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Falter
Geschlecht nicht bestimmt
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Geschlecht nicht bestimmt

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Rosaceae:] Sanguisorba officinalis (Großer Wiesenknopf) [Kasy (1961)]

Bereits Hering (1957: 937) meldete aus Bayern oberseitige Platzminen in Blättern des Großen Wiesenknopfs zu denen er schrieb: "in Durchsicht grünlich, das Blatt durch Gespinstfalten in der oberen Epidermis zusammengezogen". Die Verpuppung fand im September in den Minen selbst statt - ein Falter konnte nicht herausgezüchtet werden; daher heißt es weiter: "Ungeklärte Art; ob Xenophagie von T. marginea Hw.?". Kasy (1961) fand dann - zusammen mit Eva Vartian - Ende August 1960 entsprechende Minen im Neusiedler See-Gebiet auf den zum Teil nassen Wiesen zwischen Weiden am See und Podersdorf, die sich mit Hilfe der genannten Arbeit als Tischeria-Art bestimmen ließen. Und diesmal gelang die Überwinterung der Minen mit den Puppen und es schlüpfte eine unbekannte Tischeria-Art. Wie sich herausstellen sollte, hatte J. Szõcs 1959 in Ungarn ebenfalls Minen in einer Schilfwiese an Sanguisorba officinalis gefunden und erfolgreich zum Falter gezüchtet. Sehr wahrscheinlich lebt die Art also ausschließlich an dieser Pflanzenart.

Eine Abbildung (Farbfoto) der Mine findet sich bei Segerer (2001), der darauf hinweist, dass die Minen Anfang September in verschilften Streuwiesen zu suchen sind, stets im direkten Umfeld des Schilfs. In genutzten Mähwiesen scheint eine Fortpflanzung nicht möglich zu sein.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Kasy (1961: 170) berichtet: "Auf eine briefliche Mitteilung meiner Entdeckung an Kollegen Gozmány in Budapest bekam ich zu meiner Überraschung die Antwort, daß die neue Art von Sanguisorba officinalis schon ein Jahr vorher von Szöcs in drei Exemplaren gezüchtet worden war; mit einer Veröffentlichung war noch gewartet worden, um mehr Material zur Verfügung zu haben. Die Neubeschreibung wurde mir nun in kollegialer Weise überlassen und ich widme daher die neue Art meinem ungarischen Kollegen Szöcs."

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Andere Schreibweisen

  • Coptotriche szoecsi (Kasy, 1961) [falsche Interpretation von ICZN 32.5.2.1.]

[Artikel 32.5.2.1. des ICZN] schreibt vor, dass diakritische Zeichen zu entfernen sind, wenn es sich nicht um einen Namen handelt, der vor 1985 publiziert wurde und auf einem deutschen Wort beruht: Dann werden die deutschen Umlaute ä, ö und ü zu ae, oe und ue korrigiert. Bei szöcsi handelt es sich zweifelsfrei nicht um ein deutsches Wort, sondern um ein Patronym zu Ehren des ungarischen Lepidopterologen József Szőcs (1908–1987), so dass nach dem genannten Artikel die ö-Punkte zu entfernen sind. Genau genommen sind sogar die ö-Punkte in der Originalbeschreibung falsch, denn die ungarische Sprache unterscheidet zwischen ö-Punkten und ő-Strichen, und mit letzteren schrieb sich József Szőcs.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.4. Faunistik

Locus typicus: Österreich, Burgenland, zwischen Weiden am See und Podersdorf.

Segerer (2001) verweist darauf, dass sich bereits Hering (1957) über Minen einer Tischeriide an Sanguisorba officinalis aus Bayern wunderte, dazu aber keinen Fundort nannte. Ihm selbst gelang dann der Wiederfund der Art für Deutschland: "Im September 2000 und 2001 gelang uns die Wiederentdeckung in Bayern anhand der unverkennbaren Minen ... und zwar ausschließlich an einer einzigen, räumlich eng umgrenzten Stelle in einer wechselfeuchten verschilften Streuwiese in der weiteren Umgebung von Dießen am Ammersee. Genau wie in Ostpolen kommt die Art hier gemeinsam mit Stigmella sanguisorbae und Eupoecilia sanguisorbana vor und der Fundort liegt auf basischem Boden (Tertiärkalk)." Nachweise aus anderen Bundesländern fehlen, und auch aus Bayern ist die Art nur ganz lokal nachgewiesen worden.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Literatur

  • Hering, E. M. (1957): Bestimmungstabellen der Blattminen von Europa einschließlich des Mittelmeerbeckens und der Kanarischen Inseln. Band 1-2: Bestimmungsschlüssel, 1185 S.; Band 3: Zeichnungen, 211 S.; 's-Gravenhage (Uitgeverij Dr. W. Junk).
  • Erstbeschreibung: Kasy, F. (1961): Eine neue Tischeria aus dem südöstlichen Mitteleuropa (Lep., Tisch.). — Zeitschrift der Wiener Entomologischen Gesellschaft 46 (12): 169-171. [PDF auf zobodat.at]
  • Segerer, A. H. (2001): Zum Vorkommen einiger bemerkenswerter blattminierender "Kleinschmetterlinge" in bayerischen Moorbiotopen (Insecta: Lepidoptera: Nepticulidae, Tischeriidae, Gracillariidae). — Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 4: 33-40.
  • Lebendfoto: Segerer, A. (2015): Der Wiesenknopf-Schopfstirnfalter Coptotriche szoecsi (Kasy, 1961) am Ammersee wieder aufgefunden (Insecta: Lepidoptera: Tischeriidae). — Schutzgemeinschaft Ammersee – Jahrsbericht 2015: 60-63.