1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Genitalien
2.2.1. Männchen
2.3. Erstbeschreibung
2.4. Beschreibung als Homoeosoma flaviciliella
Darin indizierte Abbildung
3. Biologie
3.1. Nahrung der Raupe
- [Fabaceae:] Astragalus australis (Südlicher Tragant)
- [Fabaceae:] Astragalus leontinus (Tiroler Tragant)
Schmid (2019: 736-737) leistete Pionierarbeit und klärte die zuvor unbekannte Biologie der Raupe dieser Art auf. Er bildet die Raupe ab und erläutert dazu: "Die Raupe ist in einer ziemlich dichten Gespinströhre in zusammengesponnenen Blättern und Blüten von Südlichem Tragant (Astragalus australis) (Graubünden) (1-5) sowie von Tiroler Tragant (Astragalus leontinus) (Wallis) gefunden worden, lebt vermutlich aber auch an anderen Astragalus-Arten. Sie überwintert halb erwachsen".
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„Sedakow.“
flaviciliella: „flavus gelb, cilia Franse.“
4.2. Andere Kombinationen
- Myelophila sedakovella Eversmann, 1851 [Originalkombination]
4.3. Synonyme
- Homoeosoma flaviciliella Herrich-Schäffer, [1855]
- Cremnophila flaviciliella (Herrich-Schäffer, [1855])
4.4. Taxonomie und Nomenklatur
In Mitteleuropa wurde das Taxon bis jüngst unter dem Artnamen Cremnophila flaviciliella geführt (so auch beim Erstfund für Deutschland durch Wolf (2009), bei Gaedike (2010) und beim SwissLepTeam (2010)). Nach Leraut (2002) ist dieses Taxon aber Synonym zum 4 Jahre älteren Namen Cremnophila sedakovella.
4.5. Faunistik
Wolf (2009) meldet den Erstfund für Deutschland in den Allgäuer Hochalpen. Gaedike (2010) fasst zusammen: "1 Weibchen, Sperrbachtal südlich Oberstdorf, ca. 1400 m, 3. August 2008, leg. W. Wolf. Wahrscheinlich bedingt durch die Wetterlage (Kaltlufteinbruch), wurde die ansonsten in größeren Höhen nachgewiesene Art hier gefunden." Der Fund wurde im Lepiforum als Einzelfund für Deutschland geführt, da die Fundumstände eher gegen Bodenständigkeit sprachen. Davon abweichend wurde die Art in Gaedike et al. (2017) unter Bezugnahme auf den gleichen Fund mit Vollsymbol für Bayern und Deutschland geführt - was ich hier zunächst weiter ablehnte. Ich vermerkte aber: "Ganz auszuschließen ist Bodenständigkeit hier aber auch nicht, denn eine der von in der Schweiz ermittelten Raupennahrungspflanzen - Astragalus australis - kommt auch in Deutschland vor; sie gilt hier zwar als "vom Aussterben bedroht", aber die wenigen Vorkommen der Pflanze befinden sich alle in den Alpen zwischen 1450 und 2450 m, und zwar konzentriert in den Nacktriedrasen (Elynetum) um Oberstdorf, also in etwa dort wo auch der Falter gefunden wurde. Gezielte Nachsuche nach der Raupe wäre hier sehr zu empfehlen." Es folgte kein Raupenfund, aber ein zweiter Falterfund, über den Karle-Fendt in Fuchs et al. (2018: 47) berichtet: "Lkr. Oberallgäu, NSG Allgäuer Hochalpen, Bockkar, 2240 m, Lf. 30.vii.2018, 1 ♂ leg. et det. A. Karle-Fendt, conf. W. Wolf." Geschlossen wurde daraus: "Der zweite Fund dieser Art in den Allgäuer Hochalpen (10 Jahre nach dem Erstnachweis, s. Wolf, 2009) dürfte nun das Heimatrecht dieser Art in Bayern, und damit Deutschland, bestätigen." Alfred Karle-Fendt (1.9.2020 per e-Mail an E.Rennwald) erläuterte dazu noch: "Nachdem Jürg Schmid die Fortpflanzungsbiologie geklärt hat, gehe ich von Bodenständigkeit der Art aus. Astralagus australis ist im Bereich des Fundpunktes wie in den gesamten Allgäuer Alpen bei entsprechenden Standortbedingungen verbreitet [...]. Allerdings ist der Nachweis von C. sedakovella unter den gegebenen Bedingungen (mind. 1200 Höhenmeter Anstieg, kurze Flugzeit etc.) einfach Glücksache." Diesen Folgerungen schließe ich mich an, so dass die Art jetzt auch im Lepiforum Vollsymbol für das Vorkommen in Deutschland erhält.
In Österreich ist die Art auf die Hochlagen zwischen ca. 1750 und 2300 m und die Bundesländer Tirol, Kärnten und Salzburg beschränkt und auch dort allgemein selten.
SwissLepTeam (2010) meldet die Art aus der Schweiz von den Nordalpen, dem Wallis, Graubünden und erstmals auch aus der Südschweiz.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.6. Publikationsjahr der Beschreibung als Homoeosoma flaviciliella
Wir folgen den detaillierten Datierungs-Angaben von Heppner (1982). Obwohl die Tafel Pyralidides 21 bereits 1852 erschienen ist, darf sie nach den Bestimmungen des ICZN nicht als Originalbeschreibung dieses Taxons gelten, denn die Nomenklatur auf dieser Tafel ist nicht binominal.
4.7. Literatur
- Erstbeschreibung: Eversmann (1851): Description de quelques nouvelles espèces de Lépidoptères de la Russie. — Bulletin de la Société impériale des naturalistes de Moscou 24 (2): 610-644. Moscou (W. Gautier). — Digitalisat von Google Books im Viewer der Hathi Trust Digital Library: [644].
- Fuchs, G., Guggemoos, T., Karle-Fendt, A., Stühmer, T. & W. Wolf (Arbeitsgemeinschaft Microlepidoptera in Bayern) (2018): Neue Ergebnisse in der bayerischen Kleinschmetterlingsfaunistik – 6. Beitrag (Insecta: Lepidoptera). — Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik, 18: 27–50.
- Gaedike, R. (2010): Nachtrag 2009 zum Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Microlepidoptera). Mit Beiträgen von H. Blackstein, U. Büchner, D. Hausenblas, L. Lindner, D. Nowak, M. Nuss, B. Piepgras, W. Schmitz & S. Wauer. — Entomologische Nachrichten und Berichte 54 (2): 109-122.
- Gaedike, R., Nuss, M., Steiner, A. & R. Trusch (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. — Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 21: 1-362.
- Heppner, J. B. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterologists' Society 36 (2): 87-111.
- Herrich-Schäffer, G. A. W. („1849“) [1847-1855]: Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa, zugleich als Text, Revision und Supplement zu Jakob Hübner's Sammlung europäischer Schmetterlinge. Vierter Band. Die Zünsler und Wickler: 1-288, Index 1-48, Pyralidides pl. 1-23, Tortricides pl. 1-59. Regensburg (G. J. Manz).
- Beschreibung als Homoeosoma flaviciliella: Herrich-Schäffer, G. A. W. (1843-1856): Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa, zugleich als Text, Revision und Supplement zu Jakob Hübner's Sammlung europäischer Schmetterlinge. Sechster und letzter Band: Schlusswort [4 pp., unpaginiert]; Macrolepidoptera I-XVIII, pl. I-XXII; Microlepidoptera I-VIII, pl. I-XIV; Nachtrag zum ersten Bande 1-38, Nachtrag zum zweiten Bande 39-61, Nachtrag zum dritten Bande 62-80, [Nachtrag ohne Titel] 81-133; Weitere Nachträge zum dritten Band 133-139, Nachträge zum vierten Band 140-161, Nachträge zum fünften Band 161-166, Zweiter Nachtrag zum ersten und zweiten Bande 167-178; Systema Lepidopterorum Europae 1-72; Index 1-48. Regensburg (G. J. Manz).
- Leraut, P. (2002): Contribution à l'étude des Phycitinae (Lepidoptera, Pyralidae). — Nouvelle Révue d'Entomologie, (N.S.) 19 (2): 141-177.
- Schmid, J. (2019): Kleinschmetterlinge der Alpen : Verbreitung : Lebensraum : Biologie. - 800 S.; Bern (Haupt-Verlag).
- SwissLepTeam (2010): Die Schmetterlinge (Lepidoptera) der Schweiz: Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste. — Fauna Helvetica 25. Neuchâtel (CSCF & SEG).
- Wolf, W. (2009): Cremnophila flaviciliella (Herrich-Schaeffer, 1855) in den Allgäuer Hochalpen — Erstnachweis für Deutschland (Insecta: Lepidoptera: Pyralidae). — Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 9: 61-64.