Slamka, F. (2004): Die Tagfalter Mitteleuropas – östlicher Teil. Bestimmung – Biotope und Bionomie – Verbreitung – Gefährdung. – 288. S.; Bratislava.
Besprechung von René Ressler
Auf 11 Seiten wird eine allgemeine Einleitung gegeben, die folgende Themenbereiche z. T. ausführlich bebildert darstellt: Morphologie einschl. Genitalmorphologie, Variabilität, Entwicklung der Schmetterlinge, Krankheiten und natürliche Feinde der Schmetterlinge, Beziehungen der Schmetterlinge zur Umwelt, Kurze Charakteristik ausgewählter Schmetterlingsbiotope, Bedrohung und Schutz der Schmetterlinge, Bedeutung der Tagschmetterlinge, Geographische Verbreitung der Schmetterlinge und Taxonomie und Nomenklatur der Schmetterlinge.
Es folgt ein spezieller Teil auf 190 Seiten, in welchem 200 Schmetterlingsarten des behandelten Gebietes (Slowakei, Böhmen und Mähren, Polen, Ungarn und Karpatenukraine) dargestellt werden. Zu jeder behandelten Art werden aussagekräftige Lebendaufnahmen gezeigt. Zu schwierigen Taxa (Colias, Melitaea, Leptidea usw.) sind Zeichnungen der zur Unterscheidung relevanten Körperteile einschließlich der Genitalien vorhanden. Hierbei wird vor allem Wert auf die Ansprechbarkeit der Arten im Gelände gelegt. Erstmalig sind auch zu Leptidea reali/sinapis habituelle Unterscheidungsmerkmale aufgeführt, welche durch Genitalabbildungen ergänzt werden. Ferner sind zu jeder Art Textabschnitte zur Morphologie der Imago, Ähnliche Arten, Biotope und Bionomie, Geographische Verbreitung und Bemerkungen vorhanden. Dabei erstreckt sich die Abhandlung einer Art im Durchschnitt über eine Seite (200 Arten auf 190 Seiten). Auf Abbildungen und Fotos von Raupen ist ganz und gar verzichtet worden, was den Gesamteindruck des Werkes erheblich stört. Lediglich Angaben wie „Die grüne Raupe mit purpurweißen Seitenstreifen lebt an Onobrychis arenaria, gelegentlich auch an O. viciifolia. (Polyommatus damon)“ sind zu finden. Leider gibt es auch keinen Futterpflanzenindex, so dass eine Bestimmung der Raupen mit diesem Buch nahezu unmöglich ist.
Da selbst rel. aussagekräftige Lebendfotos nicht immer die Determination ausreichend absichern, folgen dem speziellen Teil insgesamt 60 gute bis sehr gute Farbtafeln. Hier sind alle behandelten Falter in meist mehreren Aufnahmen mit ihrer rechten Körperseite sowohl der Oberseite als auch der Unterseite dargestellt. Wieder ist es bemerkenswert, dass L. reali und L. sinapis auf insgesamt 24 Fotos gespannter Falter abgebildet werden. Auch die verschiedenen Varietäten und Formen anderer Arten sind meist in mehreren Abbildungen aufgeführt.
Abschließend folgt eine Übersicht der auf den Tafeln abgebildeten Falter, wobei hier auch Fundort und Funddatum nicht unerwähnt bleiben. Nach dem Literaturverzeichnis ist noch ein Index abgedruckt, der neben den Synonymen sowohl die Gattungs- als auch die Artnamen beinhaltet.
„Schon wieder ein Tagfalterbuch?“ werden sich viele fragen. Angesichts der Fülle an Literatur zu den Tagfaltern scheint diese Frage berechtigt. Da das Werk jedoch offensichtlich auf die Bestimmung der Falter im Gelände abzielt – so ist das Format mit A5 und Hardcover geradezu für Exkursionen prädestiniert – hat dieses Buch dennoch seine Berechtigung. Vor allem die Farbfotos (wo selbst Funddatum und -ort angegeben sind), die vielen Zeichnungen bei kritischen Arten und die sehr gelungenen und ausführlichen Tafeln bereichern die bisher vorhandene Literatur ungemein. Einzige Wermutstropfen sind das Fehlen von Raupendarstellungen und die teils schlechte deutsche Sprache. Kostprobe aus dem Vorwort: „Sie befinden sich ähnlich wie andere Tier- und Pflanzengruppen leider gegenwärtig im Rückgang als Folge der. In der Slowakei stellte man gegen 3700 Schmetterlingsarten fest, von welchen nur ein kleiner Teil (rd. 5%) unter die sog. Tagschmetterlinge (Rhopalocera) gehört.“ Dies ist zwar bei einem slowakischen Autor verständlich. Unverständlich bleibt jedoch, warum das Werk vor der Veröffentlichung nicht von einem deutschsprachigen Entomologen gesichtet wurde, zumal es ausschließlich in deutscher Sprache erschienen ist.
Wer eine Reise in das behandelte Gebiet unternimmt, dem sei der Kauf des Werkes eindringlichst empfohlen. Gerade für Exkursionen gibt es derzeit kein besseres und handlicheres Buch mit dieser Aktualität auf dem Markt. Aber auch für in Deutschland und Österreich wohnende Lepidopterologen kann das Buch gebräuchlich sein. Dabei ist es sowohl für den Anfänger als auch für den Experten geeignet. Ein Vergleich mit der Checklist Brandenburgs zeigte, dass alle Tagfalter dieser Region abgehandelt werden. Da es in Deutschland 192 Tagfalter-Arten gibt (nach Gaedike & Heinicke 1999), sollten auch diese vollständig im Werk behandelt sein. Dies wäre jedoch noch nachzuprüfen.