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Erstbeschreibung
Beschreibung als Coleophora robustella
Inhalt

2. Diagnose

Zur Unterscheidung von Coleophora ciconiella, C. silenella, C. graminicolella und C. nutantella: siehe Coleophora silenella.

2.1. Erstbeschreibung

Darin indizierte Abbildung

2.2. Beschreibung als Coleophora robustella

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

Biesenbaum & van der Wolf (1999: 254) ist zuzustimmen, wenn sie formulieren: "Über die Biologie ist wenig bekannt, wahrscheinlich leben die Raupen an den Körnern bzw. Samen verschiedener Getreidearten z.B. Weizen (Triticum) und Hafer (Avena) und an Wildgräsern."

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Die Art wurde gleich zweimal aus Deutschland beschrieben, einmal von Herrich-Schäffer ([1855]) von Regensburg (Bayern), einmal von Fuchs (1895) von Bornich (Rheinland-Pfalz).

Herrich-Schäffer ([1855]) teilte in seiner Erstbeschreibung mit: "Den Schmetterling fing ich bei Regensburg am 18. Juni im Weintiger Wäldchen." und weiter: "7 ganz gleiche Exemplare in FR. Sammlung aus der Wienergegend, darunter nur Ein Weib."

Biesenbaum & van der Wolf (1999: 318) verzeichnen fünf Falterbelege von 1900 und 1901 aus Bornich am Mittelrhein (Rheinland-Pfalz) und betrachten die Art als in Deutschland ausgestorben oder verschollen. Auch für Bayern, das einzige weitere Bundesland mit Nachweisen der Art nach 1900, wird sie von Pröse et al. (2003) mit "0 - ausgestorben oder verschollen" für die Regionen "Schichtstufenland" und "Ostbayerisches Grundgebirge" in die Rote Liste aufgenommen. Gaedike et al. (2017) können erwartungsgemäß keine neueren Funde melden, führen die Art mit Uraltmeldung (vor 1900) aber auch aus Baden-Württemberg an.

Die faunistisch bedeutsamen alten Angaben von Bornich am Mittelrhein sollen hier näher betrachtet werden. Fuchs (1895: 40-41) hatte hier unter dem Namen "Coleophora robustella n. sp." berichtet: "Schon 1879 fing ich auf dem Odinsnack, 10 Minuten vom Dorfe entfernt, eine ganz frische Coleophora aus der Silenella-Gruppe [...] Zeller, dem ich sie zur Meinungsäußerung vorlegte, erklärte sie für eine dahin gehörige neue Art. Das Stück blieb lange Jahre in meiner Sammlung vereinsamt. Nachdem ich aber, den 13. Juni 1891 auf den sonnigen Gefilden des Leiselfeldes 2 und 8 Tage später, den 21. Juni, an den Abhängen des Heimbachthales ein weiteres Stück erbeutet hatte, sandte ich 2 meiner 4 Exemplare, die sämmtlich ganz frisch sind, gelegentlich an Herrn Bang-Haas ein, welcher Zellers Ansicht beipflichtete mit dem Hinzufügen, daß die Art in der Staudinger'schen Sammlung nicht vorhanden ist." Diese 4 Exemplare waren dann Grundlage für die Beschreibung seiner Coleophora robustella. Patzak (1969, 1976) konnte dann zeigen, dass zwei später (1900 und 1901) von A. Fuchs unter diesem Namen bei Bornich gesammelte Tiere zu der sonst weithin unbekannten C. ciconiella gehörten. Biesenbaum & van der Wolf (1999: 318) listeten die 5 von A. Fuchs bei Bornich gesammelten Tiere der Jahre 1900 und 1901, die ihnen bekannt wurden, daher folgerichtig unter dem Namen C. ciconiella auf:

Bornich 03.06.1900 Fuchs DEI

Bornich 05.06.1900 Fuchs NHMW

Bornich 21.08.1900 Fuchs NHMW

Bornich 13.06.1901 Fuchs MSTR

Bornich 17.06.1901 ? DEI

Da die Art damit von 1879 bis mindestens 1901 durchgehend und an mehreren Stellen um Bornich zu finden war, war sie hier sicher fest etabliert. Im NSG Odinsnack konnte erst jüngst das Vorkommen des Kleinen Heidegrashüpfers (Stenobothrus stigmaticus) wiederentdeckt werden (Pfeifer et al. (2017)) - vielleicht sollte doch noch einmal versucht werden, auch die Sackträgermotte am locus typicus von A. Fuchs wiederzufinden ...

Huemer (2013) führt die Art für Österreich aus den Bundesländern Steiermark, Niederösterreich und Wien an, mit Fragezeichen auch aus Kärnten und Oberösterreich.

SwissLepTeam (2010) meldet für die Schweiz: "In Karsholt & Razowski (1996) für die Schweiz mit "?" erwähnt. Eine zweifelhafte Angabe von Biel BE (Vorbrodt & Müller-Rutz 2: 517)."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Wir folgen den detaillierten Datierungs-Angaben von Heppner (1982). Obwohl die Tafel 111 bereits 1854 erschienen ist, darf sie nach den Bestimmungen des ICZN nicht als Erstbeschreibung gelten, denn die Nomenklatur auf dieser Tafel ist nicht binominal.

4.5. Literatur

  • Anikin, V.V., Sachkov, S.A. & V.V. Zolotuhin (2017): "Fauna lepidopterologica Volgo-Uralensis": from P. Pallas to present days. — Proceedings of the Museum Witt Munich, Volume 7: 1-696; Munich and Vilnius.
  • Biesenbaum, W. & H. W. van der Wolf (1999): Die Lepidopterenfauna der Rheinlande und Westfalens. Band 7. Familie Coleophoridae Hübner [1825] – 333 S. + 29 Farbtafeln; Leverkusen (Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft rheinisch-westfälischer Lepidopterologen e.V., Verein für Schmetterlingskunde und Naturschutz).
  • Beschreibung als Coleophora robustella: Fuchs, A. (1895): Kleinschmetterlinge der Loreley-Gegend. Vierte Besprechung. — Entomologische Zeitung 56: 21-52. Stettin.
  • Gaedike, R., Nuss, M., Steiner, A. & R. Trusch (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. — Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 21: 1-362.
  • Heppner, J. B. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterologists' Society 36 (2): 87-111.
  • Erstbeschreibung: Herrich-Schäffer, G. A. W. („1853-1855“) [1847-1855]: Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa, zugleich als Text, Revision und Supplement zu Jakob Hübner's Sammlung europäischer Schmetterlinge. Fünfter Band. Die Schaben und Federmotten: 1-394, Tineides pl. 1-124, Pterophides pl. 1-7, Micropteryges pl. 1. Regensburg.
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • Patzak, H. (1969): Über Coleophora robustella Fuchs, Coleophora ciconiella Herrich-Schäffer und Coleophora silenella Herrich-Schäffer (Lepidoptera: Coleophoridae). — Deutsche Entomologische Zeitschrift 19 (3/6): 475-482. [PDF auf zobodat.at]
  • Patzak, H. (1976): Zur Identität der Arten um Coleophora silenella Herrich-Schäffer, 1855. — Deutsche Entomologische Zeitschrift 23 (1-3): 157-164. [Digitalisat und PDF-Download auf onlinelibrary.wiley.com]
  • Pfeifer, A., Dickert, F., Fluck, W., Funhoff, D. & P. Funhoff (2017): Wiederfund des Kleinen Heidegrashüpfers (Stenobothrus stigmaticus (Rambur, [1838])) und Nachweis des Wiesen-Grashüpfers (Chorthippus dorsatus (Zetterstedt, 1821) für den Naturraum Taunus - Ergebnisse einer Heuschreckenexkursion (2016) in das Grenzgebiet von Taunus und Mittelrhein. — Fauna Flora Rheinland-Pfalz, 13 (3): 707–711. [zur Arbeit und PDF-download auf researchgate.net]
  • Pröse, H., Segerer, S. & H. Kolbeck (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Kleinschmetterlinge (Lepidoptera: Microlepidoptera) Bayerns. — S. 234-268. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Tiere Bayerns. — Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Heft 166. 384 S., Augsburg. [Hinweis: Im Heft steht als Erscheinungsjahr "2003" - tatsächlich wurde es aber erst am 2. April 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt]
  • Синёв, С. Ю. [ed.] (2019): Катапог чешуекрылых (Lepidoptera) России. Издание второе [Sinev, S. Yu. (ed.) (2019): Catalogue of the Lepidoptera of Russia. Second edition]: 1-448.
  • SwissLepTeam (2010): Die Schmetterlinge (Lepidoptera) der Schweiz: Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste. — Fauna Helvetica 25. Neuchâtel (CSCF & SEG).

4.6. Informationen auf anderen Websites (externe Links)