Version 5 / 7 vom 29. November 2023 um 20:54:00 von Erwin Rennwald
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2. Biologie

2.1. Nahrung der Raupe

Noch unbekannt! Es ist zu vermuten, dass die Raupen von pflanzlichem Detritus leben - Eucalyptus-Laub stand in England im Verdacht, doch Raupen wurden noch keine gefunden und auch eine ex-ovo-Zucht wurde noch nicht versucht. Der Verdacht rührt daher, dass es aus Australien einen ex-larva-Falter der verwandten Tachystola hemisema gibt mit Hinweis: "1♀ larva webbing adjacent leaves Eucalyptus on fallen branch".

Sterling et al. (2023: 232) helfen weiter bei der Suche: "The larvae of T. hemisema feed on Eucalyptus, being associated with fallen Eucalyptus leaves or between leaves attached to dead branches, in both Australia and New Zealand assuming it is the same species there (Hoare & Hudson, 2018: 294), and there are a few Eucalyptus in the area around Ealing, West London. Common (1997: 85) further states that the larvae of T. hemisema construct very characteristic portable, flattened, elliptical cases between the dead leaves on which they feed. DCL and MJS searched for larvae around the base of Eucalyptus species in the RHS Gardens at Wisley, Surrey on 7 April 2023 and found larval cases spun between leaves which broadly matched Common’s description. Unfortunately, the larvae seemed too large and turned out to represent Blastobasis adustella Walsingham, 1894. Barbara Mulligan has found adults flying to light approximately one hour after dark."

(Autor: Erwin Rennwald)

3. Weitere Informationen

3.1. Etymologie (Namenserklärung)

Sterling et al. (2023: 232) erklärten: "The species is named in honour of Barbara Mulligan, who first found this species in the UK. The epithet is a noun in the genitive case."

3.2. Taxonomie und Faunistik

Die spannende und - zumindest leicht - verrückte Geschichte der Entdeckung dieser Art ist auf der [Seite des berühmten und altehrwürdigen National History Museum in London] nachzulesen. Doch langsam - vor der Beschreibung der Art musste sie erst einmal gefunden werden ! Das erledigte eine Amateurforscherin in London, Barbara Mulligan, nach der die Art dann auch benannt wurde. Und weil sie wissen wollte, was sie da 2021 in Ealing in West-London gefunden hatte, kamen Fotos und dann auch Falter zu den Experten ins Museum mit der weltgrößten Sammlung von Typusexemplaren von Schmetterlingen. Es wurde hin und her verglichen, und man landete auch bald bei Tachystola, aber so ganz passen wollte nichts. Bis schließlich in der alten Australien-Sammlung von Meyrick doch noch ein Falter vom 3. Dezember 1886 gefunden wurde, der passen könnte, aber ohne Abdomen war. Er sah zumindest ein bisschen ander aus als Tachystola hemisema (Meyrick, 1885) aus Australien. Citizen-Science trifft auf klassische Musealforschung, und die braucht jetzt wieder den Blick nach draußen, konkret next-generation-Barcoding, um die alten Meyrick-Belegtiere miteinander und mit dem Tier aus England zu vergleichen. Und es klappte ! Und jetzt wissen wir: Das Weibchen von 1886 aus Australien gehört zur gleichen Art wie die Tiere, die Barbara Mulligan 2021, 2022 und 2023 im Westen von London fand. Und mittlerweile gibt es auch aus Australien noch ein paar weitere Tiere, die unerkannt unter dem Etikett "Tachystola hemisema" steckten. Doch Tachystola hemisema und T. mulliganae sind nicht nur äußerlich und nach den Genitalien, sondern auch genetisch klar getrennt. Die beiden sind wohl Schwester-Arten. Und dank des Fleißes von Frau Mulligan sind aus London noch immer mehr Falter-Individuen bekannt als aus ganz Australien.

Und wie kam T. mulliganae von Australien nach England ? Das ist noch zu klären ! Vielleicht hilft eine besseres Verständnis der Larvalbiologie hier eines Tages Antworten zu finden. Vermutlich gibt es da durchaus Parallelen zur Schwesterart Tachystola hemisema, denn diese kam auch mit Pflanzenmaterial von Australien nach Neuseeland und auch in die USA - und vermutlich ist sie irgendwann auch in Europa zu finden - wenn sie denn irgendjemand registriert und einer Bestimmung zuführt. Und was macht jetzt T. mulliganae in London ? Sich weiter ausbreiten ? Kommt die Art vielleicht längst auch in weiteren europäischen Städten vor und es hat nur niemand bemerkt ? Eines ist klar: Wenn man in Weltstädten nach Faltern sucht, sollte man stets auf Neues bedacht sein.

(Autor: Erwin Rennwald)

3.3. Typenmaterial

Sterling, Plant & Lees (2023: 229): “Holotype ♀ Western Australia, Albany, 3/12/[18]86, ex Meyrick coll., abdomen missing, wingspan 11 mm, specimen no. NHMuK015110224.” — Paratypen: 14 ♂♂ und 1 ♀ aus Großbritannien (alle im Westen von London) und aus Australien (Western Australia).

3.4. Literatur