1. Lebendfotos
1.1. Männchen
1.2. Weibchen
1.3. Balz und Kopula
1.4. Raupe, Raupensack
1.5. Fraßspuren und Befallsbild
1.6. Puppe
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Genitalien
2.3.1. Weibchen
2.4. Ähnliche Arten
Ungefleckte weibliche Falter können mit Weibchen von Incurvaria koerneriella oder Lampronia fuscatella verwechselt werden. Diese drei Arten unterscheiden sich deutlich in ihren Fühlern:
- Incurvaria pectinea: Fühler der Weibchen sind vorn sägeartig gezahnt, wobei die Fühlerglieder proximal weißlich, distal und der Zahn schwärzlich gefärbt sind, wodurch die Fühler deutlich geringelt erscheinen.
- Incurvaria koerneriella: Fühlergeißel ohne Zähne oder Cilien und einfarbig dunkel.
- Lampronia fuscatella: Fühler der Männchen beidseitig hell gewimpert, d.h. die helle Zeichnung ist im Gegensatz zu I. pectinea erhaben.
Zusammenstellung Oliver Rist nach Wojtusiak (1976) [Forum]
2.5. Raupensack
Die Raupengehäuse von Incurvaria pectinea und I. oehlmanniella sind kaum unterscheidbar. Die unterschiedliche Phänologie erlaubt aber trotzdem eine Zuordnung bereits im Raupenstadium. Die Raupe von Incurvaria pectinea ist im Herbst erwachsen und überwintert als Vorpuppe oder Puppe. Im Frühling schlüpfen die Falter sehr früh. Die Raupen von Incurvaria oehlmanniella sind im Herbst nicht erwachsen und in der Grösse recht unterschiedlich. Im Frühling fressen die Raupen nochmals tüchtig und bauen sich auch grössere Gehäuse. (Rudolf Bryner)
2.6. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Lebensweise
Die Raupen minieren anfangs in Blättern von Birke und anderen Laubgehölzen. Aus Teilen der Mine fertigen sie sich später ein Gehäuse an und leben darin in der Bodenstreu. Sie überwinten im Gehäuse. Nachdem sie Anfang Februar ins Warme gestellt wurden, verpuppten sie sich nach etwa 10 Tagen. [Zuchtbericht von Uwe Büchner]
Die Raupengehäuse sehen ziemlich unterschiedlich aus, je nach gewählter Blattart. Ihr Längsdurchmesser beträgt 8-10 mm. Im November enthielten die Raupensäcke vereinzelt noch Vorpuppen, mehrheitlich aber bereits frische Puppen. Nachdem die Zuchtgefässe im Januar in Zimmertemperatur verbracht wurden, schlüpften die Falter nach zwei Wochen. [Zuchtbericht von Rudolf Bryner]
3.3. Nahrung der Raupe
- [Betulaceae:] Betula pendula (Hänge-Birke)
- [Betulaceae:] Betula pubescens (Moor-Birke)
- [Betulaceae:] Corylus avellana (Hasel)
- [Betulaceae:] Alnus glutinosa ? (Schwarz-Erle ?)
- [Betulaceae:] Carpinus betulus ? (Hainbuche ?)
- [Tiliaceae:] Tilia cordata (Winter-Linde)
- [Sapindaceae:] Acer platanoides sp. ?? (Ahorn ??)
- [Rosaceae:] Malus sp. ? (Apfel ?)
- [Rosaceae:] Prunus spinosa ?? (Schlehe ??)
- [Rosaceae:] Pyrus sp. ?? (Birne ??)
- [Rosaceae:] Sorbus sp. ?? (Mehlbeere ??)
- [Cornaceae:] Cornus sp. ??? [= Swida sp. ???] (Hartriegel ???)
Wichtigste Raupennahrungspflanze ist sicherlich die Hänge-Birke. Stainton (1873) nennt neben dieser aber auch schon die Hasel. Edmunds (2007: 228) erwähnt erstmals die Winterlinde - ein Baum, unter dem R. Bryner auch in der Schweiz Minen fand.
Heath & Pelham-Clinton (1976: 280) führen aus Großbritannien an: "Ovum. Laid on birch (Betula pendula or B. pubescens) or, especially in western districts, on hazel (Corylus avellana). On the Continent recorded also from alter (Alnus) and apple (Malus) (Saalas, 1935); and from maple (Acer), hornbeam (Carpinus), blackthorn (Prunus), pear (Pyrus), Sorbus spp. and dogwood (Swida) (Hering, 1957)." Die Angaben zur Schwarz-Erle und zur Hainbuche sind unsicher, aber prinzipiell möglich (die Originalarbeit von Saalas (1935) konnte ich noch nicht studieren). Hering (1957: 21) verschlüsselte die Mine unter "Acer, Ahorn" und zeigt im Abbildungsanhang (S. 51) eine Mine an Acer platanoides; weiter verschlüsselt Hering (1957: 61) die Art unter "Alnus, Erle" und grenzt die Mine dort gegen diejenige von Heliozela resplendella ab; ebenso grenzt Hering (1957: 324) die Minen von I. pectinea und Incurvaria oehlmanniella gegenüber denjenigen von Antispila petryi und anderen Antispila-Arten. Glaubhaft ist zumindest Letzteres trotzdem nicht - zumindest bei der Angabe zum Hartriegel ist Verwechslung mit einer Antispila-Art zu unterstellen, z.B. Antispila petryi. Schwierig ist das mit Herings (1957: 658) Angabe zu Malus - denn im Bildanhang S. 143 zeigt er tatsächlich die Zeichnung einer Mine an einem Apfelblatt. Herings (1957: 831) nimmt auch Prunus in den Schlüssel auf und schreibt "Ziemlich polyphage Art, die man am häufigsten u. sehr zahlreich an Betula findet." Am Schwerpunkt Birken kann es also keinen Zweifel geben - ob die Angaben zum Ahorn und den Rosaceae falsch sind oder auf einer nur gelegentlichen, aber doch tatsächlichen Nutzung beruhen, ist noch zu klären.
Fest steht, dass die Raupen nach der Überwinterung am Boden in der Laubstreu fressen und dann wohl sehr verschiedene Pflanzen-Arten nutzen.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Synonyme
- Tinea zinckenii Zeller, 1839
4.2. Literatur
- Edmunds, R. (2007): Tilia cordata – a new foodplant for Incurvaria pectinea Haw. (Lep: Incurvariidae). — The Entomologist’s Record and Journal of Variation 119: 228-229. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
- Erstbeschreibung: Haworth, A. H. (1828): Lepidoptera britannica. Pars IV: 512-609. Londini (Richardus Taylor).
- Heath, J.& E.C. Pelham-Clinton (1976): Incurvariidae. - S. 277-300. In: Heath, J. [ed.] (1976): The Moths and Butterflies of Great Britain & Ireland, 1. - 343 S.; Essex (Harley Books).
- Hering, E. M. (1957): Bestimmungstabellen der Blattminen von Europa einschließlich des Mittelmeerbeckens und der Kanarischen Inseln. Band 1-2: Bestimmungsschlüssel, 1185 S.; Band 3: Zeichnungen, 211 S.; 's-Gravenhage (Uitgeverij Dr. W. Junk).
- Saalas, U. (1935): Über Incurvaria pectinea Hw. (Lep., Incurvariidae). — Annales entomologici Fennici (= Suomen hyönteistieteellinen aikakauskirja), 1: 113-137. [Sekundärzitat]
- [SCHÜTZE (1931): 214]
- Stainton, H.T. (1873): The natural history of the Tineina 13: I-VIII, 1-377, pl. I-VIII. London (John van Voorst) – Paris (Deyrolle) – Berlin (E.S. Mittler und Sohn). — Digitalisat auf archive.org: [74-83], [pl. II fig. 2].
- Wojtusiak (1976): Klucze do oznaczania owadów Polski XXVII, Lepidoptera, Heliozelidae, Incurvariidae. - Warszawa. [Sekundärzitat]