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Falter
Männchen
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Boraginaceae:] Echium sp. (Natternkopf)

Da es sonst anscheinend überhaupt keine Primärangaben zur Biologie der Art gibt, sei die Beschreibung von Korb (1910) hier ausführlich zitiert: "Im Sommer 1894 glückte es uns, auf kahlen, fast vegetationslosen Plätzen in der Nähe Cuencas in Alt-Castilien eine grössere Anzahl dieser sonst so seltenen Art zu erheuten ! — In der grössten Mittagshitze fing meine Frau das erste ♂, das in rasendem Flug nahe an der Erde im Zickzack umherschwärmte. Auch ich hatte schon einigemale ein wie eine kleine schwarze Wespe aussehendes Tier rasch an mir vorüberfliegen sehen, ohne es ins Netz bekommen zu können. Wir gingen nun langsam die stundenlang sich hinziehende steppenartige Fläche auf und ab und es gelang uns, noch einige ♂♂ zu erbeuten ! Aber wo blieben die ♀♀? Auf dem ganzen Terrain wuchsen nur spärlich Disteln, Onopordon und am Boden einige niedere Helianthemum und Echium. Fast alle Vegetation war bereits durch die sengenden Strahlen der spanischen Juli-Sonne verbrannt und vertrocknet, nur noch von einigen Riesendisteln leuchteten die grossen, prächtig rosa oder violetten Blütenköpfe in dem eintönigen Braun und Gelb der tristen Gegend und hie und da dazwischen die hochgelben Blüten des Onopordon. — Es ist gerade 12 Uhr. Die Hitze hat sich inzwischen fast bis zur Unerträglichkeit gesteigert. Dumpf brütet die flimmernde Luft und bildet am Horizont Fata morgana artige Erscheinungen. Kein Wölkchen zeigt sich am Himmel, kein einziger Busch weit und breit, der auch nur den kleinsten Schatten zu einer kurzen Ruhepause gewähren könnte ! — Angestrengt beobachten wir die dürren Pflanzen am Boden, besonders die dicht an der Erde aufliegenden langen, rauhhaarigen Blätter des Echiums. Da plötzlich huscht ein wie eine braune, grosse Fliege aussehendes Tier zwischen den Echiumblättern hervor und fährt wie ein Kreisel auf dem sandigen Boden herum. Meine Frau deckt schnell das Giftglas darüber und nun erst sehe ich zu meinem freudigen Erstaunen, dass wir das lange gesuchte ♀ der Stygia gefangen hatten. Schnell besann ich mich und steckte es an eine stärkere Nadel und diese rasch an einen in die Höhe ragenden Blütenstengel des Echiums. Das ♀ zappelte lebhaft mit den Flügeln und banden wir es zur Vorsicht noch mit einem Faden fest ! Es war ein sehr grosses, augenscheinlich frisch geschlüpftes ♀. — Wir gingen nun zunächst das ganze Terrain ab und unsere Aufmerksamkeit galt jetzt ausschliesslich den Echium-Pflanzen. — Richtig, da fuhr schon wieder etwas zwischen den Blättern herum, ein weiteres Stygia-♀. Ich sah nun ganz deutlich, dass die Tiere aus den Wurzeln der Pflanze kamen und fand auch bald das Flugloch. Auch dieses ♀ wurde angebunden. Nun gingen wir zum alten Platz zurück. Wie gross war unser Erstaunen, als wir schon auf einige Entfernung sahen, wie das angebundene erste ♀ von fünf ♂ umschwärmt wurde, von denen jeder einzelne sich bemühte, den Vorzug vor dem andern zu erlangen. [...], immer kam wieder ein neuer hinzu, bis fast plötzlich gegen 2 Uhr der Flug aufhörte. [...]"

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„südlich.“

Spuler 2 (1910: 304L)

4.2. Verbreitung

Die Art wurde aus Südfrankreich beschrieben. De Freina & Witt (1990) geben als Gesamtverbreitung "Südwesteuropa" an und konkretisieren "Ligurien, Alpes Maritimes, Küstenstreifen der Ostpyrenäen, Nord- bis Südspanien, Portugal". Yakovlev (2005) zitiert eine alte Quelle aus Bulgarien, wonach dort 1898 Funde gelungen seien (Sliven Wald, 770 m). In der Fauna Europaea wird das nicht aufgegriffen, weil wohl zu große Bedenken bezüglich der Bestimmung bestehen. Warum Yakovlev (2005) eine mögliche Verwechslung mit der 1898 noch unbeschriebenen Stygia mosulensis nicht thematisiert, ist mir unverständlich.

Pérez-de-Gregorio (2023) bespricht die Vorkommen der Art in Katalonien. Dabei stellt er alle Literaturdaten zusammen und vergleicht sie mit eigenen Funden, die teilweise mit Hilfe von Pheromonen gelangen. Der Autor bemerkt, dass die Falter nur an heißen Tagen im Sonnenschein fliegen und leicht der Beobachtung entgehen. An den Fundstellen wächst auch immer Echium (wenigstens teilweise Echium italicum), die wahrscheinlich einzige Raupennahrung der Art. Die Vorkommen in Katalonien reichen von Meereshöhe bis ca. 1000 m.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Literatur

  • de Freina, J.J. & T.J. Witt (1990): Die Bombyces et Sphinges der Westpalaearktis (Insecta, Lepidoptera). Eine umfassende, reich illustrierte und revidierte Gesamtdarstellung der Bombyces und Sphinges Europas und Nordwestafrikas in mehreren Bänden. Band 2. - 140 S.; München (Edition Forschung & Wissenschaft Verlag).
  • Korb, M. (1910): Die Arten der Cossiden-Gattung Stygia Latr. Beobachtungen über ihr Vorkommen und ihre Lebensweise. — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, 1: 25-29.
  • Erstbeschreibung: Latreille (1803): Stygie, Stygia. — In: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, Principalement à l'Agriculture et à l'Economie rurale et domestique : Par une société de naturalistes et d'agriculteurs : Avec des figures tirées de trois Règnes de la Nature 21: 262-263. Paris (Deterville). — Digitalisat von Google Books im Viewer der Hathi Trust Digital Library: [262].
  • Pérez-de-Gregorio, J.J. (2023): Stygia australis Latreille, 1804 i la seva distribució a Catalunya / Stygia australis Latreille, 1894 [sic!] et sa distribution en Catalogne (Lepidoptera, Cossidae, Cossinae). — Revue de l'Association Roussillonnaise d'Entomologie, 32 (5): 332-338.
  • Spuler, A. (Hrsg.) (1908-1910). Die Schmetterlinge Europas. Band 1-3: A-C, I-CXXVII, Band I: 1-385, Band II: 1-523, pl. 1-91. Stuttgart (E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung).
  • Яковлев, P.B. (2005): Новые данные по распространению и систематике Cossidae (Lepidoptera) Европы и сопредельных территорий [Yakovlev, R.V. (2005): New data on distribution and systematics of Cossidae (Lepidoptera) of Europe and adjacent territories]. — Eversmannia 3-4: 18-27. [PDF auf eversmannia.entomology.ru]

4.4. Informationen auf anderen Websites (externe Links)