Version 23 / 25 vom 10. November 2023 um 22:37:09 von Tina Schulz
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Falter
Männchen
Weibchen
Männchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Boraginaceae:] Anchusa officinalis (Gewöhnliche Ochsenzunge)
  • [Boraginaceae:] Anchusa sp. (Ochsenzunge)
  • [Boraginaceae:] Echium vulgare ? (Gewöhnlicher Natternkopf ?)
  • [Boraginaceae:] Echium gaditanum ? (Gaditana-Natternkopf ?)
  • [Boraginaceae:] Echium italicum ssp. biebersteinii ? (Kreta-Natternkopf ?)
  • [Orobanchaceae:] Euphrasia officinalis agg. ?? (Augentrost ??)
  • [Orobanchaceae:] Odontites vulgaris agg. ?? (Zahntrost ??)
  • [Lamiaceae:] Origanum sp. ??? (Dost ???)
  • [Amaryllidaceae:] Allium oleraceum ??? (Ross-Lauch, Kohl-Lauch, Gemüse-Lauch ???)

Die Art wird meist einfach als "polyphagous" bezeichnet - dies erscheint bei näherer Betrachtung aber mehr als fraglich.

Zeller (1847: 27-28) nannte seine Art "artemisiana, weil die Falter "an Feldbeyfuß" (Artemisia campestris) fliegen sollen. Als Nahrung der Raupe wurde diese Pflanze nie bestätigt, und es wurden auch keine anderen Asteraceen als Raupennahrung festgestellt. Artemisia campestris wird zwar immer wieder als Raupenahrung genannt, aber das scheint alles auf diese Erstbeschreibung zurückzugehen und ist damit falsch!

Schon Kaltenbach (1856: 216) bespricht die Art unter "Anchusa, Ochsenzunge" und stellte klar: "Sericoris artemisiana Zell., ein Blattwiekler, den Herr Zeller nach späteren Erfahrungen lieber Anchusana möchte geheissen haben, fliegt im April und Mai auf trockenen Plätzen. Er erscheint zweimal im Jahre: im Juni und August. Die Raupe wohnt einzeln in dem mit etwas Seidengespinnst zusammengezogenen Blattbüschel am Ende der Triebe. Sie ist 5''' lang, schmutzig hellgrün. Die Wärzchen, von der Farbe der Haut, haben die gewöhnliche Stellung: die 4 Rückenwärzchen jedes Gelenks sind die grössten; alle haben ein klares Haar auf schwärzlicher Basis. Der Kopf ist herzförmig, honiggelb und glänzend. Die Verpuppung geschieht gewöhnlich am Boden, selten innerhalb der Raupenwohnung, in einem weissen Gespinnst."

Disqué (1905: 255) meldete dann: "Die R. erhielt ich präpariert von Krone-Wien. Sie ist 9. 03. Echium, bezeichnet. Die Farbe ist weisslichgrau mit kaum sichtbaren dunkleren Pünktchen. Kopf blass bräunlichgelb, Nacken- und Afterschild braun." Da das immerhin mit einer Raupenbeschreibung verbunden ist, könnte etwas dran sein.

Kennel (1916: 455) stellte zusammen: "Die Raupe ist weißlichgrau, die Wärzchen kaum sichtbar, dunkler; der Kopf ist blaß bräunlichgelb, Nacken- und Analschild sind braun. Sie lebt im Juni und im September in versponnenen krausgewordenen Endtrieben von Echium vulgare, Anchusa, Allium oleraceum, Odontites alba."

Bei Schütze (1931: 162) - der die Art unter "Anchusa — Ochsenzunge" abhandelte, hieß es dann zur Raupe: "Im versponnenen, kraus gewordenen Triebende (Zeller), Allium oleraceum (de la Harpe), Euphrasia alba [= Euphrasia officinalis agg.], Euphrasia odontites [= Odontites vulgaris agg.] (Milliére), Echium. Herbstpuppen überwintern teilweise (Sorhagen). Raupe einzeln in dem mit etwas Seidengespinst zusammen gezogenen Blattbüschel am Ende der Triebe. Verpuppung gewöhnlich am Boden (Kaltenbach). Süd- und Mitteleuropa."

Die Ochsenzunge als Raupennahrung wird spätestens durch Wegner (2015: 142) bestätigt, der schrieb: "DAN/Pevestorf, 20.05.2013, Larven zahlreich zwischen Blättern versponnener Endtriebe der Ochsenzunge (Anchusa officinalis). Dies macht auch die Angaben zu Echium plausibel.

Bei den uralten Angaben zu Orobanchaceae werde ich den Verdacht nicht los, dass es sich um Verwechslung mit Gynnidomorpha permixtana gehandelt haben könnte.

Die Angabe zu Allium oleraceum geht auf De la Harpe (1858: 74) zurück, der detailliert meldete: "La chenille a été trouvée par M Rothenbach sur Allium oleraceum; elle est verte et se loge dans les capitules de fleurs. Elle a atteint toute sa croissance au commencement de juillet; le mois suivant le papillon éclot d'une petite chrysalide verdâtre dont la tète est brune et le dos couvert d'aspérités. Au moment de l'éclosion, la chrysalide prend une teinte violette (Rothb. in litt.)." De la Harpe führte die Art unter der Überschrift "Trifasciana Zell." mit "Artemisiana Zell." aber auch "Bicinctana Dup." als Synonymen. Damit wird völlig klar, dass es hier um die Raupe von Lobesia bicinctana ging - es sei denn, alle anderen Angaben zu L. artemisiana wären falsch und L. artemisiana und L. bicinctana wären sich ökologisch beinahe gleich.

[Bladmineerders.nl (abgefragt 17. August 2023)] trägt zusammen: "Allium oleraceum; Anchusa officinalis; Artemisia; Echium gaditanum, italicum subsp. biebersteinii, vulgare; Euphrasia “alba”; Odontites vulgaris; Origanum." Und kommentiert dann selbst: "Unclear if the species really is that polyphagous!"

Das Fazit: Eigentlich wissen wir über diese Art noch wenig Sicheres - im Moment spricht aber alles dafür, dass die Raupe ganz auf wenige Boraginaceae-Arten spezialisiert ist. Aber nicht jede überzeugend daherkommende Angabe ist auch gut belegt. So schrieben Mazurkiewicz et al. (2013: 132): "Host plants for the larvae are mainly the common bugloss Anchusa officinalis, the viper’s bugloss Echium vulgare and field wormwoods Artemisia spp. The species is known in Poland from single stands. Several specimens were caught with the light trap.2." - keine dieser Angaben stammt von den Autoren selbst.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Literatur