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Falter
Ausgewachsene Raupe
Jüngere Raupenstadien
Puppe
Ei
Männchen
Weibchen
Geschlecht nicht bestimmt
Weibchen
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Ausgewachsene Raupe

1.3. Jüngere Raupenstadien

1.4. Puppe

1.5. Ei

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Geschlecht nicht bestimmt

2.4. Genitalien

2.4.1. Weibchen

3. Biologie

3.1. Habitat

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Lividus, -a, -um (lat.) bläulich, von dem bläulichen Glanz auf den Vorderflügeln (nur bei frischen Tieren). (Text: Axel Steiner)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Unterarten

4.5. Faunistik

Deutschland: Gaedike et al. (2017) geben die letzten Nachweise für Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und - Vorkommen überhaupt mit Fragezeichen - Niedersachsen von vor 1900 an, die letzten für Nordrhein-Westfalen (1921) und Thüringen (dort Einzelfund 1932) zwischen 1901 und 1980, die letzten für Bayern und Sachsen zwischen 1981 und 2000, und nur Brandenburg noch mit Funden nach 2000. Es hat also den Eindruck, dass sich die Art stark nach Osten zurückzog.

Weidlich (2017) stellte die historischen und aktuellen Daten aus Brandenburg zusammen. Die Art erreichte demnach im östlichen und südöstlichen Brandenburg und der sächsischen Oberlausitz ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze. Die letzte sächsische Meldung stammte dabei aus dem Jahr 1991 von Bad Muskau und alle Brandenburger Nachweise nach 1989 beziehen sich auf das Oder-Neiße-Gebiet.

Dort konnte Weidlich (2017) die Art in den Jahren 1995, 1999, 2005, 2006, 2011, 2013, 2014, 2015 und 2016 fast alljährlich finden, allerdings nur in einem einzigen Meßtischblatt (MTB 3954). Er nimmt dies zum Anlass, alle bisherigen Funde aus Brandenburg, Berlin und den angrenzenden Teilen von Polen und Nordsachsen sehr detailliert zusammenzustellen und die mögliche Arealdynamik zu diskutieren. In seiner Bewertung ist zu lesen: "Alle dargestellten Angaben zeigen, dass die Art in der Mark in den letzten Jahrzehnten schon immer selten gewesen ist. Lediglich vermehrte Funde aus den Jahren um 1910 und 1915 bei Wendisch-Buchholz verweisen auf Häufigkeitsschwankungen (Chappuis 1942, Stöckel 1955, Heinicke & Naumann 1981). Danach wurde A. livida etwa 30 Jahre nicht wieder beobachtet und Chappuis (1942) vermerkt, dass sie in der Mark im „Verschwinden begriffen oder schon verschwunden“ sei. Ab 1955 sind dann immer wieder einige Ex. in der Mark gefunden worden, mit jahrweisen Abständen, bis 1987. Nach einer Lücke von sieben Jahren ist die Art in Ostbrandenburg bei Breslack und Ratzdorf wieder aufgetreten und regelmäßig bis in die Gegenwart nachgewiesen worden. Hier reiht sich auch der Fund 2014 in den polnischen Brankower Wiesen, der sich etwa 20 km östlich von den aktuellen märkischen Fundorten befindet, ein."

Vor diesem Hintergrund ist es erfreulich das Weisbach (2019: 130-131) über einen Wiederfund in Sachsen am 27. September 2018 berichten kann. Dieser erfolgte nicht in der Oberlausitz sondern gut hundert Kilometer weiter westlich am Naturschutzstützpunkt im Ortsteil Winkelmühle im Süden der Dübener Heide, einer Region, aus der die Art noch nie gemeldet worden war: "Ob es sich dabei um ein wanderndes Tier oder eine vielleicht zeitliche Arealerweiterung handelt, wird die Zukunft zeigen. Der bei Weidlich (2017) beschriebene Lebensraum scheint zumindest auch für den Fundort in der Dübener Heide nicht untypisch zu sein."

In diesem Zusammenhang könnte es interessant sein, dass sich J. Bittermann, E. Rennwald und andere Entomologen Ende Juli 2019 über eine ganze Reihe von Faltern dieser Art am Licht und Köder bei ihrem Quartier bei Pietrzyków in Südwestpolen freuen konnten - nur 25 km nordöstlich des ehemaligen Vorkommens in der Muskauer Heide.

Annette von Scholley-Pfab [Lepiforumsbeitrag 3. Dezember 2019] konnte von einem aktuellen Wiederfund für Bayern berichten: "München, Truderinger Stromtrasse, 540 m, am Rotweinköder, 20. Juli 2019" (siehe auch Foto oben). Der Fund ist insofern besonders bemerkenswert, liegt er doch weit entfernt von den Vorkommen in Ostbrandenburg und Westpolen.

Schweiz: SwissLepTeam (2010: 260) meldet: Aus der Südschweiz bisher nur im Tessin und Puschlav." Die deckt sich auch weitgehend mit der Karte von Wymann et al. (2015: 516), die aber noch 2 fragliche Uralt-Meldungen bei St. Gallen und bei Basel mit darstellten und einen ebenfalls stark isolierten aktuellen Punkt am Nordrand des Murtensees.

Huemer (2013) meldet die Art für Österreich aus allen Bundesländern.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.6. Literatur

  • Erstbeschreibung: [Denis, M. & J. I. Schiffermüller] (1775): Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am k. k. Theresianum. 1-323, pl. I a+b, Frontispiz. Wien (Augustin Bernardi). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München: [85].
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • SwissLepTeam (2010): Die Schmetterlinge (Lepidoptera) der Schweiz: Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste. — Fauna Helvetica 25. Neuchâtel (CSCF & SEG).
  • Weidlich, M. (2017): Amphipyra livida (Denis & Schiffermüller, 1775) - Historie und aktuelle Verbreitung in der Mark Brandenburg und im westlichen Polen (Lepidoptera, Noctuidae). — Märkische Entomologische Nachrichten, 19 (1): 63-75.
  • Weisbach, P. (2019): Neunachweise und Wiederfunde von Schmetterlingen im sächsischen Teil der Dübener Heide im Jahr 2018 (Lepidoptera). — Mitteilungen sächsischer Entomologen, 38 (132): 130-135.
  • Wymann, H.-P., Rezbanyai-Reser, L. & M. Hächler unter Mitarbeit von A. Luginbühl (2015): Die Eulenfalter der Schweiz. Lepidoptera: Noctuidae, Pantheidae, Nolidae. — Fauna Helvetica 28: 1-960 S.; (CSCF & SEG) Neuchâtel.