1. Lebendfotos
1.1. Falter
Anmerkung: am 25. Mai 2020 wurde ein Falterfoto aus Rheinland-Pfalz wegen Zweifel an der Bestimmung gelöscht [Forum].
1.2. Kopula
1.3. Eiablage
1.4. Raupe
1.5. Ei
2. Diagnose
2.1. Ssp. carthami
2.1.1. Männchen
2.1.2. Weibchen
2.2. Ssp. moeschleri
2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen
2.3. Ssp. valesiacus
2.3.1. Männchen
2.4. Ssp. nevadensis
2.4.1. Männchen
2.5. Ssp. pyrenaicus
2.5.1. Männchen
2.6. Ssp. lucasi
2.6.1. Männchen
2.6.2. Weibchen
2.7. Ssp. septentrionalis
2.7.1. Männchen
2.7.2. Weibchen
2.8. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Raupennahrungspflanze
3.3. Nahrung der Raupe
- [Rosaceae:] Potentilla neumanniana [= Potentilla tabernaemontani, Potentilla verna] (Frühlings-Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla pusilla ( Sternhaariges Frühlings-Fingerkraut, Flaum-Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla hirta (Rauhaariges Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla cinerea (Graufilziges Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla heptaphylla [= Potentilla opaca] (Rötliches Fingerkraut)
Rößler ([1867]: 123) hatte noch geschrieben: "Die Raupe scheint noch unbekannt zu sein." Ruehl & Heyne (1895) schrieben dann: "Raupe auf Althaea officinalis (gebräuchlicher Eibisch) und auf Malva silvestris (wilde Käsepappel, Rosspappel)." Dieser grobe Fehler wurde sofort kritiklos in die weitere Literatur übernommen. Löffler (1917) und Ebert & Rennwald (1991: 506-507) versuchten mit überzeugenden Argumenten, diese Falschangabe auszurotten - nur teilweise erfolgreich! Im "Hilfsprogramm für Schmetterlinge" von Blab & Kudrna (1982) fanden sich dann gleich drei Malvaceen-Arten: Malva sylvestris, Althaea officinalis und Althaea hirsuta!
Gesteigert wurden die Falschangaben noch durch Vorbrodt (1911), der formulierte: "Die Raupe lebt an Althaea und Malva, auch Centaurea und an Gräsern".
Ebert & Rennwald (1991: 506-507) können noch keine Angabe zur Raupennahrung in Baden-Württemberg machen, sie zitieren aber Löffler (1917: 54) sehr ausführlich, der Malven und Stockrosen als Raupennahrung definitiv ausschließt und bei Heidenheim/ Brenz die Eier an Potentilla tabernaemontani ("Potentilla verna") und Potentilla heptaphylla ("Potentilla opaca") fand und mit beiden Pflanzen eine erfolgreiche ab-ovo-Zucht durchführte. Konkret: "Ruehl und Seitz geben als Futterpflanzen für Hesp. carthami Malven und Althaea an. Diese Futterpflanzen sind für die hiesige Gegend ganz sicher falsch, für viele andere wohl auch. Denn carthami fliegt hier gar nicht selten an den trockenen Hängen und auf den Heiden, wo weit und breit keine Malven stehen. Ich suchte nach Futterpflanzen, kam auf Potentilla verna und opaca (Rot) und siehe, dieselben wurden ausgiebig belegt und es gelang auch die Zucht vom Ei an durchzuführen. Die Raupen fraßen in der Jugend an opaca, bevorzugten aber später verna. Ich hatte beides nebeneinander eingepflanzt. Somit haben als Futterpflanzen für carthami Potentilla verna und opaca zu gelten."
Rennwald in Schulte et al (2007: 740) berichtet dann vom Fund zweier Raupen in der Pfalz an Potentilla tabernaemontani.
Sonderegger (1997) berichtet über Eiablage im Vintschgau an Potentilla tabernaemontani und führt als Larvalpflanze im Wallis Potentilla pusilla an.
Wolfang Wagner informiert auf seiner Artseite auf pyrgus.de [Artseite auf pyrgus.de, dort auch Ei- Raupen- und Puppenbilder]: "Raupennahrungspflanzen: Die Raupen leben allgemein an Potentilla verna und Potentilla pusilla, stellenweise aber auch an anderen Potentilla-Arten. In der Provence wird sie von Nel von Potentilla hirta berichtet. Im äußersten Norden Griechenlands fand ich am Falakron zahlreiche Eier an Potentilla cinerea."
Die noch von Hemming (1947) fest behauptete (und in Internetquellen auch noch aktuell wiederholte) Bindung der Art an Malven ist unzutreffend.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„Carthamus, Färberdistel.“
4.2. Andere Kombinationen
- Papilio carthami Hübner, [1813] [Originalkombination]
4.3. Synonyme
- Papilio fritillarius Poda, 1761
- Pyrgus fritillarius (Poda, 1761)
4.4. Unterarten
- Pyrgus carthami moeschleri (Herrich-Schäffer, 1854)
- Pyrgus carthami valesiacus (Mabille, 1875)
- Pyrgus carthami nevadensis (Oberthür, 1910)
- Pyrgus carthami pyrenaicus Warren, 1926
- Pyrgus carthami lucasi Reverdin, 1929
- Pyrgus carthami analogus Alberti, 1938
- Pyrgus carthami septentrionalis Alberti, 1938
- Pyrgus carthami nemauensis Picard, 1948
4.5. Publikationsjahr der Erstbeschreibung
Nach Hemming (1937: 232) wurde die Tafel 143 im Zeitfenster von 1808 bis zum 20. Juni 1813 publiziert. Nach dem ICZN ist das spätestmögliche Datum anzusetzen.
(Autor: Jürgen Rodeland)
4.6. Literatur
- Blab, J. & O. Kudrna (1982): Hilfsprogramm für Schmetterlinge, Ökologie und Schutz von Tagfaltern und Widderchen. — Naturschutz aktuell Nr. 6, 135 S., 14 Abb.. Greven (Kilda-Verlag).
- Ebert, G. & E. Rennwald (1991b): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 2. Tagfalter II. – 535 S.; Stuttgart (Ulmer). [S. 505-508]
- Erstbeschreibung: Hübner, J. [1799-1838]: Sammlung europäischer Schmetterlinge 1: pl. 1-207.
- Hemming, F. (1937): A bibliographical and systematic account of the entomological works of Jacob Hübner and of the supplements thereto by Carl Geyer[,] Gottfried Franz von Frölich and Gottlieb August Wilhelm Herrich-Schäffer. Volume 1: i-xxxiv, 1-605. London (Royal Entomological Society of London).
- Hemming, F. (1947): Opinion 181. — Opinions and Declarations Rendered by the International Commission on Zoological Nomenclature 2 (51): 589-612 [Digitalisat auf archive.org].
- Löffler, [Chr.] (1917): Aus dem Leben der Schmetterlinge. (Schluß.) — Entomologische Rundschau, 34: 53-55. [PDF auf zobodat.at]
- Rennwald, E. (2007): Steppenheiden-Wüfel-Dickkopffalter - Pyrgus carthami (Hübner, 1813). — S. 740-745. In: Schulte, T., Eller, O., Niehuis, M. & E. Rennwald (2007): Die Tagfalter der Pfalz. — 2 Bde. 932 S. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 36 + 37.; Landau (GNOR-Eigenverlag).
- Rößler, A. ([1867]): Verzeichniß der Schmetterlinge des Herzogthums Nassau, mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse und der Entwicklungsgeschichte. — Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde 19/20: 99-442. Wiesbaden. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
- Rühl, F. & A. Heyne (1895): Die palaearktischen Großschmetterlinge und ihre Naturgeschichte. Bd. I: Tagfalter. — 857 S.; Leipzig (Heyne). [Sekundärzitat nach Ebert & Rennwald (1991)]
- Schulte, T., Eller, O., Niehuis, M. & E. Rennwald (2007): Die Tagfalter der Pfalz. — 2 Bde. 932 S. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 36 + 37.; Landau (GNOR-Eigenverlag).
- Sonderegger, P. (1997): Pyrgus cirsii. — In: Pro Natura – Schweizerischer Bund für Naturschutz (Hrsg.) (1997): Schmetterlinge und ihre Lebensräume. Arten, Gefährdung, Schutz. Schweiz und angrenzende Gebiete. Band 2: 150-152. Egg (Fotorotar AG).
- Tshikolovets, V. V. (2011): Butterflies of Europe & the Mediterranean area. - 544 S.: Pardubice, Czech Republik (Tshikolovets Puplications).
- Vorbrodt, K. & J. Müller-Rutz (1911): Die Schmetterlinge der Schweiz. Band 1 (inkl. 1. Nachtrag) - 219 S.; (Druck und Verlag K.J.Wyss), Bern.
- Wagner, W. (2006): Die Gattung Pyrgus in Mitteleuropa und ihre Ökologie – Larvalhabitate, Nährpflanzen und Entwicklungszyklen. – In: Fartmann, T. & G. Hermann (Hrsg.) (2006): Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa. — Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Heft 68 (3/4): 83–122 [PDF auf pyrgus.de mit Nachtrag nach Redaktionsschluss].