2. Biologie
2.1. Nahrung der Raupe
Noch unbekannt! Der Artname soll aber wohl eine Verbindung zu Thymian (Thymus sp.) assoziieren.
3. Weitere Informationen
3.1. Taxonomie und Faunistik
Das Taxon erscheint in keinem der aktuelleren einschlägigen Kataloge; lediglich von Baldizzone et al. (2006: 114) wird es aufgelistet und ohne jeglichen Kommentar im Artstatus akzeptiert.
Schaut man sich die Erstbeschreibung von Herrich-Schäffer (1861: 143) an, dann fällt sie - auch im Vergleich mit seinen anderen Arten - extrem kurz aus. Er wollte hier auch gar keine Art beschreiben, sondern nur eine, von der er wenig wusste, mit erwähnen. Die Beschreibung des Falters ist eigentlich eine Nichtbeschreibung - nur vom Raupensack wird etwas mehr mitgeteilt: "Thymiella Reutti. Den Schmetterling kann ich noch nicht von virgatella unterscheiden; der Sack ist aber ganz verschieden, jenem der C. crocogramm. ähnlich, doch flacher, mit grösseren, runderen Seitenlappen und ohne Wollhaare." Herrich-Schäffer nannte keinen Fundort, aber er ordnete die Art Carl Reutti als Autor zu. Reutti (1853) hatte in seiner "Uebersicht der Lepidopteren-Fauna des Grossherzugthum's Baden" lediglich 37 Coleophoridae aufgelistet, davon eine noch ohne Namen (aber auch ohne sonstige Angaben). Mehrere dieser Tiere waren von Herrich-Schäffer bestimmt worden, d.h., Reutti hatte ihm offensichtlich Falter und später auch Raupensäcke geschickt. Reutti machte 1853 noch keinerlei Angaben zu dem Tier, das 8 Jahre später unter seinem Namen in die Literatur eingehen sollte. Da er sich 1853 der Lücken bei der Bearbeitung der badischen Coleophoridae sehr bewusst war, legte er in den Jahren danach einen Schwerpunkt in die weitere Suche derselben. So muss er auch zu den Raupensäcken für Herrich-Schäffer und zu den daraus schlüpfenden Faltern gekommen sein.
Was ist "Coleophora thymiella" ? Ein auf jeden Fall dubioses Taxon und sehr wahrscheinlich (älteres oder jüngeres) Synonym zu einer der anderen Coleophora-Arten Deutschlands. Die Sackbeschreibung könnte zu einer der an Thymian lebenden Arten passen, zu Coleophora serpylletorum. Und auch die Falter jener Art sehen denen von C. virgatella sehr ähnlich. C. thymiella könnte also älteres Synonym zu der erst 1889 beschriebenen C. serpylletorum sein. Die Art kommt auch in Baden-Württemberg vor - doch ausgerechnet bei Reutti (1898) wird sie nicht erwähnt, obwohl die Anzahl an Arten der Coleophoridae Badens jetzt auf deutlich über hundert gestiegen war. Doch selbst wenn sich diese Synonymie bestätigen sollte, wäre gemäß den Nomenklaturregeln des ICZN der in den letzten 130 Jahren durchgehend gebrauchte neuere Name Coleophora serpylletorum zu schützen und der nicht gebrauchte Name "Coleophora thymiella" zu verwerfen. Aber diese Synonymie ist nicht gesichert und C. thymiella bleibt ein dubioses Taxon, das man am besten vergessen sollte.
(Autoren: Erwin Rennwald & Jürgen Rodeland)
3.2. Literatur
- Baldizzone, G. van der Wolf, H. & J.-F. Landry (2006): World Catalogue of Insects 8. Coleophoridae, Coleophorinae (Lepidoptera). 1-215. Apollo Books (Stenstrup).
- Erstbeschreibung: Herrich-Schäffer (1861): Revision der europäischen Schmetterlingsfauna. — Correspondenzblatt für Sammler von Insecten, insbesondere von Schmetterlingen 2: (13) 100-103, (14) 106-107, (15) 119, (17) 133-135, (18) 142-144, (20) 158-160, (21) 163-168, (22) 173-174, (23): 177-179, (24): 185-188. Regensburg (Georg Joseph Manz). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek: [143].
- Reutti, C. (1853): Uebersicht der Lepidopteren-Fauna des Grossherzugthum's Baden. — Beiträge zur Rheinischen Naturgeschichte 3: I-VIII, 1-216. Freiburg im Breisgau (Herder'sche Verlagsbuchhandlung).
- Reutti, C. (1898): Übersicht der Lepidopteren-Fauna des Grossherzogtums Baden (und der anstoßenden Länder). Zweite Ausgabe des in den Beiträgen zur rheinischen Naturgeschichte erschienenen gleichnamigen Werkes. Nach des Verfassers Tode im Auftrag des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Karlsruhe gemeinschaftlich mit Adolf Meess, [...] überarbeitet und herausgegeben von Dr. med. et phil. Arnold Spuler, [...] - 361 S.; Berlin (Gebrüder Bornträger). [Digitalisat auf archive.org] bzw. PDF-Download auf [dspace.bcu-iasi.ro]