Version 24 / 31 vom 14. Mai 2021 um 10:37:06 von Erwin Rennwald
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In Europa nicht etabliert (Verschleppungen nach D)
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Falter
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Falter

[Hinweis: Es handelt sich hier nach unserer Kenntnis um das erste in Europa beobachtete Exemplar dieser Art.]

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Arecaceae:] Elaeis guineensis (Ölpalme)
  • [Arecaceae:] Dypsis lutescens (Goldfruchtpalme, Areca-Palme)
  • [Arecaceae:] Rhapis excelsa (Steckenpalme, Stockpalme)

Sufetula diminutalis wird als Raupe von zahlreichen Palmenarten genannt, an deren Wurzelspitzen sie fressen soll; in Amerika wurde sie dabei verschiedentlich als Schädling in Palmkulturen registriert - wenig überraschend, dass sie auf diesem Weg auch nach Europa verschleppt wurde.

Der Nachweis aus Baden-Württemberg ist eindeutig mit einer neu gekauften "Areca-Palme" (Dypsis lutescens) in Verbindung zu bringen. Dypsis lutescens ist ein Endemit von Madagaskar, der als Zimmerpflanze heute aber sehr weit verbreitet ist. Aus Madagaskar ist eine andere Sufetula-Art bekannt, Sufetula nigrescens, zu der ich nur die dürftige Erstbeschreibung von Hampson (1912: 162) kenne, aber keine Abbildung oder Genitalzeichnung dazu.

Aus Leipzig wird kein Hinweis auf eine genutzte Palmenart gegeben.

In den Niederlanden wird bei waarneming.nl hinterlegt: [waarneming.nl] beim zehnten Bild vermerkt: "In de huiskamer; op de aarde in de pot met Rhapsis excelsa (stokpalm)." [Im Wohnzimmer; auf dem Boden im Topf mit Rhapsis [sic!] excelsa (Stockpalme).] Auch diese Palme stammt nicht aus der Heimat der Sufetula diminutalis, sondern aus Ostasien, wird aber häufig als Topfpflanze verkauft.

Genty & Mariau (1975) stellen in ihrem Resumé fest, dass die in Kolumbien und Peru von Sufetula diminutalis verursachten Schäden an den Luftwurzeln gepflanzter junger Ölpalmen (Elaeis guineensis) einen eigenen Namen haben: "Sufetula diminutalis, dont la chenille attaque les arbres au niveau des racines aériennes basales, est un des deux Lépidoptères mis en évidence dans les racines de palmier à huile lors des études entreprises sur la maladie appelée "Marchitez" apparue sur des plantations de Colombie et du Pérou. La morphologie et le développement de cet insecte qui peut détruitre la quasi-totalité des racines sont étudiés." Sie berichten von entsprechenden Schäden an Ölpalmen in Afrika (die Ölpalme stammt ursprünglich aus Westafrika) und Indonesien, ohne zu sagen, dass sie von der gleichen Sufetula-Art verursacht würden. Nach dem Abstract von Genty et al. (1976) sind die Verursacher Sufetula diminutalis in Süd-Amerika, Sufetula sunidesalis in Malaysia und Indonesien und Sufetula nigrescens in West-Afrika.

Da wahrscheinlich alle Sufetula-Arten an Palmen leben, ist durchaus mit der Einschleppung weiterer Arten nach Europa zu rechnen.

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Taxonomie

Nach Minet (2015) handelt es sich bei der Familie Lathrotelidae Clarke, 1971 um ein berechtigtes Taxon auf Unterfamilien-Ebene innerhalb der Crambidae. Neben Lathroteles werden auch die sonst zu den Spilomelinae gezählten Gattungen Sufetula, Diplopseustoides und Diplopseustis in die neue Unterfamilie überführt. Léger et al. (2020) bestätigen dieses Vorgehen ausdrücklich.

4.4. Faunistik

Es handelt sich um eine Art aus Mittelamerika, die wohl erst neuerdings nach Europa, konkreter nach Deutschland, verschleppt wurde. Hayden (2013) beschrieb innerhalb der Gattung Sufetula eine neue Art aus Mittelamerika, Sufetula carbonalis Hayden, 2013, die er von Sufetula diminutalis abtrennte. In dem Aufsatz wurde überraschend auch ein Gewächshausvorkommen aus Europa gemeldet: "Sufetula diminutalis has been recorded very recently in Germany, based on specimens caught in an enclosed exhibit area stocked with exotic plants (Richard Mally, pers. comm. 2012)."

Graf et al. (2014) melden dazu: “Sufetula diminutalis (Walker, 1866): Zahlreiche Falter, Leipzig, Zoo, Tropenhaus „Gondwanaland“, 05.07., 12.07., 02.08., 16.08., 23.08., 13.09., 19.09., 27.09.2012, prep. gen. 562, 563, 564 Mally, det. Hayden & Mally, coll. MTD. Die Falter fressen an den Wurzelspitzen von Palmen (Genty & Mariau 1976; Mariau 2001). Aktueller Erstnachweis für Europa, Deutschland und Sachsen.“ Auf der Seite von Insekten Sachsen [Artseite Insekten Sachsen, Matthias Nuss. Letzte Änderung am 08.10.2014] heißt es dazu: "2012 im Tropenhaus des Leipziger Zoos erstmalig in Europa nachgewiesen (Graf et al. 2014), aber nicht aus dem Freiland bekannt."

Zur selben Art gehört aber auch ein Exemplar aus Baden-Württemberg, das bereits am 15. November 2011 in einer Wohnung gefunden und sofort im Lepiforum angefragt wurde ([Lepiforums-Beitrag Dirk Mezger, 15. November 2011] [2. Bild]), das aber erst am 13. April 2015 durch Tymo Muus einen entsprechenden Arbeitsnamen erhielt: [Forumsbeitrag T. Muus, 13. April 2015] und schließlich am 12. Dezember 2015 von R. Mally (E-Mail an E. Rennwald) ausdrücklich bestätigt wurde. Nach gegenwärtiger Kenntnis handelt es sich hier um den ältesten Nachweis aus Europa. Zwei Tage später hatte Dirk Mezger noch einen Falter erhalten, beide Falter kamen ins Naturkundemuseum nach Karlsruhe (SMNK). Ein Barcoding dieser Exemplare steht ebenso noch aus wie eine Detailuntersuchung der Genitalien.

Mittlerweile gibt es auch eine Fundserie aus den Niederlanden, wo sich die 10 Falter vom 13. Dezember 2017 bis 29. März 2018 im Zimmer aus einer Rhapis excelsa entwickelt haben. Willem Oosterhof hat seine Beobachtungen bei waarneming.nl hinterlegt: [waarneming.nl] und mit Fotos belegt. Eine Genitalüberprüfung oder ein Barcoding scheint auch hier nicht stattgefunden zu haben.

4.5. Typenmaterial

Hayden (2013: 11) teilt mit: "Lectotype: (rectangular white label with black underline) “Honduras”, (round green-bordered label) “Type”, (round white label, obverse) “Honduras Limas”, (same, reverse) “61 21”, (typed) “ISOPTERYX? DIMINUTALIS.”, (white label) “Photographed B.M. negative” (BMNH)."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.6. Literatur