Weidemann, H.-J. (1995): Tagfalter: beobachten, bestimmen. 2. völlig neu bearb. Aufl. – 659 S.; Augsburg (Naturbuch-Verlag).
Besprechung von Erwin Rennwald
Die erste Auflage erschien – in 2 Bände geteilt – 1986 und 1988 im Neumann-Neudamm-Verlag (Melsungen) und war rasch vergriffen – der Run auf diese Bände im Taschenformat war voll berechtigt. Wer mehr als nur den Namen eines Falters wissen wollte, hatte sich (oder jemandem anders) mit dem Kauf dieser Bände etwas Gutes getan. „Sepp“ Weidemann – leider viel zu früh gestorben – war Apotheker. Und zwar einer von denen mit botanischer Kenntnis. Ihn interessierten Zusammenhänge – vom Denken her war er Ökologe. Entomologisch stand er zu jener Zeit vor allem im regen Austausch mit F. A. Bink, der am „Ecologische Atlas van de Dagvlinders van Noordwest-Europa“ arbeitete. Beide tauschten viel „Material“ zum Fotografieren aus – und natürlich Zucht- und Freiland-Beobachtungen. Und beide erreichten ihr ehrgeiziges Ziel: die Herausgabe eines Werks, in dem von (fast) allen Arten Eier, Raupen, Puppen und (lebendige) Falter abgebildet sind – und das auch noch mit Texten voller ökologischer Angaben zu den Arten. „Sepp“ Weidemann war im wesentlichen Einzelkämpfer, insofern war sein Beobachtungsfundus naturgemäß beschränkt. Seine Texte zu den Habitaten und zur Lebensweise der Raupen basieren mitunter nur auf einer einzigen Freiland-Beobachtung – aber „Sepp“ schaffte es, sich in die Arten einzudenken; das, was er formulierte, vermittelt den Eindruck, dass er mit diesen Tieren lebte.
Trotz des Untertitels ist das Werk nicht primär ein Bestimmungsbuch – Texte zu Bestimmungsmerkmalen fehlen sogar fast ganz. Aber die exzellenten Fotos aller Stadien – gekoppelt mit den ökologischen Texten, erlauben doch in sehr vielen Fällen eine zutreffende Bestimmung von dem, was man gefunden hat. Und sie fordern einen heraus, beim nächsten mal noch genauer hinzusehen ...