

+12Kontinente:EUAS2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Geschlecht nicht bestimmt
2.4. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Nahrung der Raupe
- [Celastraceae:] Parnassia palustris (Sumpf-Herzblatt)
Huemer & Tarmann (1992) können den Kenntnisstand zusammenfassen: "Die Eier werden im Frühjahr (Juni) in unterschiedlicher Anzahl (1—4, gewöhnlich 2) an die jungen Herzblätter von Parnassia palustris L. abgelegt. Die Raupe erzeugt zuerst eine lange Gangmine mit feiner Kotmittellinie. Später lebt sie in der Blattrosette in einer feinen Gespinströhre, die von der Pflanzenbasis nach außen reicht. Die Röhre wird zur Fraßaufnahme verlassen und die Raupe benagt dann die Basis der Blätter und den Stengel. Auch die Kotablage erfolgt außerhalb der Gespinströhre. Raupenzeit: Juli— August. Die Verpuppung erfolgt in einem doppelwandigen, silbrigweißen Kokon nahe der Fraßpflanze zwischen Streu (Kyrki 1985)."
3.2. Verhalten der Falter
Huemer & Tarmann (1992) berichten: "Die Imagines fliegen von August—Oktober und nach der Überwinterung im Mai—Juni. Die Hauptaktivität der Männchen fällt in die Nachtstunden, Weibchen fliegen auch in der Abenddämmerung freiwillig (Kyrki 1985). K. fasciapennella ist gemeinsam mit der nächstverwandten nordamerikanischen K. parnassiae (Braun, 1940), die eine ähnliche Lebensweise haben dürfte, die einzige als Imago überwinternde Kessleria-Art."
3.3. Habitat
Huemer & Tarmann (1992) schreiben: K. fasciapennella bevorzugt Moore, feuchte Wiesen und Grabenränder in waldigen Gebieten, in offenen Sumpfgebieten scheint sie hingegen zu fehlen. Als Ursache dafür wird angenommen, daß die Art zur Überwinterung geschützte Stellen wie z. B. Juniperus-Büsche benötigt (Kyrki 1985). Vertikalverbreitung: Tallagen bis ca. 2000 m."
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Zelleria fasciapennella Stainton, 1849 [Originalkombination]
4.2. Typenmaterial
Huemer & Tarmann (1992) teilen zum Lectotypus von Zelleria fasciapennella und zum Holotypus des Synonyms Kessleria longipenella mit:
"Lectotypus, ♂: „Zelleria fasciapennella Stainton Cat. Br. Tin. p. 22 (1849) TYPE" „LECTOTYPE" „Stainton coll. Zelleria fasciapennella a. Logan? named by Stn." „BM ♂ Genitalia slide No. 11367" (BMNH).
Holotypus, ♂: „HOLOTYPUS Kessleria longipenella Friese G. Friese det. 1960 Beitr. Ent., 10, 83, 1960" „Rossia s. Petrosawodsk 1887 Gthr." „Genital-Präp. ♂, Dr. Friese 618" „Praeparat Nr. 2880 ♂" „TYPE" [coll. Toll] (DEI)."
4.3. Faunistik
Nicht alle als K. fasciapennella gemeldeten Tiere gehören tatsächlich zu dieser Art! Huemer & Tarmann (1992) hatten zur Verbreitung vermerkt: "Schottland, Finnland, UdSSR (Komi ASSR), Österreich, Schweiz, Deutschland. Petersen (1924) meldet die Art aus Estland und Lettland, Krogerus et al. (1971) aus Norwegen, Schweden und Finnland sowie Kyrki (1985) zusätzlich aus Sibirien (Irkutsk). Boreomontane Verbreitung! Die Art wurde vielfach mit K. saxifragae verwechselt. Besonders zweifelhaft sind die Meldungen aus den Pyrenäen (Lhomme 1923-[1963]), das diesbezügliche Material konnte leider nicht untersucht werden. Angaben aus Polen (Tatra) beruhen auf Fehlbestimmungen (Baraniak 1988), ebenso die meisten Meldungen aus dem Alpenraum. Dies führte dazu, daß fasciapennella aus dieser Region eliminiert wurde (Friese 1960a)."
Baraniak et al. (1999) gelang dann aber doch der Erstnachweis der Art für Polen, nämlich im Biebrza National Park, Bagno Ławki (1995, Raupenfunde an Parnassia palustris), Poleski National Park, Wola Wereszczyńska (1991, Lichtfang in nasser Wiese am Rande zu Erlenwald) und Macoszyn (1996, Lichtfang).
Nach SwissLepTeam (2010) tritt die Art in der Schweiz in den Regionen Nordalpen, Wallis, Graubünden und Südschweiz jeweils gemeinsam mit Kessleria saxifragae]] auf.
Nach Huemer & Tarmann (1992) ist die Art in Österreich auf Osttirol und Niederösterreich beschränkt und damit sehr viel weniger weit verbreitet als Kessleria saxifragae.
Im Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Gaedike & Heinicke 1999) mit Angaben von vor 1980 aus Baden-Württemberg und Bayern angeführt. Von Pröse et al. (2003) wird die Art für Bayern aber überhaupt nicht erwähnt, dafür die im "Verzeichnis" fehlende Kessleria saxifragae. Das Vorkommen in Deutschland hängt somit an der Altangabe für Baden-Württemberg. Dazu existiert tatsächlich ein Beleg, der von Huemer & Tarmann (1992: 56) untersucht und bestätigt wurde: "Deutschland: 1♀, Baden-Württemberg, Urach (LNK)." Dieses Vorkommen in einem insgesamt stärker bewaldeten Teil der Schwäbischen Alb mit engeren halboffenen oder offenen Tälern und auch heute noch Restvorkommen von Parnassia palustris passt durchaus ins Habitatschema der Art. Vielleicht wäre hier eine Nachsuche noch immer lohnend.
Karle-Fendt & Wolf (2018) kamen zum Schluss, dass die alten Meldungen aus Bayern (zuletzt vor 1951) hinsichtlich ihrer Bestimmung unsicher sind. Sie selbst konnten aber melden: "Neu für Bayern. Lkr. Oberallgäu, Hinterstein, Wildfräuleinstein, 1123 m, Lf, 7.vi. 2014, 1 ♀, leg. et gen. det. W. Wolf. Wie in Tab. 1 dargelegt, gab es bisher keinen einwandfrei dokumentierten Nachweis dieser Art aus Bayern. Aufgrund der frühen Flugzeit handelt es sich sicherlich um ein überwintertes Tier (K. fasciapennella ist die einzige bisher bekannte Kessleria-Art, die als Imago überwintert)." Und sie kommentieren: "Kessleria fasciapennella ist als boreomontane Art der Kalkflachmoore und Kalkquellsümpfe zusammen mit der Raupenfutterpflanze Sumpfherzblatt (Parnassia palustris) eher in Tallagen und im submontanen Bereich zu erwarten. Doch gibt P. palustris mit zunehmender Höhe die Bindung an dauerfeuchte Habitate auf und kommt über 1500 m „auch in moosreichen Steinrasen und an Rutschungen“ (Dörr & Lippert, 2001) besonders auf Dolomitschutt vor. Der Fund von K. fasciapennella spricht eher für einen trockeneren Entwicklungsraum, da die Umgebung im Umkreis von Kilometern aus südseitigen stark aufgelichteten Hangwäldern mit hohem Fichten- und Waldkieferanteil und steilen Urwiesen auf Hauptdolomitschutt von 900–1800 m Höhe bestehen. Ungeklärt ist, ob K. fasciapenella eventuell mit der Futterpflanze auch die alpine Stufe erreichen kann."
(Autor: Erwin Rennwald)
4.4. Literatur
- Baraniak, E., Hołowiński, M. & K. Pałka (1999): Kessleria fasciapennella (Stainton, 1849) (Lepidoptera: Yponomeutidae) w Polsce. Kessleria fasciapenella (Stainton, 1849) (Lepidoptera: Yponomeutidae) in Poland. — Wiadomości Entomologiczne (1998) 17 (3-4): 189-191. [PDF auf biomap.pl]
- Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
- Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
- Huemer, P. & G. Tarmann [1992] („1991“): Westpaläarktische Gespinstmotten der Gattung Kessleria Nowicki: Taxonomie, Ökologie, Verbreitung. — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 81: 5-110. [Digitalisat auf archive.org] [PDF auf zobodat.at]
- Karle-Fendt, A. & W. Wolf (2018): Zum Vorkommen von Arten der Gattung Kessleria (Nowicki, 1864) in Bayern (Insecta: Lepidoptera: Yponomeutidae). — Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik, 18: 51-58. [PDF auf abe-entomofaunistik.org]
- Pröse, H., Segerer, S. & H. Kolbeck (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Kleinschmetterlinge (Lepidoptera: Microlepidoptera) Bayerns. — S. 234-268. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Tiere Bayerns. — Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Heft 166. 384 S., Augsburg. [Hinweis: Im Heft steht als Erscheinungsjahr "2003" - tatsächlich wurde es aber erst am 2. April 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt] [PDF auf lfu.bayern.de].
- Erstbeschreibung: Stainton, H. T. (1849): An attempt at a systematic catalogue of the British Tineidæ & Pterophoridæ: I-IV, 1-32. London (John van Voorst).
- SwissLepTeam (2010): Die Schmetterlinge (Lepidoptera) der Schweiz: Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste. — Fauna Helvetica 25. Neuchâtel (CSCF & SEG).
















