Version 22 / 27 vom 29. Juli 2022 um 23:53:48 von Erwin Rennwald
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Geschlecht nicht bestimmt
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Geschlecht nicht bestimmt

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Fabaceae:] Onobrychis arenaria (Sand-Esparsette)
  • [Fabaceae:] Onobrychis viciifolia (Saat-Esparsette, Futter-Esparsette)

Die Raupe lebt an Esparsetten. Eine Angabe zu Astragalus sp. ist wenig glaubhaft.

4. Weitere Informationen

4.1. Synonyme

4.2. Faunistik

Locus typicus nach Toll (1961: 73): Frankreich, Digne, 600 m.

Buschmann et al. (2014) stellen die bisher bekannten europäischen Länder mit Nachweis zusammen: Russland (nur im Süden), Rumänien, Griechenland, Mazedonien, Italien, Österreich, Tschechische Republik, Deutschland, Frankreich und - neu - Bulgarien und Serbien. In Asien tritt die Art von der Altai-Region über Kasachstan bis zur Türkei an vielen Stellen auf.

Bei Gaedike et al. (2017) ist zu lesen: "Erstfund für SN siehe Graf et al. (2014).". Dabei handelt es sich - von einer Altangabe aus Bayern abgesehen, um den ersten sicheren Nachweis aus Deutschland.

Bei Pröse (1982: 5) war zum Altfund in Bayern zu erfahren: "Coleophora colutella (F.) Neu für Bayern. Die unverkennbare Art wurde unseres Wissens außer in Österreich noch nirgends in Mitteleuropa nördlich der Alpen nachgewiesen. Sie stammt aus einem Biotop, der durch seinen Reichtum an wärmeliebenden, südlichen Faunenelementen bekannt ist. Karlstadt/Main (Steppenheiden auf Muschelkalk) M. VI. 50 (leg. H. Pfister, det. J. Klimesch)". Die Arbeitsgemeinschaft Nordbayerischer Entomologen (1988: 132) korrigierte die Bestimmung: "Diese Art wurde bisher stets, auch in der bayrischen Literatur (Pröse 1982), als "colutella F." bezeichnet, ein falsch gedeuteter Name (vgl. Anmerkung 47). Nach Baldizzone (1985) ist albostraminata Toll gültig.". Wie sich zeigen sollte war auch das eine Fehldeutung und die mitteleuropäischen Tiere gehören zu einer dritten Art dieser Gruppe: Coleophora dignella. Zu jener heißt es bei Gaedike & Heinicke (1999: 70) - bis auf die Jahreszahl und die Schreibweise des zweiten Synonyms - korrekt: "dignella Toll, 1960 = albostraminata auct. nec Toll = collutella auct. nec Fabricius, 1794". Haslberger & Segerer (2016: 186) übersahen diese Zuordnung zu albostraminata auct. nec Toll - bei ihnen wurde für Bayern also versehentlich albostraminata Toll, 1961 reaktiviert und dafür C. dignella weggelassen. Gaedike et al. (2017: 43) führen den Datensatz wieder bei C. dignella, diesmal ohne Synonyme und ohne Kommentar.

Kasy (1985: 9) erwähnte die Art erstmals unter dem Namen Coleophora albostraminata für Österreich und schreibt dazu: "C.albostraminata TOLL = colutella auct. nec F.: 20.6.71, 28.6.73, 30.6.71, 2.7.70 (2 GU, d, 9) (cfr. auch KASY, 1974: 116). Auch ex l. (Onobrychis arenaria). Die Rp. ist Samenfresser. In der Zucht ging sie mit dem Sack in die Erde, die Imagines schlüpften erst nach der 2. Überwinterung. Nach Mitteilung von BALDIZZONE lebt die Raupe auch an Colutea, Medicago und Astragalus. Abb. 3 zeigt die erwachsene Rp., Abb. 4 den ersten Jugendsack an Onobrychis viciaefolia (beide BALDIZZONE del.), Abb. 5 einen älteren Jugendsack und Abb. 6 den fertigen dreiklappigen Röhrensack von Onobrychis arenaria (IMB del.)." Huemer (2013) nimmt die Art weiter in seinem Katalog auf. Dies dürfte falsch sein! Bei Baldizzone (2019: 259) wird C. albostraminata nicht als italienische Art erwähnt, wohl aber Coleophora dignella. Letztere mit Synonymen "Coleophora kasyi Toll, 1961", "Coleophora colutella; auctorum, nec Fabricius, 1794" und "Coleophora albostraminata; auctorum, nec Toll, 1960". Weiter ist dann zu lesen: "Letteratura. Baldizzone, 1983a (larva, biologia, ast. larvale, albostraminata; Baldizzone, 1985b (genit ♂ e ♀, albostraminata)". Baldizzones Bestimmung von Kasys Falter aus Österreich von vor 1985 ist demnach ganz klar zu C. dignella zu korrigieren!

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Taxonomie

Durch eine E-Mail von J. Tabell vom 2. März 2020 wurde ich darauf aufmerksam, dass in dieser Bestimmungshilfe eine Synonymisierung übersehen worden war. Baldizzone & Tabell (2005: 342) stellten schon vor 15 Jahren fest, dass die beiden Typen von Coleophora kasyi nicht konspezifisch sind. Das Männchen (Holotypus) gehöre zu C. dignella und das Weibchen (Paratypus) zu C. eupepla.

Die Abbildung eines Präparats von C. kasyi mit unbestimmtem Geschlecht (aus der Klimesch-Sammlung im ZSM) wurde deshalb am 3. März 2020 bis zur Klärung des Geschlechts für die Öffentlichkeit unsichtbar gemacht.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.4. Typenmaterial

Toll (1961a: 73): « Holotype (mâle), Digne, 600 m, 2-V-1959, se trouve dans la collection de M. K. Burmann. »

4.5. Literatur

  • Arbeitsgemeinschaft Nordbayerischer Entomologen e.V. (1988): Prodromus der Lepidopterenfauna Nordbayerns. — Neue Entomologische Nachrichten 23: 1-161. [PDF auf zobodat.at]
  • Baldizzone, G. (2019): Fauna d’Italia. Vol. LIII. Lepidoptera Coleophoridae. - XVII + 907 S.; Milano (Calderini).
  • Baldizzone, G. & J. Tabell (2005): Coleophora eupepla (Gozmány, 1954), a valid species (Lepidoptera: Coleophoridae). — SHILAP Revista de Lepidopterología 33 (131): 341-346. [PDF auf redalyc.org]
  • Buschmann, F., Pastorális, G. & I. Richter (2014): Adatok a magyar faunában új Coleophora nigridorsella Amsel, 1935 és néhány más ritka Coleophora faj magyarországi elõfordulásához. The data for the new record of Coleophora nigridorsella Amsel, 1935 to the fauna of Hungary and to several other rare Coleophora-species occurring in the country (Lepidoptera: Coleophoridae). — Microlepidoptera.hu 7: 27–48. [PDF auf epa.oszk.hu]
  • Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
  • Gaedike, R., Nuss, M., Steiner, A. & R. Trusch (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. — Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 21: 1-362.
  • Haslberger, A. & A. Segerer (2016): Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera), Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, Band 106 Supplement.
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • Kasy, F. (1985): Die Schmetterlingsfauna des Naturschutzgebietes "Pischelsdorfer Fischawiesen", östliches Niederösterreich. — Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen, 36, Supplement: 1-27. [PDF auf zobodat.at]
  • Pröse, H. (1982): Neue Ergebnisse zur Faunistik der Microlepidopteren in Bayern. — Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen, 31 (1): 3-12.
  • Erstbeschreibung: Toll, S. (1961a): Etude sur les genitalia de quelques Coleophoridae XIX. Nouvelles espèces de Coleophora de France méridionale. — Bulletin de la Société Entomologique de Mulhouse 1961: 67-76.
  • Beschreibung als Coleophora kasyi: Toll, S. (1961b): Zoologische Ergebnisse der Mazedonienreisen Friedrich Kasys. I. Teil. Lepidoptera, Coleophoridae. — Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, Abt. I 170: 279-304 [hier: 280-284] [PDF auf zobodat.at].