Version 4 / 7 vom 24. Juli 2021 um 8:47:03 von Erwin Rennwald
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2. Biologie

2.1. Nahrung der Raupe

  • [Ranunculaceae:] Clematis apiifolia

Thiele (1985: 136) berichtet aus der japanischen Literatur: "Die Raupe rollt sich in die Blätter von „Botanzuru" (Clematis apiifolia) ein. Betrachtet man die Abbildungen der Präimaginalstadien von I. HATTORI (1969) und H. KUROKO (1969), erkennt man die nahe Verwandtschaft zu fenestrella, wobei insbesondere die weitgehende Übereinstimmung des Borstenmusters der Larven auffällt (Abb.4). Die Formen der Blattrollen stimmen ebenfalls überein".

3. Weitere Informationen

3.1. Synonyme

3.2. Taxonomie und Faunistik

Butler (1879: 367) beschrieb Thyris usitata ohne nähere Fundortangabe aus Japan, wo sie weit verbreitet zu sein scheint. Thiele (1986: 139) erwähnt sie auch aus weiteren Gebieten: „Südosten der sibir. USSR bis Baikal, Mongolei, NO-China, Korea, vorgelagerte Inseln.“ Doch Tshistjakov (1998) widerspricht hier vehement: Nach seinen Untersuchungen ist die von ihm beschriebene Thyris ussuriensis Zagulajev, 1985 nicht – wie von Thiele (1986: 139) behauptet – Unterart von Thyris usitata („Thyris usitata ussuriensis“), sondern Unterart von Thyris fenestrella („Thyris fenestrella ussuriensis“). Dies hat Konsequenzen bezüglich der Verbreitung der beiden Arten, denn Thyris usitata ist damit in Russland auf die südlichen Kurilen-Inseln beschränkt, die die natürliche Fortsetzung des Vorkommens in Japan darstellen. Vives Moreno (2014) führt Thyris usitata auch aus Spanien – und damit Europa – an. Dies ist allerdings mehr als zweifelhaft. Um das zu verstehen, muss ich hier näher auf die Fakten eingehen:

Oberthür (1884) beschäftigte sich eigentlich mit Schmetterlingen der Pyrenäen, doch per Fußnote machte er eine Ausnahme. Oberthür (1884: 33-34) beschrieb neben Thyris fenestrella eine zweite (oder vermeintlich dritte) Art der Gattung für Europa: Thyris nevadae; beim Fund redet er in der Wir-Form, es bleibt also letztendlich unklar, ob er diese Falter am angeblichen Fundort selbst gesehen hat: „[…] nous avons découvert une troisième espèce dans la Sierra Nevada, aux environs de Huejar, en juin 1879“. Thiele (1986: 139) stellte fest, dass die Tiere äußerlich und vor allem auch bezüglich der Genitalien identisch mit Thyris usitata aus Japan sind, weshalb er Thyris nevadae zur europäischen Unterart jener Art herabstufte: Thyris usitata nevadae. Zugleich äußerte er allerdings große Zweifel daran, ob die beiden Exemplare der Typenserie von Oberthür (1884) tatsächlich aus der Sierra Nevada stammen, zumal die Art dort – trotz der doch recht genauen Fundortangabe („Huejar, Sierra Nevada“, also wohl Güéjar Sierra im Norden der Sierra Nevada) – nie mehr gefunden wurde. Oberthür (1884: 33-34) betonte, dass er seine Beschreibung auf zwei Exemplare gründete. Thiele (1986: 139) deklarierte diese beiden Exemplare der Syntypenserie zu Lectotypus und Paralectotypus. Oberthürs Beschreibung trifft die Unterschiede zwischen Thyris fenestrella und den beiden Exemplaren seiner Thyris nevadae sehr genau. Die beiden von ihm genannten äußeren Merkmale bzw. der silbernen Felder und vor allem bezüglich der Fühlerbewimperung der Männchen passen exakt zu Thyris usitata aus Japan. Auch Thiele (1986: 139) kann keinerlei Differenzialmerkmale seiner Unterart „nevadae“ gegenüber der Nominatunterart nennen – nur eben, dass eine in Japan vorkommt und die andere aus der Sierra Nevada stammen soll. Thiele (1986: 139) formuliert hier eigentlich recht deutlich: „Ergänzende Beschreibung: Auf schriftliche Anfrage beim BM (NH) existieren dort nur (die) zwei Exemplare aus der coll. OBERTHÜR. Außerdem wurden nach meinen Erkenntnissen in der genannten Gegend keine weiteren, entsprechenden Exemplare beobachtet. Genitalmorphologisch gleichen die Präparate denen aus Japan. Auch die Antennen sind gleichartig. […] Vorbehaltlich eines unerwarteten Fundes in der Sierra-Nevada bei Huejar, möchte ich insbesondere wegen des Vergleiches von OBERTHÜR mit dem Stück von Askold meine Bedenken hinsichtlich der Fundortangabe bekunden. Möglicherweise handelt es sich nur um abgeflogene Exemplare aus dem Bereich der japanischen Inseln. Diese ssp. bleibt weiterhin sehr zweifelhaft; aufgrund der Genitalien ist sie jedoch der usitata-Gruppe zugehörig!“ Thiele (1986: 139) hat damit also nur den Fehler begangen, dieses hinsichtlich der Herkunft sehr ominöse Taxon überhaupt als Subspezies zu akzeptieren.

Um es deutlich zu formulieren: Eine Art, deren natürliche Verbreitung sich auf Japan und die Sierra Nevada beschränkt, ist nicht denkbar. Eine Verschleppung lebender Tiere von Japan bis Europa dürfte bei dieser Art ohne Flugzeug nicht möglich sein – und der angebliche Fundort ist ja auch kein Überseehafen, sondern liegt tief im Landesinneren fernab jeder Transportroute. Damit verbleibt nur eine Deutungsmöglichkeit: „Thyris nevadae“ ist nicht Unterart, sondern Synonym zu Thyris usitata und ein Vorkommen in Europa hat es nie gegeben. Ich halte die Angaben aus Spanien also nicht für zweifelhaft, sondern einfach für falsch; die Syntypen sind hier mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit fehletikettiert.

(Autor: Erwin Rennwald)

3.3. Literatur

  • Erstbeschreibung: Butler, A. G. (1879): Descriptions of new Species of Lepidoptera from Japan. — The Annals and Magazine of Natural History Including Zoology, Botany, and Geology. Fifth Series 4: 349-374. London (Taylor and Francis).
  • Thiele, J. (1986): Die Gattung Thyris HOFFMANNSEGG, 1803 Über die Ergebnisse der Untersuchungen für eine Monographie (Lep., Thyridae). – Atalanta, 17: 105-146. [PDF auf zobodat.at]
  • Beschreibung als Thyris nevadae: Oberthür, C. (1884): Études d'entomologie. Faunes entomologiques descriptions d'insectes nouveaux ou peu connus 8. Observations sur les lépidoptères des Pyrénées. 1-51 + pl. I; Rennes (Oberthür).
  • Tshistjakov, Yu.A. (1998): A brief account of the Thyrididae (Lepidoptera) of the Russian far east. — Far Eastern Entomologist, 58: 1-8. [PDF auf biosoil.ru]
  • Vives-Moreno (2014): Catálogo sistemático y sinonímico de los Lepidoptera de la Península Ibérica, de Ceuta, de Melilla y de las Islas Azores, Baleares, Canarias, Madeira y Salvajes (Insecta: Lepidoptera). — Suplemento de SHILAP Revista de Lepidopterología: 1-1184. Madrid.