Elsner, G., Huemer, P. & Z. Tokár (1999): Die Palpenmotten (Lepidoptera, Gelechiidae) Mitteleuropas. Bestimmung – Verbreitung – Flugstandort – Lebensweise der Raupen: 1-208. Bratislava (František Slamka).
Besprechung von René Ressler
Dieses Buch stellt die Fortsetzung der Reihe von FAJCÍK, J. & F. SLAMKA (1998 & 1996 bzw. 2003 sec. ed.) dar. Es werden die 362 mitteleuropäischen (der 612 europäischen) Arten der Palpenmotten sowohl in Wort als auch in Bildern behandelt. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben die Autoren jedoch nicht. Sie verweisen diesbezüglich auf die vierbändige Abhandlung der Gelechiidae im Rahmen der „Microlepidoptera of Europe“.
Wer nicht weiß, woran die Palpenmotten zu erkennen sind oder noch nie etwas von ihnen gehört hat, der findet bereits in der Einleitung Auskunft darüber. „Ihre Definition beruht im wesentlichen auf unterschiedlich strukturierten abdominalen Stützorganen des Sternums 1, den sogenannten Venulae und Apodemen.“ Alles klar?
Als Zielgruppe sind somit eindeutig die fortgeschrittenen Lepidopterologen und jene Liebhaber angesprochen, die sich mit der Genitalpräparation auskennen. Wer ein Buch für Exkursionen und zur Bestimmung von Fotos haben möchte, der liest besser nicht weiter. Angesprochen werden fast ausschließlich die sammelnden Entomologen. Dennoch bietet das Werk aber auch gerade für Anfänger eine ganze Reihe von Ansatzpunkten. So wird die Genitalpräparation bereits in der Einleitung kurz erklärt und auch wichtige morphologische Bezeichnungen sind an mehreren Skizzen leicht verständlich beschrieben.
Neben einer systematischen Artliste und einer Raupennahrungsliste finden sich zudem zu jeder Art kurze Informationen zur Biologie, zum Habitat, zur Verbreitung und zusätzliche Bemerkungen. Vielfach ist jedoch zu lesen: „Futterpflanze unbekannt“. Auch hier ist für Hobbyentomologen noch eine ganze Menge zu erforschen. Wenngleich der Autorenname und das Beschreibungsjahr zu jeder Art angegeben wurden, verzichteten die Autoren auf die Nennung der Synonyme. Diese wäre aber gerade bei den Kleinschmetterlingen sinnvoll.
Im Anschluss an die Artbeschreibungen finden sich zu jeder Art auf insgesamt 84 brillanten SW-Tafeln die Genitalzeichnungen, wobei (vielleicht ein wenig inkonsequent) wichtige Unterscheidungsmerkmale mit Pfeilen hervorgehoben wurden. Den Anfänger wird es freuen, dass meist die gesamten Genitalien und nicht nur, wie in anderen Bücher durchaus üblich, Ausschnitte aus diesen gezeichnet wurden. Auf weiteren 27 Farbtafeln sind alle Falter (gespannt) aufgeführt. Um auch Größenunterschiede darzustellen, wird jede Art in zwei Bildern – Originalgröße und Vergrößerung – gezeigt. Gerade diese Methode sollte Vorbildcharakter für andere Werke haben.
Optisch kommt das Werk sehr attraktiv daher: gut gebunden, Hardcover, hochwertiges Papier und brillante farbige Tafeln. Durch die vielfältigen Informationen (sofern es der aktuelle Kenntnisstand hergibt), die wirklich guten Genitalzeichnungen und die doppelte Darstellung (Original und Vergrößerung) der gespannten Falter sowie die angesprochene optische Qualität ist das Werk jeden Cent wert. Wobei das Buch noch immer so günstig ist, dass die Autoren wohl kaum etwas dabei verdient haben.
Wer sich eingehender mit den Micros befassen wird, nicht mehrere hundert Euro für die „Microlepidoptera of Europe“ ausgeben will und wem Mitteleuropa als Gebiet reicht, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Wer jedoch wissen möchte, was Palpenmotten nun eigentlich sind, der ist mit diesem Buch schlecht beraten. Hier empfiehlt sich ein Blick in den Parenti oder Kaltenbach & Küppers.