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Falter
Raupe
Männchen
Weibchen
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Lamiaceae:] Salvia pratensis (Wiesen-Salbei)
  • [Lamiaceae:] Ballota nigra (Schwarznessel)
  • [Lamiaceae:] Nepeta cataria ??? (Echte Katzenminze ???)
  • [Asteraceae:] Tragopogon pratensis (Wiesen-Bocksbart)
  • [Caryophyllaceae:] Silene dioica ? [= Melandrium rubrum, Lychnis diurna ?] (Rote Lichtnelke ?)
  • [Polygonaceae:] Polygonum sp.? (Knöterich ?)
  • [Solanaceae:] Solanum tuberosum ?? (Kartoffel ??)
  • [Resedaceae:] Reseda sp. ??? (Reseda ???)

Wie bei vielen Arten der Gattung Udea gibt es auch bei U. fulvalis diverse Angaben zur pflanzlichen Nahrung, aber in der Regel ist nicht zu erfahren, ob es sich um Freiland-Raupennahrung oder Fütterungspflanzen in der Zucht handelt. Und da noch mögliche Fehlbestimmungen der Raupen hinzu kommen, wissen wir über die relative Bedeutung der einzelnen Pflanzenarten so gut wie nichts! Konkrete Meldungen sind hier sehr erwünscht!

Unsere beiden oben gezeigten Raupen wurden an Schwarznessel bzw. Wiesen-Bocksbart gefunden und mit diesen Pflanzen erfolgreich weiter gefüttert. Falter-Bild 10 aus Litauen ist das Ergebnis einer ex-larva-Zucht an von Gintautas Steiblys an Polygonum sp. - ob die Raupe schon im Freiland an dieser Pflanze gefressen hat, ist unklar.

Schütze (1931) konnte konkret berichten: "Fand Eppelsheim an der Unterseite der untersten Blätter von Salvia pratensis (nicht Cornus!) (Sorhagen und andere)." Der Versuch, die Falschmeldung zu Cornus auszurotten, schlug fehl; schon bei Eckstein (1933: 66) heißt es zur Raupe wieder: "Salvia pratensis, Cornus mas".

Typisch ist etwa ein Eintrag im [phegea.org, Catalogue of the Lepidoptera of Belgium (abgefragt 27. Dezember 2018)], wo es heißt: "The larvae mainly feed on a variety of plants of the family Lamiaceae (Ballota, Nepeta and Salvia pratensis, etc.), but also on Cornus and Lychnis. They pupate in a cocoon amongst leaves of the host plants." Keine dieser Angaben stammt aus Belgien. Neben richtigen Beobachtungen aus anderen Quellen (einschließlich dem Lepiforum!) werden auch etwas unsichere (Lychnis) und schon sehr lange als falsch erkannte Meldungen (Cornus) wieder vermengt und einfach weitergeschleppt.

Auch bei Leraut (2018: 461) ist keinerlei Differenzierung zu finden: "Host plants: range of low-growing plants, including Ballota nigra, Salvia, Lychnis, Reseda, Nepeta cataria."

Slamka (2013) stellt zusammen: "The larva feeds 8-5 , first amongst the spun flowers, later in spun leaves of Salvia spp., Nepeta spp., Ballota spp., Melandrium spp. where it makes holes in the leaves. Breeds on leaves of potato (Solanum tuberosum) (Arenberger, 1994)." Diese Arbeit von Arenberger (1994) betrifft Zypern, und dort heißt es knapp (S. 317): "Georghiou, 1977: 8., 11., 12.1934. Gezüchtet aus Kartoffellaub." Georghiou ist kein Ort, sondern – wie aus dem Literaturverzeichnis hervorgeht – ein Autor. Dieser meldet auf S. 212: “Phlyctaenia fulvalis Hb. viii, xi, xii, 1934-40. Reared on potato leaves.”

Goater (1986) hatte zu Großbritannien geschrieben: "Larva hatches in autumn and hibernates when young, apparently without feeding (Fryer, 1933). In spring it feeds on Labiatae, including catmint (Nepeta cataria), black horehound (Ballota nigra), meadow clary (Salvia pratensis, and is full-fed in May or June."

Seine Quelle Fryer (1933) ist sehr aufschlussreich! Fryer (1933) fing ein Weibchen und ließ es Eier legen. Er stellte fest, dass es an seiner Fangstelle keinen Wiesen-Salbei und auch sonst fast keine Lippenblütler gab, also bot er den Jungräupchen Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Gewöhnliche Braunelle (Prunella vulgaris) und eine Katzen-Minze aus seinem Garten an, die bei ihm "Nepeta mussini" (statt korrekt Nepeta mussinii) hieß. An einer dieser drei Pflanzen - nämlich der Kaukasus-Katzenminze - gab es dann kleine Gespinste, aber keine Fraßspuren. Die Räupchen überwinterten anscheinend ohne Nahrungsaufnahme. Auch nach der Überwinterung im Topf im Freiland fraßen die Raupen nur zögerlich an der Katzenminze - dann konnte aber ein Wiesensalbei besorgt werden und die Zucht wurde damit zu Ende geführt. Die Kaukasus-Katzenminze wird heute als Synonym zur Trauben-Katzenminze (Nepeta racemosa) angesehen. Interessanterweise wird weder Nepeta racemosa noch deren Synonym Nepeta mussinii als "Futterpflanze" in den Sekundärquellen genannt - ich denke, dass man daraus Nepeta sp., Nepeta spp. und eben Nepeta cataria gemacht hat - ganz ohne weiteren Fund oder weitere Zuchtbeobachtung.

Die Angabe zu Lychnis geht auf Disqué (1901: 152) zurück, der schrieb: "Die glasartige R. erhielt ich am 3.5.98 aus Frankreich. Die Nahrungspflanze war Lychnis diurna." Es handelte sich also um Silene dioica, die Rote Lichtnelke. So wie das klingt, hat Disqué die Raupe mit dieser Pflanze erfolgreich weiter gezüchtet - doch sicher ist das nicht.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„fulvus rotgelbbraun.“

Spuler 2 (1910: 231R)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Faunistik

Nach Sauter & Whitebread (2005) ist die Art in die Schweizer Lepidopterenfauna aufzunehmen.

4.5. Literatur

  • Arenberger, E. (1994): Zusammenfassende Darstellung der Mikrolepidopterenfauna Zyperns. — Annales Musei Goulandris 9: 253-336.
  • Disqué, H. (1901): Verzeichniss der in der Umgegend von Speyer vorkommenden Kleinschmetterlinge. — Deutsche Entomologische Zeitschrift, Iris, 14: 149-176. [PDF auf zobodat.at]
  • Fryer, J.C.F. (1933): Phlyctenia fulvalis and Crambus contaminellus in southern England. — The Entomologist, 66 (847): 265-267.
  • Georghiou, G. P. (1977): The Insects and Mites of Cyprus. With Emphasis on Species of Economic Importance to Agriculture, Forestry, Man, and Domestic Animals: 1-347. Kiphissia, Athens (Benaki Phytopathological Institute).
  • Goater, B. (1986): British Pyralid Moths. A guide to their identification. — 1-175 + 8 colour plates (Colchester: Harley Books).
  • Erstbeschreibung: Hübner, J. [1796-1833]: Sammlung europäischer Schmetterlinge 6: pl. 1-32.
  • Leraut, P. (2012): Moths of Europe. Volume 3. Zygaenids, Pyralids 1 and Brachodids. - 599 S.; Verrières-le-Buisson (N.A.P Editions).
  • Sauter, W. & S. Whitebread (2005): Die Schmetterlinge der Schweiz (Lepidoptera). 9. Nachtrag. — Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft, Bulletin de la Société Entomologique Suisse, 78 (1/2): 59-115. [Digitalisat auf e-periodica.ch]
  • [SCHÜTZE (1931): 170]
  • Slamka, F. (2013): Pyraloidea of Europe (Lepidoptera). Volume 3. Pyraustinae & Spilomelinae. Identification - Distribution - Habitat - Biology. — 357 S., 133 Taf. mit Genitalabb., 31 Farbtaf. mit fast 1100 Bildern – Bratislava (Eigenverlag František Slamka).
  • Weyh, R. E. (2020): Hessenfauna 46. Wiederfund von Udea fulvalis (Hübner, [1809]) in Hessen nach über 100 Jahren (Lepidoptera, Crambidae, Spilomelinae). — Nachrichten des entomologischen Vereins Apollo, Neue Folge 41 (3/4): 115.
  • Yepishin, V., Khalaim, Y. & S. Novytskyi (2024): The Pyraloidea of the Odesa region of Ukraine (Insecta: Lepidoptera). — SHILAP Revista de lepidopterología 52 (205): 115-141. [PDF auf shilap.org]