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Falter
Männchen
Weibchen
Geschlecht nicht bestimmt
ssp. oreocyrniella
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

Die Arten der Gattung Scrobipalpa sind nicht nur habituell, sondern auch bezüglich ihrer Genitalien sehr ähnlich und nicht einfach zu unterscheiden.

Hier möge beispielhaft ein Vergleich mit der sehr seltenenen Scrobipalpa nitentella gebracht werden.

Zur Orientierung: Die paarigen, länglichen Fortsätze am Valven-Vinculum-Komplex sind (von außen nach innen): Valve, Sacculus, Vinculum-Fortsatz.

Scrobipalpa artemisiella: Sacculus gegen die Spitze nicht oder kaum verschmälert, wie abgeschnitten, endet etwa auf der gleichen Höhe wie der Vinculum-Fortsatz. Bei aufgerollten Genitalien (=Standard-Präparation) bilden der zentrale Einschnitt des Vinculums und die Vinculum-Fortsätze etwa ein V oder eine Mittelform zwischen einem U und einem V.

Scrobipalpa nitentella: Sacculus gegen die Spitze verschmälert, deutlich länger als der Vinculum-Fortsatz. Bei aufgerollten Genitalien (=Standard-Präparation) bilden der zentrale Einschnitt des Vinculums und die Vinculum-Fortsätze etwa eine Mittelform zwischen einem U und einer oben offenen Raute.

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Geschlecht nicht bestimmt

2.4. ssp. oreocyrniella

2.5. Genitalien

2.5.1. Männchen
2.5.2. Weibchen

2.6. Erstbeschreibung

3. Biologie

Diese kleine Gelechiidae kann man an warmen Sommerabenden recht häufig aus Sandthymian-Polstern (Thymus serpyllum) aufscheuchen. [Friedmar Graf]

3.1. Habitat

Sonnige Waldränder, xerotherme Waldsteppenhänge. Im gesamten Mitteleuropa weit verbreitet und häufig.

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Lamiaceae:] Thymus pulegioides (Arznei-Thymian, Feld-Thymian, Breitblättriger Thymian)
  • [Lamiaceae:] Thymus praecox ssp. britannicus [= Thymus drucei] (Frühblühender Thymian)
  • [Lamiaceae:] Thymus serpyllum agg. ? (Sand-Thymian ?)
  • [Lamiaceae:] Mentha sp. ?? (Minze ??)

Liest man die Erstbeschreibung von Treitschke (1833: 97), dann versteht man die Namensgebung, denn ein Großteil derselben bezieht sich auf Raupenfunde von von Tischer an Artemisia campestris und die Beschreibung von Aussehen und Lebensweise derselben. Alleine - wie wir heute wissen - passt diese Raupenbeschreibung sicher nicht auf S. artemisiella - und die Raupe lebt an Thymian, aber nicht an Beifuß oder anderen Asteraceae. Huemer & Karsholt (2010) vermuten, wie schon Stainton (1865: 211), bei der Raupe Verwechslung mit Scrobipalpula psilella, ich denke bei der Raupenbeschreibung hingegen eher an Sophronia chilonella, also an einen völlig anders aussehenden Falter. Sicher ist nur, dass hier bei der Erstbeschreibung etwas gründlich schiefgegangen ist.

Kaltenbach (1856: 241) wiederholt diesen Fehler und listet die Raupe weiterhin unter Artemisia campestris: "Die Raupe dieser Motte frisst nach von Tischers Beobachtung die jungen Blättchen der Gipfeltriebe, die sie fest zusammenklebt. Sie ist beinfarbig mit 3 grünen Längsstreifen über dem Rücken. Der gelbliche Kopf hat an jeder Seite ein Paar schwarze Pünktchen; auf dem ersten Ringe in jeder Seiteneben dem Nackenschilde stehen 2 schwarze Pünktchen. Gegen Ende Mai verwandelt sie sich an der Erde in einem weissen Gespinnst."

Erst Stainton (1865: 211) schreibt dann: Die Raupe lebt vom wilden Quendel oder Thymian (Thymus serpyllum. [...] Sie zieht die Endblätter der Futterpflanze zusammen und wohnt und nährt sich dazwischen. Sie findet sich zu Ende Mai und ist am Anfang Juni erwachsen."

Auch Schütze (1931) nennt nur eine einzige Nahrungspflanze: "Zwischen den fest zusammen geklebten Herzblättchen von Thymus serpyllum (Rössler, Stange)." [hier wohl sehr weitgefasst, also inkl. Thymus pulegioides zu verstehen]

Die Liste von Elsner et al. (1999: 42) ist dann ziemlich bunt: "Mentha, Thymus serpyllum, T. vulgaris (Lamiaceae), Achillea ?, Acosta rhenana ? (Asteraceae)". Woher die Angabe zu "Achillea" und "Acosta rhenana" [jetzt Centaurea stoebe] stammen, bleibt unklar, ebenso die Angabe zu Mentha.

Huemer & Karsholt (2010: 139-140) stellen fest: "The larva has been recorded from Thymus pulegioides L. (Jansen, 1999: 48), T. praecox Opiz (Bradford, 1979: 126) and T. serpyllum L. (Lamiaceae) (Schütze, 1931: 167)." Sie akzeptieren also nur Thymian als Raupennahrung und fahren fort: "Records from Centaurea paniculata L., Achillea clavennae L. and Artemisia campestris L. (Asteraceae) (Povolný 19990b: 194) remain unconfirmed (Sattler, 1987c: 441)."

Jansen (1999: 48) schrieb in Bezug auf die Niederlande: "Host plants: Thymus pulegioides. Snellen (1882) frequently observed larvae only on Thymus serpyllum: this may be partly the result of misidentification of the host plant. Emmet (1988) only recorded T. drucei, which is not native in the Netherlands. Gregor & Povolný (1954) mentioned Centaurea paniculata and Povolný (1990) Achillea clavenae but these records need confirmation." Er fährt fort in seiner Beschreibung: "Larva: the larva makes a small brownish mine, it later lives hidden between spun shoots and stems in a web of silky threads in which it makes a cocoon."

Schmid (2019: 420-421) zeigt aus den Alpen Raupenbilder - und nennt ebenfalls Thymus sp. als einzige Raupennahrung.

Insgesamt ist unsicher, ob unter den vielen alten Angaben zu "Thymus serpyllum" sich wenigstens eine befindet, die Thymus serpyllum im heutigen Sinne meint - die Angaben aus England könnten sich alle auf Thymus praecox ssp. britannicus beziehen, die vom restlichen Europa auf Thymus pulegioides, die ja beide damals teilweise als Unterarten zu T. serpyllum gestellt wurden. Angaben zu Asteraceae sind sicher falsch und wurden daher auch nicht mit Fragezeichen in die obige Liste aufgenommen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

artemisiella: Die Namensvergabe erfolgt auf der Basis einer leider irrtümlichen Raupennahrungspflanze: Artemisia campestris - die Raupen leben nur an Thymian.

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Unterarten

4.5. Literatur