten, doch die Autoren sind fest überzeugt: "Le barcoding des cinq taxa connus — si nous avons la chance de retrouver P. avilaria, dont l’unique exemplaire connu (le type) semble lui aussi avoir disparu — révèlera sans nul doute les différences et les parentés réciproques de ceux-ci."

Aber warum wartet man dann nicht doch noch das Ergebnis des Barcoding des neuen Korsika-Weibchens ab, bevor man so weitreichende Schlüsse zieht?

Der Holotypus von reisseri ist verschollen - es gibt davon nur noch die Abbildung in der Publikation. Vom Wiederfund der Art im Jahr 2017 gibt es ein Weibchen-Genitalpräparat, methodisch bedingt allerdings mit einigen Einschränkungen und letzten Endes ohne klare Unterschiede gegenüber den Vergleichsarten. Bleibt der Hinweis auf die Nahrungspflanze der Raupe: sowohl an den Flugstellen auf Korsika als auch in der Sierra de Gredos wurden keine Enziane bemerkt - die Nahrungspflanzen von P. juracolaria und P. obsoletata.

Es ist durchaus möglich, dass Taurand & Tautel (2019) Recht haben, und der Komplex in Zukunft in 4 oder 5 Arten aufgeteilt werden muss. Aber Zweifel daran sind durchaus angebracht, und so erscheint die Aufspaltung ohne zuvor Untersuchungsergebnisse abzuwarten, zumindest voreilig. Müller et al. (2019: 540) führen reisseri daher weiter nicht auf Artebene sondern erklären: "Larentia reisseri Schawerda, 1932: Int. ent. Z. 26 (26): 283, figured (Corsica: Monte Rotondo). Syntype(s) (NHMW). Synonymized with P. obsoletata in Mironov (2003), raised to subspecies rank in Leraut (2009), tentatively raised to species rank in Taurand & Tautel (2019). Here accepted at subspecies rank under P. juracolaria, requiring further integrated taxonomic study, including DNA barcoding analysis." S. 543 wiederholen sie: "Taurand & Tautel (2019) validate P. reisseri from Corsica and P. avilaria from Iberian peninsula at species rank. These questions, however, require further Attention and accurate, integrated taxonomic Revision including DNA barcode analysis". Dem schließen wir uns an und führen beide Taxa vorerst nicht auf Artebene.

(Autor: Erwin Rennwald, 18. Januar 2020)

4.4. Faunistik

Nach der Fauna Europaea (Fauna Europaea Web Service. Last update 22 December 2009. Version 2.1. Available online at [http://fauna.naturkundemuseum-berlin.de]): "Alpine sister species recognized by (Berard, R., Tautel, C., R. Mazel (2005)".

Bis 2013 nur aus Frankreich bekannt, seit den oben dokumentierten Funden von Rudolf Bryner auch aus dem Schweizer Jura; siehe auch Bryner & Ziegler (2014).

Vor diesem Hintergrund erwiesen sich erwartungsgemäß auch die Falter von "Perizoma obsoletata" der Schwäbischen Alb, über die Steiner in Ebert (2003) detailliert berichtet hatte, bei Nachprüfung als zur "neuen" Art gehörend - Perizoma juracolaria kommt demnach auch in Deutschland vor: [Lepiforumsbeitrag A. Steiner vom 26. Juni 2014] als Antwort auf eine Bestimmungsanfrage aus Hayingen [Lepiforumsbeitrag J. Döring 25. Juni 2014] (siehe Foto oben). Wolf (2014) meldet: "Perizoma juracolaria (Wehrli, 1919) auch in Bayern nachgewiesen"; Fundort eines genitalüberprüften Männchens war "Trettachtal südl. Oberstdorf, 1160 m" im Landkreis Oberallgäu - alle aus Wolfs eigener Sammlung überprüften Tiere aus höheren Lagen (von 1380 m bis zum Nebelhorn auf 2080 m) aus dem westlichen und zentralen Teil der bayerischen Alpen erwiesen sich als zur "echten" Perizoma obsoletata gehörend.

In Österreich war die Art am ehesten im Westen zu erwarten. Dass sie am Furkajoch in einem Gebiet mit Gentiana lutea bzw. bei Warth am Hochtannberg (Vorarlberg) gefunden werden konnte, war also wenig überraschend: Gefunden wurden die Tiere von Christian Siegel [Lepiforumsbeitrag 21. Juli 2015] bzw. [Lepiforumsbeitrag 22. Juli 2015], bestimmt von Daniel Bolt [Lepiforumsbeitrag 21. Juli 2015] bzw. [Lepiforumsbeitrag 22. Juli 2015]. Nach dem Verbreitungsbild von Gentiana lutea wäre die Art noch im westlichen Nord-Tirol zu erwarten, eventuell (falls auch Gentiana lutea ssp. vardjanii genutzt wird) auch noch in Südwest-Kärnten. Interessant wäre es noch herauszufinden, ob auch verwilderte Bestände des Gelben Enzians in der Steiermark besetzt sind.

(Autor: Erwin Rennwald, 23. Juli 2015)

Huemer et al. (2015) nahmen die Fotobestimmung aus Vorarlberg zum Anlass, vorliegendes Sammlungsmaterial des Artenpaares P. obsoletata / P. juracolaria aus Österreich, Liechtenstein und Nord-Italien detailliert zu sichten. Genitalüberprüfung der Belegtiere vom Furkajoch und von Warth bestätigte die Bestimmung der Tiere am Foto. Vieles weitere Sammlungsmaterial wurde genitalüberprüft und die sicher bestimmten Falter alle einzeln aufgelistet. Hinzu kam ein Barcoding von 20 Exemplaren (14 P. obsoletata, 6 P. juracolaria). Ergebnisse: aus genetischer Sicht variieren die beiden Taxa innerartlich nur gering, mit 7,7 % Unterschied beim Barcoding sind sie aber ganz klar als getrennte Arten anzusprechen. Es gibt immer mehr Gebiete, in denen die beiden Arten syntop vorkommen - und teilweise am selben Tag gesammelt werden konnten.

Huemer et al. (2015) melden nicht nur weitere Funde aus Österreich, sondern auch den Erstnachweis für Liechtenstein und diverse Funde aus Nord-Italien (südliche Alpen, Appenin); sie fassen zusammen: "Insgesamt scheint Perizoma juracolaria auf Grund des vorliegenden Sammlungsmaterials jedenfalls im westlichen Österreich und wohl auch in Liechtenstein deutlich seltener zu sein als die weit verbreitete Schwesterart. Auch der einzige gesicherte Nachweis aus Tirol deutet auf eine lokale Art. Umgekehrt deuten die zahlreichen Funde aus dem Apennin dort zumindest auf eine Dominanz von Perizoma juracolaria. Hier wurde in unseren Proben ausschließlich diese Art belegt, und das von Mironov (2003) angeführte Vorkommen von Perizoma obsoletata ist somit zweifelhaft. Die potentiell weite Verbreitung von Perizoma juracolaria in den südlichen Alpen wird schließlich durch einen genitaluntersuchten Beleg aus Friaul untermauert, der auch ein Vorkommen im südlichen Österreich möglich erscheinen lässt."

(Autor: Erwin Rennwald, 4. Dezember 2015)

Nach der Karte in Müller et al. (2019: 541) reicht das Verbreitungsgebiet von isolierten Vorposten im Süden Frankreichs über den französischen und Schweizer Jura bis zur Schwäbischen Alb, quer über die westlichen Alpen bis in den Westen Österreichs und südwärts die gesamten Apenninen durch bis in den Süden des italienischen Festlands. Außerdem gehören demnach alle bisherigen "P. obsoletata"-Daten vom Balkan zu P. juracolaria. In der Karte fehlt aber der Punkt für Korsika, nachdem sie im Text das Taxon reisseri als ssp. von P. juracolaria werten.

(Autor: Erwin Rennwald, 18. Januar 2020)

4.5. Literatur