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Falter
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Falter

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Santalaceae:] Thesium rostratum (Geschnäbeltes Leinblatt)

Schmid (2023: 12-13) kann nach langer Suche über den Fund wenigstens einer einzelnen Raupe in der Schweiz berichten. Diese wurde erwartungsgemäß an einem Leinblatt gefunden, allerdings nicht - wie bei E. insecurellus - an Blütenknospen, heranreifenden Samen oder Blättern sondern im Stängel: "After numerous unsuccessful attempts at finding the larva of E. plumbeella, one young larva was finally discovered living inside the stalk of Thesium rostratum (Santalaceae) extruding discrete frass particles from a tiny hole (Fig. 29)." Der Autor erläutert dann zur Pflanze: "Thesium rostratum is a plant with a very restricted range in the eastern Alps. In Switzerland, it can only be found in the Rhine valley of Grisons and in a small area in northernmost Switzerland (Canton Zurich and Thurgau), which actually are also the overall westernmost records. In Germany, it is restricted to the Bavarian Prealps, the Donau region and to southern Baden-Württemberg, in Austria it is limited to Carinthia and Tyrol while it also occurs in the southeastern Prealps of Italy (Aeschimann et al., loc.cit.)." Wenn die alten Angaben zur Verbreitung stimmen, muss die Art noch an mindestens einer weiteren Art der Gattung leben.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Taxonomie

Das Taxon wurde von Rebel (1916) als von Epermenia insecurella getrennte Art beschrieben und bis 1971 auch auf Artebene geführt (so auch bei Gaedike (1966)). Gaedike (1971: 47) kam dann aber zum Schluss, dass die zuvor gefundenen Genitalunterschiede zwischen den beiden Taxa nicht existieren, da es fließende Übergänge zwischen den Valvenformen gibt. Nach seiner Synonymisierung wurde das Taxon bis zur erneuten Erhebung zur bona species durch Schmid (2023) nicht mehr, bzw. nur noch als Synonym jener Art erwähnt.

Schmid (2023) konnte die erneute Erhebung von E. plumbeella zur bona species sowohl genitalmorphologisch als auch mit relativ großen Barcoding-Abständen überzeugend begründen.

Zu den Anfängen: Rebel (1916: 198) begann seine Neubeschreibung mit dem Versuch einer Auflösung des bisherigen Verwirrspiels um dieses Taxon: "Epermenia plumbeella n. sp. — Chauliodus insecurellus Hein. Wck. (nec. Stt.) p. 410 N. 624." Und er erläuterte dazu: "Josef Mann erbeutete im Mai 1852 auf dem Laaerberg bei Wien in Anzahl eine Epermenia-Art, von welchen er in der Folge Stücke an Herrich-Schäffer, Heinemann und Wocke abgegeben zu haben scheint. Diese Art dürfte von Fischer von Röslerstamm den Namen dentosella (i.l.) erhalten haben, allein Herrich-Schäffer gibt in Fig. 967 unter dem Namen dentosella eine Abbildung, welche als ein zwar nicht gelungenes Bild, doch nur auf die später von Wocke als iniquellus beschriebene Art bezogen werden kann, womit die mir brieflich von Wocke gemachte Aeusserung übereinstimmt, dass er bei Aufstellung seines iniquellus die von Mann erhaltene Art für dentosella HS hielt und in ihr daher nicht seinen iniquellus erkannte." Und weiter: "Heinemann hielt die von Mann erhaltenen Stücke bestimmt für insecurellus Stt. und beschrieb sie gut kenntlich daher unter diesem Namen." Schließlich: "Diese von Mann zuerst in Verkehr gebrachte Art steht nun allerdings der echten Ep. insecurella Stt.*) zunächst und gehört mit ihr in dieselbe Artgruppe (Calotripis H-Sch), unterscheidet sich also von Ep. dentosella H S**) (iniquella Wck) schon wesentlich durch die breiteren Hfl, deren Fransen nur die Länge der doppelten Flügelbreite haben, und deren Ader Ms und R getrennt entspringen."

Damit war eigentlich alles geklärt, doch nicht alle kannten oder verstanden was Rebel (1916) mit seinen Ausführungen meinte. Daher ging die Verwirrung auch in Arbeiten späterer Jahre teilweise weiter.

Wichtig: Stainton (1848) berichtete zunächst über Funde von "Elachista illigerellus" in England, merkte dann aber bald, dass diese Tiere nicht mit "Tinea illigerella Hübner, [1813]" übereinstimmten. Deshalb führte er für die von ihm im Vorjahr beschriebenen Tiere den Ersatznamen "Elachista insecurella Stainton, 1849" (jetzt Epermenia insecurella (Stainton, 1849) ein. Die nochmals zwei Jahre später von ihm beschriebene "Elachista dentosella Stainton, 1851" (später "Epermenia dentosella (Stainton, 1851)") ist nach Gaedike (1993: 231) zweifelsfrei ein Synonym dazu. "Epermenia dentosella" auct. nec Stainton, 1851, nec Herrich-Schäffer, 1854 ist hingegen etwas ganz anderes, nämlich das, was Wocke (1867) als "Chauliodus iniquellus" (jetzt Epermenia iniquellus (Wocke, 1867)) beschrieb.

4.2. Faunistik

Rebel (1916: 199) schrieb: "Ausser den vorerwähnten Stücken von Laaerberg bei Wien, wurde mir auch ein solches sehr altes aus der Sammlung von Podewin (M.C.), ferner vom Neuberg bei Pötzleinsdorf (Wien, 10. Mai 'O1, leg. Fr. Preissecker) und ein sehr deutlich gezeichnetes von Koricna (Bosnien, leg. Hilf, 22. Mai '04) bekannt."

Gaedike (1966: 464) fasste den damaligen Kenntnisstand zusammen: "Verbreitung: Deutschland, Österreich, Ungarn, Schweiz, vom Balkan aus Bosnien-Herzegowina (Korična). Literaturangaben: Drenowski 1921, 1929, 1930 führt die Art aus Mazedonien (ohne nähere Fundortangabe) und Bulgarien (Stara planina, Rasgrad, Slivno, Popowo) an. Für die Verwertbarkeit der Angaben gilt das bei voriger Art Gesagte. [Gemeint war "Cataplectica dentosella (Herrich-Schäffer, 1854)", bei der es hieß: "Ohne Überprüfung ist diese Angabe aber nicht zu verwerten, da oft Verwechslungen mit Epermenia insecurella (Stainton), Epermenia plumbeella Rebel und Epermenia ochreomaculella (Millière) verkommen.]

Jäckh (1942: 233) meldete in seiner Arbeit „Die Microlepidopteren-Fauna des rechtsseitigen Mittelrheintales“ ohne näheren Fundort: „Epermenia dentosella H.-S. 17. VII. 37 Lichtfang ein Falter.“ Welche Art meinte er damit ? Biesenbaum (2007: 98) schreibt zum offensichtlich von ihm überprüften Falter mit diesem Datum: "3. Epermenia insecurella (STAINTON, 1849) [...] Loreley RP 17.07.1937 1 JÄCKH (1942)". Da E. plumbeella damals als Synonym von E. insecurella galt, Jäckh ihn aber als "Epermenia dentosella" benannt hatte, ist zu erwarten, dess es sich hier um E. plumbeella handelte. Keine der in Frage kommenden Arten wurde seither aus Rheinland-Pfalz gemeldet.

Schmid (2023: 4) listet für die Schweiz eine Reihe von Fundorten aus einem engen Bereich Graubündens auf. Dazu schreibt er (S. 14): "E. plumbeella seems to be an extremely local species: the type specimens on which Rebel based his description originated from Bosnia and the region of Vienna, as do the three specimens in the collection of Reinhard Gaedike (pers. comm.). In the public records of BOLD, two specimens belonging to the same BIN are listed from North Tyrol (Huemer) and one from Vienna (Buchner). In Gaedike (1966), E. plumbeella is also recorded from Germany (Frankfurt, South Bavaria) and from Hungary, what was then Yugoslavia and Valais, Switzerland. While T. rostratum is documented to occur in Bavaria and North Tyrol, modern botanical lists do not record this plant from Frankfurt, Valais or the Vienna area."

4.3. Typenmaterial

Gaedike (1966: 668) wählte einen Lectotypus aus und schrieb dazu: "Diese Art wurde nach mehreren Exemplaren aus der Umgebung Wiens und einem Falter aus Bosnien beschrieben. Mir lagen ein ♂ aus Bosnien und ein ♂ aus der Umgebung Wiens vor. Das Tier mit dem Fundort "Bosnien, Koricna, 22. V. 1904" wähle ich als Lectotypus aus." Das Belegtier befindet sich im Naturhistorischen Museum in Wien.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Literatur

  • Biesenbaum, W. (2007): Beitrag zum Vorkommen der Epermeniidae im Arbeitsgebiet der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen (Lep., Epermeniidae). — Melanargia, 19 (2): 97-100. [PDF auf zobodat.at]
  • Gaedike, R. (1966): Die Genitalien der europäischen Epermeniidae (Lepidoptera:Epermeniidae). — Beiträge zur Entomologie, 16: 633–692. [PDF auf zobodat.at]
  • Gaedike, R. (1971): Die Epermeniidae und Acrolepiidae des Vorderen und Mittleren Orients. — Beiträg zur Entomologie, 21 (1/2): 43–54. [PDF auf zobodat.at]
  • Gaedike, R. (1993): Nomenklatorische Bemerkungen zu den von H.T. Stainton 1851 beschriebenen Epermeniidae und Tineidae (Lepidoptera). — Nota Lepidopterologica, 15 (3/4): 228–232. [PDF auf zobodat.at]
  • Gaedike, R., Nuss, M., Steiner, A. & R. Trusch (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. — Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 21: 1-362.
  • Jäckh, E. (1942): Die Microlepidopteren-Fauna des rechtsseitigen Mittelrheintales nebst Beschreibung von Borkhausenia magnatella spec. nov. (Lep., Gelechiidae). — Zeitschrift des Wiener Entomologen-Vereines 27: 272-274. [PDF auf zobodat.at]
  • Erstbeschreibung: Rebel H. (1916): Revision der palaearktischen Epermenia-Arten. — Deutsche Entomologische Zeitschrift "Iris", 29 (4): 195–206. [PDF auf zobodat.at]
  • Schmid, J. (2023): Epermenia plumbeella Rebel, 1916, bona sp., stat. rev. as demonstrated by wing pattern, head colour, genital morphology, larval morphology, DNA-barcode and biology (Lepidoptera: Epermeniidae). — Opuscula Lepidopterologica Alpina, 3: 1-17. [zum PDF-Download auf researchgate.net]
  • Stainton, H.T. (1848): Description of Chauliodus illigerellus Hubner, a new British moth of the family Tineidae. — The Zoologist, London, 6: 2035. [Digitalisat auf archive.org]
  • Stainton, H.T. (1849): An attempt at a systematic catalogue of the British Tineidæ & Pterophoridæ: I-IV, 1-32. London (John van Voorst).
  • Stainton, H.T. (1851): A supplementary catalogue of the British Tineidæ & Pterophoridæ. i-iv, 1-28 [Überschrift Seite 15: Appendix. A catalogue of the Tineidæ obtained from Herr Joseph Mann, of Vienna, in 1849]. London (John van Voorst).
  • Wocke, M. F. (1867): Zwei neue Arten von Chauliodus. — Entomologische Zeitung 28 (4-6): 208-209. Stettin.