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Falter
Raupe
Exuvie
Puppe
Mine
Männchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Exuvie

1.4. Puppe

1.5. Mine

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Malvaceae:] Tilia cordata (Winter-Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia platyphyllos (Sommer-Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia x europaea [= Tilia x vulgaris, Tilia cordata x T. platyphyllos] (Holländische Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia x euchlora [= Tilia cordata x T. Tilia dasystyla] (Krim-Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia tomentosa (Silber-Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia sibirica (Sibirische Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia amurensis (Amur-Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia mandshurica (Mandschuren-Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia kiussiana
  • [Malvaceae:] Tilia maximowicziana
  • [Malvaceae:] Tilia japonica (Japanische Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia americana (Amerikanische Linde)
  • [Malvaceae:] Tilia begoniifolia [= Tilia caucasica f. begoniifolia]
  • [Betulaceae:] Betula platyphylla ??? (Breitblättrige Birke ???)

Nach den verschiedenen Angaben in gracillariidae.net lebt die Art in ihrer ostasiatischen Heimat in Minen von Blättern von Tilia maximowicziana, T. kiussiana, T. japonica (in Japan), Tilia amurensis (Russland) und Tilia mandshurica (Korea). In Europa wird sie zumeist an Winter-Linde gefunden, die Sommer-Linde, die Holländische Linde und die Krim-Linde werden aber kaum weniger stark besiedelt. Stolnicu & Ureche (2007) führten für Rumänien konkrete Minenfunde an Tilia cordata, Tilia platyphyllos und Tilia tomentosa an.

Auch nach [EPPO 2004] ist die Winterlinde (Tilia cordata) bevorzugte Nahrungspflanze, besiedelt werden in Fernost aber auch Tilia amurensis, T. mandshurica, T. maximowicziana und andere Tilia-Arten.

Die Angabe zur Amerikanischen Linde stammt aus dem Arboretum in Moskau - in Amerika fehlt der Falter bislang noch. Kirichenko (2014) meldet Funde an der Sibirischen Linde (und bes. der Winter-Linde) im Arboretum von Krasnoyarsk in West-Sibirien. Die Angabe von Tilia begoniifolia findet sich bei Savchuk & Kajgorodova (2017: 112) von der Krim.

Zu diskutieren ist hier noch die Angabe zur Breitblättrigen Birke (Betula platyphylla); immerhin stammt sie aus der Erstbeschreibung der Art und immerhin sind hier 4 Paratypen betroffen, die aus dieser Pflanze gezogen worden sein sollen. Kumata (1963) schreibt: "After my own examinations of the specimens determined by Issiki as L. corylifoliella, I have been convinced that they are, in reality, referable to the present new species. Furthermore, I have reared this species exclusively from Tilia-species, although Issiki has recorded it as a Betula-feeder and, indeed, I have examined his specimens with the Label "Sirakaba" (Betula platyphylla)."

Kumata (1963) hatte also große Zweifel an der Nutzung von Birken durch diese Art, wagte aber nicht, Herrn Prof. Issikii, dem er die Art widmete, eine Fehlbestimmung der Pflanze oder eine Durcheinandermengung von Blättern bei der Zucht zu unterstellen. Genau dies ist aber fast zwingend anzunehmen. Denn immerhin gibt es nach Kumata (1963) in Japan zwei uns aus Mitteleuropa wohlbekannte Arten, die dort an Betula platyphylla leben: Phyllonorycter cavella und Phyllonorycter ulmifoliella.

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Kumata (1963) schrieb im Vorspann seiner Arbeit: "Most of the material used in this study are collected by myself, and the rest belong to the collections of Dr. H. Kuroko, Prof. S. Issiki and the National Institute of Agricultural Sciences, Tokyo." Damit war fast zwangsläufig klar, dass eine der vielen in der Arbeit neu beschriebenen japanischen Arten Herrn Issiki gewidmwet würde - dass es ausgerechnet diejenige war, die wenige Jahre später nach Europa verschleppt wurde, war Zufall.

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Typenmaterial

Kumata (1963) informiert: "♂ (host: Tilia Maximowicziana), Sapporo, Hokkaido, 3. VII, 1956, T. Kumata leg." Die sehr lange Serie an Paratypen besteht aus weiteren Tieren verschiedener Orte auf Hokkaido (Japan).

4.4. Verbreitung

(Stand 16. Oktober 2009 - ergänzt 18. Januar 2016)

Die Lindenminiermotte wurde erst 1963 aus Japan beschrieben (Kumata 1963). Locus typicus ist Sapporo, Hokkaido.

Nach Stolnicu, M. & C. Ureche (2007) wurde sie 1977 - 14 Jahre nach der Erstbeschreibung - erstmals im Süden des Fernen Ostens von Russland registriert, später (ab 1985 in Europa) dann in der Ukraine, Weißrussland, Litauen, Polen, Ungarn und eben Rumänien und Deutschland. Die beiden Autorinnen gehen dabei von einer kontinuierlichen Ausbreitung aus. Diese erfolgte aber erst, nachdem es eine Verschleppung von Tieren aus Ostasien nach Europa - wahrscheinlich nach Moskau - gab, und sich die Art dort etabliert hatte. Gegen eine kontinuierliche Ausbreitung von Ostasien her spricht vor allem das Fehlen eines durchgehenden Vorkommens von Linden zwischen Ost- und West-Asien. In West-Sibirien scheint es erst neuerdings zur Ausbreitung zu kommen (Kirichenko 2014). Die Art fehlt noch immer in Großbritannien, im Westen und Süden Frankreichs und entsprechend in Spanien und Portugal. Auch aus dem südlichen Europa liegen bisher keine Meldungen vor.

Szőcs et al. (2015) untersuchen den Befall der Larven durch Parasitoide in Ungarn und vergleichen ihn mit diversen weiteren Studien aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der Art. Sie stellen fest, dass bisher insgesamt 46 Arten von Parasitoiden bekannt sind, wobei die Arten in Europa z.T. deutlich von jenen in Ostasien und Westsibirien abweichen. Unter den Arten gibt es sowohl solche, die auch bei anderen europäischen Phyllonorycter-Arten zu finden sind, die ja an anderen Laubbäumen leben, als auch solche, die sich einfach an der Nahrungspflanze Linde orientieren und dort sehr unterschiedliche Insekten-Larven parasitieren. Die Parasitierungsgrade in Europa scheinen alle noch relativ gering zu sein, jedenfalls so gering, dass sie - für sich genommen - den Falter nicht entscheidend begrenzen können.

Mitteleuropa

Österreich

Phyllonorycter issikii stammt ursprünglich aus Japan und ist in Europa als stark expansives Neozoon anzusehen. Nach Perny (2007) erfolgte der Erstnachweis für Österreich im Jahr 2002. Essl & Rabitsch (2002) legten ihn aber schon - unter Berufung auf "Lastuvka in litt." - auf das Jahr 2000 (Mistelbach, Retz) fest. Damit wäre die Art hier ein Jahr früher als in Deutschland nachgewiesen worden - wenn man dort 2001 als Jahr des Erstnachweises gelten lässt. Nach Huemer (2013) fehlen in Österreich nur noch Nachweise von den Bundesländern Burgenland und Vorarlberg, was aber eher auf mangelnde Beachtung der Art denn auf ein tatsächliches Fehlen zurückzuführen ist; Huemer (2013) kommentiert daher kurz und knapp: "[...] hat sich innerhalb weniger Jahre in weiten Teilen Österreichs etabliert.

Deutschland

In Deutschland wurde Phyllonorycter issikii zum ersten Mal 2001 in Brandenburg (Graf et al. 2002) und kurz darauf (2002) in Sachsen und Bayern registriert (Gaedike et al. 2003). Im EPPO-Bericht von 2004 [EPPO 2004] ist hierzu zu lesen: "As reported in the EPPO RS 2003/135, Phyllonorycter issikii (Lepidoptera: Gracillariidae – EPPO Alert List) was found for the first time in Germany (Sachsen) in 2002 on Tilia cordata. Following this notification, regional plant protection services were requested by the NPPO to pay attention to possible occurrences of this pest. As a result, P. issikii was also observed in Brandenburg, especially in the south-east part of the region around Cottbus. Isolated findings were observed in the eastern part around Frankfurt/Oder and Eberswalde. P. issikii has not been observed in other regions. The areas in Sachsen and Brandenburg where P. issikii has so far been observed adjoin Czech Republic, where the pest is already known to occur. It is therefore assumed that P. issikii has been introduced by natural spread. The declared status of P. issikii in Germany is: Present, only in some areas." Wann Berlin besiedelt wurde, kann hier nicht gesagt werden: es liegt nur ein unspezifischer Beitrag dazu vor: [Schule und Wissen Beitrag 12. April. 2007]: "Nach dem die Rosskastanienminiermotte ganz Mitteleuropa erobert hat, ist nun eine neue Mottenart auf dem Vormarsch: Die Lindenminiermotte wurde bereits in Brandenburg und Sachsen gesichtet. Jetzt hat sie die Linden in Berlin befallen." Siehe auch die Meldung 2007 in Erkner an Tilia x vulgaris registriert: [http://www.leafmines.co.uk/html/Lepidoptera/P.issikii.htm] . Nach Ermolaev & Motoshkova (2008) [ERMOLAEV & MOTOSHKOVA 2008] erfolgte der Erstnachweis für Deutschland aber schon drei Jahre früher, also 1998: "Germany by 1998 (Kuznetzov and Baryshnikova, 1998)".

Reinhardt & Rennwald (2008) melden die Art erstmals für Sachsen-Anhalt (Funde verlassener Minen an Linden auf dem Gelände des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Halle/Saale).

Das Vorkommen in Thüringen wurde lange nicht gemeldet. H. Strutzberg ( [Beitrag im Lepiforum]) berichtet am 4. Oktober 2008 im Lepiforum: "In der Thüringer Checkliste der „Microlepidoptera“ ([http://www.thueringer-entomologenverband.de/checklisten.html]) aus dem Jahr 2000 ist diese Art nicht enthalten. Nach Informationen des Thüringer Familienbearbeiters Uwe Büchner ([http://www.thueringer-entomologenverband.de/insfaunth_sekt_lepidoptera.php#bearbeiter_7]) ist die Art in Thüringen zum heutigen Zeitpunkt schon ein paar Jahre bekannt. Genaueres zum Erstnachweis wird er wissen. Ich konnte sie auch in Weimar/Thür. nachweisen." Eines der mitgelieferten Bilder trägt die Bildunterschrift: "Thüringen, Weimar-Waldstadt, Ettersberg, ca. 320 m, Minen von Linde eingesammelt am 7. Oktober 2007, ex cunicolo, (Studiofoto: Hartmuth Strutzberg, 21.Oktober 2007)". Die erst danach erschienene zugehörige Publikation von Erlacher et al. (2008) nennt den 30. September 2006 als Datum des ersten Minenfundes in Thüringen. In der Zusammenstellung von Büchner (2008) schließlich wird die Art für Hützscheroda schon für das Jahr 2005 genannt (Minenfunde).

Kaiser & van Loh (2007) berichten über die Erstnachweise in Niedersachsen, allesamt vom Oktober 2006 anhand von Minenfunden getätigt: Kreis SFA: Munster, Wietzendorf, Meinholz und Kreutzen; Kreis CE: Schmarbeck & Hermannsburg; Kreis LG: Lüneburg und Lüneburg-Wilschenbruch. Stets wurden mehrere Minen gefunden.

Auch Rheinland-Pfalz wurde 2006 (bei Mainz) erreicht (Rodeland 2007), 2007 gelangen im Osten des Bundeslandes etliche weitere Funde. Die weitere Ausbreitung in den Westen oder Nordwesten des Bundeslandes wurde leider kaum dokumentiert: Eine Stichprobe am 23. September 2009 zeigte, dass die Art mittlerweile z. B. in Trier-Pfalzel vorkam (mehrere Minen an Linden; E. Rennwald). 2007 und 2008 wurde vergeblich in Kaiserslautern gesucht, 2009 war die Raupe dann aber auch dort zu finden (E. Rennwald).

Im gleichen Jahr (September 2006) lieferte Dietger Hausenblas auch den Erstnachweis für Baden-Württemberg am Rande der Nördlichen Oberrheinebene bei Untergrombach (Hausenblas 2006); im August, September und Oktober 2007 gelangen dann in der Nördlichen Oberrheinebene (von N nach S) weitere Nachweise bei Kirrlach, Waghäusel, Karlsruhe, Rheinstetten, Au am Rhein, Rastatt-Ottersdorf und Söllingen (NSG beim Baden-Airpark [TK 7214]), außerdem auch im Nordschwarzwald am S-Rand von Bad Herrenalb — z.T. an Stellen, an denen 2006 vergeblich nach Minen gesucht wurde (E. Rennwald) (siehe auch: [Beitrag im Lepiforum]). Am 7.10.2007 wurde die Art auch für den württembergischen Teil Baden-Württembergs (bei Filderstadt-Bonlanden) nachgewiesen ( [Beitrag im Lepiforum]). Bis September 2008 kam es im nördlichen Landesteil zu einer Fundortverdichtung, jedoch nur langsamen Ausweitung nach Süden hin. Während die Art in der Oberrheinebene praktisch auf der Stelle tritt, gelang E. Rennwald am 11. September 2008 weiter östlich ein Fund in Herrenberg im Kreis Böblingen (2 besetzte Minen an Tilia platyphyllos, an einer Stelle, an der exakt ein Jahr früher noch vergeblich gesucht wurde). Besonders interessant ist der Fund zahlreicher Minen durch Klaus Rennwald am 1. September 2008 an Linden bei Langenargen am östlichen Bodensee: [Beitrag im Lepiforum]. Dies legt nahe, dass die Art sich quer durch Bayern und/oder Österreich bis hierher ausgebreitet hatte. Hatten E. & K. Rennwald im September/Oktober 2007 noch vergeblich im Kaiserstuhl gesucht, gelang K. Rennwald im September 2008 an einer der Stellen des Vorjahres jetzt auch eine Reihe von Minennachweisen; die Art hatte sich also in der Oberrheinebene innerhalb eines Jahres mindestens 100 km südwärts gearbeitet. Ein Jahr später (2009) war die Schweizer Grenze erreicht (mehrere Minenfunde am Grenzacher Horn bei Grenzach-Wyhlen durch E. Rennwald; dort war die Art dann im Folgejahr zahlreich zu finden).

Die Situation in Hessen scheint nicht weiter untersucht zu sein. E. Rennwald gelang im Oktober 2007 bei einer 5-minütigen Stichprobe der Fund mehrerer Minen an gepflanzten Winterlinden am Straßenrand bei Langenselbold. 2008 konnte er sie — trotz vieler Linden in sehr kleiner Individuenzahl — auch auf dem Hauptfriedhof in Hanau nachweisen. Am 21. September 2009 waren einige Minen an einer Linde im Südwesten (Hannah-Arendt-Straße) von Marburg zu finden (E. Rennwald). Am 2. Oktober 2009 war die einzige kleine Linde bei der Burgruine Nollig bei Lorch ebenso mit mehreren Minen besetzt wie eine Linde an einem Parkplatz in Lorch (E. Rennwald).

Am 6. September 2008 fand G. Miebach zwei Minen an Linden in Niederkassel in der Kölner Bucht, aus denen am 15. September ein Falter schlüpfte: [Beitrag im Lepiforum]. Damit war auch der Nachweis für Nordrhein-Westfalen erbracht.

A. Werno teilte dem Verfasser einen Falterfund vom Mai 2008 im Saarland mit. Wie die zugehörige Verbreitungskarte auf [http://www.spiderling.de/saar_lepi_online/Verbreitungskarten.htm] zeigt lag der einsame Fund schon fast mitten im Saarland. Am 8. Oktober 2009 fanden A. Werno und M. Meyer gleich an der ersten untersuchten Linde mit Stockausschlag am Moselufer bei Perl zahlreiche Minen. Das Saarland dürfte also 2009 noch an vielen weiteren Stellen von der Lindenminiermotte besiedelt worden sein.

(Wenige) Minen sehr wahrscheinlich dieser Art konnten am 9. Oktober 2009 auch im zentralen Schleswig-Holstein bei Todenbüttel gesammelt werden [Lepiforumsbeitrag 9. Oktober 2009 C. Lehmann]. 2 Tage später erfolgte dann auch ein Puppenfund [Lepiforumsbeitrag 11. Oktober 2009 C. Lehmann]. Von Appen im Kreis Pinneberg im südlichen Schleswig-Holstein wurde vom gleichen Tag stärkerer Befall in einer Lindenallee gemeldet [Lepiforumsbeitrag 11. Oktober 2009 Walter Baltruweit].

Bei einer Stichprobe am 16. Oktober 2009 stellte C. Lehmann [Lepiforumsbeitrag 16. Oktober 2009 C. Lehmann] in Hamburg an verschiedenen Stellen der Osterfeldstraße massiven Befall der Linden fest - sollte dies tatsächlich der Erstnachweis für den Stadtstaat gewesen sein?

Die Art fehlte Ende 2009 demnach in Deutschland nur noch in Mecklenburg-Vorpommern und im Stadtstaat Bremen - bzw. es gab von dort zumindest keine Meldungen. Kurze eigene Stichproben im Westen und Südwesten Deutschlands zeigten, dass die Art in den Jahren 2010 bis 2015 hier durchgehend vorhanden war und viele neue Stellen besiedelte, aber nirgends "schädlich" in Erscheinung trat, so dass sie von der Allgemeinheit auch kaum wahrgenommen wurde. Es dürfte heute schwer sein, in Deutschland außerhalb der Alpen-Hochlagen größere Bereiche ganz ohne diese Art zu finden.

Schweiz

Aus der Schweiz lagen bis Mitte 2009 noch keine Angaben zu Phyllonorycter issikii vor. Der Fund am Bodensee bei Langenargen (siehe Baden-Württemberg) legte aber nahe, dass die Art Ende 2008 schon in der nordöstlichen Schweiz angekommen ist [Lepiforumsbeitrag]. Nach den Funden im Kaiserstuhl war für 2009 auch eine Besiedlung von Basel aus denkbar. Tatsächlich gelang Simon Hänni am 3. August 2009 der Fund zahlreicher Minen an Lindenblättern im Hardwald bei Muttenz (Basel-Landschaft), aus denen am 7. August der erste Falter schlüpfte [Lepiforumsbeitrag S. Hänni]

Italien: Südtirol

Dass die Art auch Südtirol erreichte, ist wenig überraschend: "Sporadisch wurde die Präsenz der aus Asien stammenden Japanische Linden-Miniermotte (Phyllonorycter issikii) in Südtirol nachgewiesen, so 2006 in Völs und 2010 in Montiggl. 2011 wurde ein massives Auftreten der Linden-Miniermotte im Montiggler Wald auf einer Fläche von 150 ha (red. 7 ha) festgestellt, sowie auch im Raum Tisens und Völlan." [Autonome Provinz Bozen Südtirol. Abteilung Forstwirtschaft. Jahresbericht 2011]

Ost- und Nordosteuropa

Estland

Der EPPO Recording Service (2003) ( [EPPO 2003]) meldet das Vorkommen der Art ohne nähere Details aus Estland: „2003/136 : Occurrence of Phyllonorycter issikii in Estonia : At the EPPO Working Party on Phytosanitary Regulations, the NPPO of Estonia informed the EPPO Secretariat that Phyllonorycter issikii (Lepidoptera: Gracillariidae – EPPO Alert list) occurs in Estonia, but that it did not cause serious damage to Tilia. Source: EPPO Secretariat, 2003-06.“

Litauen

Noreika (1998) berichtet über die ersten litauischen Minenfunde in Blättern von Tilia cordata am 3. September 1997 in "Ðilutë district, Pagëgiai park" und am 12. September 1997 in einem Park der Hauptstadt Vilnius. Die Falter wurden zur Absicherung der Bestimmung durchgezogen.

Finnland

Nach Ermolaev & Motoshkova (2008) [erste Seite von ERMOLAEV & MOTOSHKOVA] wurde die Art 2002 auch in Finnland festgestellt: "Finland in 2002 (Kullberg et al., 2002)".

Russland

Yefremova & Mishchenko (2007) bzw. Efremova & Mishchenko (2008) untersuchten den Parasitoiden-Komplex im Mittleren Wolga-Becken und stellten dabei fest, dass die neu nach Europa gekommene Art bereits durch eine ganze Anzahl einheimischer parasitoider Hymenopteren aus den Familien Eulophidae und Braconidae kurz gehalten wird.

Nach EPPO 2004 [EPPO 2004] tritt die Art im europäischen Russland im Süden und in der Mitte auf (Voronesch, Samara, Ufa, Moskau), im asiatischen Teil im Süden des Landes.

Kirichenko (2014) meldet einen Neufund in West-Sibirien.

Ukraine und Weißrussland

Nach EPPO (2004) [EPPO 2004] tritt die Art auch in der Ukraine auf.

Nach Stolnicu & Ureche (2007) tritt die Lindenminiermotte auch in der Ukraine, Weißrussland, Litauen, Polen und Ungarn auf.

Polen

Nach Stolnicu & Ureche (2007) tritt die Lindenminiermotte auch in Polen auf. Nach Jaworski (2009) stammt der Erstnachweis dort von 1996

Tschechien und Slowakei

Nach EPPO (2004) [EPPO 2004] berichtete Šefrová (2002) über den Erstnachweis der Art im Juni 2000 in der Tschechischen Republik. Šefrová (2002) betonte allerdings, dass die Minen dieser Art 2001 in Tschechien und der Slowakei fast omnipräsent waren.

Ungarn

Nach EPPO (2004) [EPPO 2004] berichtete Szabóky (2004) über den Erstnachweis der Art 2002 in Ungarn. Csóka [Bericht CSÓKA Update vom 10. Dezember 2004] gibt an: "Reached Hungary in 2000 or 2001, now recorded from many places in Northeastern Hungary."

Rumänien

Kovács et al. (2006) melden die Erstnachweise für Polen: an drei Fundorten in den Ost-Karpaten wurden am 7. und 8. August 2015 Blattminen an Winter- und Sommer-Linde gefunden.

Nach Stolnicu & Ureche (2007) wurde die Lindenminiermotte aber schon 2005 im Osten Rumäniens gefunden. Danach kam es zur rasanten Ausbreitung. Sie schreiben: "In Romania, the presence of Phyllonorycer issikii (Kumata) larvae was first signaled in 2002 in the forests of Gheorghitoaia and Frumuşica in the Iaşi County area on the leaves of the Tilia cordata Miller species (coll. Ureche C., 2002). Further studies revealed its presence in the Bacău County area, in Hemeiuş and Dărmăneşti in 2002, and in 2005 in the Copou area in the town of Iaşi, also on Tilia cordata leaves. Between 2005 and 2006, intense attacks of this species were signalled on Tilia cordata Miller, T. plathyphyllos Scopoli and T. tomentosa Moench."

Kroatien

Matošević (2007) legte eine Arbeit vor mit dem Titel "First record of Phyllonorycter issikii and distribution of invasive leafminer species from the family gracillariidae in Croatia". [Abstract MATOŠEVIĆ]

Slowenien

Nach der detaillierten Studie von Jurc (2012) ist die Art in Slowenien erstmals 2006 nachgewiesen worden und war 2007 und 2008 bereits landesweit verbreitet und vielfach häufig.

West- und Nordwesteuropa

Frankreich

Die Art hat 2007 auch das östliche Frankreich erreicht ( [Beitrag Lepiforum Erwin Rennwald] , siehe auch Reinhardt & Rennwald 2008). 2008 gelangen E. Rennwald (wenige) weitere Nachweise im nordöstlichen Elsass. Mit einer weiteren Ausbreitung und Etablierung ist zu rechnen.

Niederlande (mit Kommentar zu Luxemburg)

Eigentlich war zu erwarten, dass im September 2009 noch Nachweise in Luxemburg und vielleicht Belgien erfolgen würden. Beide blieben aus. Stattdessen melden Arnold Schreurs & Tymo Muus am 25. September 2009 Minenfunde vom 21. September 2009 an Linden bei Posterholt, also direkt jenseits der deutschen Grenze in den Niederlanden [Arnold Schreurs & Tymo Muus 25. September 2009] : "De lindevouwmijnmot, Phyllonorycter issikii, ook in Nederland". Dies macht es um so wahrscheinlicher, dass die Art mittlerweile auch in Luxemburg und Belgien hätte zu finden sein sollen.

Eine gezielte Suche von A. Werno und M. Meyer am 8. Oktober 2009 im südöstlichen Luxemburg hatte überraschenderweise keinen Erfolg: Die gefundenen Linden waren allesamt hoch entastet, die Bäume für eine Besiedlung also nur wenig geeignet. Die Visite am anderen Moselufer bei Perl im Saarland zeigte dann aber, dass P. issikii "zum Greifen nahe" an Luxemburg herangekommen ist. Wahrscheinlich ist Luxemburg längst besiedelt - man muss nur erst einmal die geeigneten Bäume - möglichst solche mit bodennahen Stockausschlägen - finden.

Doorenweerd et al. (2014) melden den ersten Raupennachweis aus der Provinz Süd-Holland und fragen: "Explosieve verspreiding van de lindevouwmot: nu ook in Nederland?"

Belgien

T. Muus [Lepiforumsbeitrag 16. Oktober 2009 T. Muus] berichtet, dass er im Frühjahr 2009 im östlichen Belgien (Provinz Liège [Lüttich], Spa und Coo) noch vergeblich nach Minen der Art suchte. Im Abstract von Wullaert (2012) hieß es dann: "On 29 October 2011, some leaf mines of Phyllonorycter issikii (Kumata, 1963) were found on Tilia cordata at Zutendaal (province of Limburg). This is the first record of this species for the Belgian fauna. Some data on the distribution and the biology are presented." Dieser Erstnachweis für Belgien wird auch auf der Seite von [bladmineerders.be, 31. Dezember 2012] dargestellt; dort heißt es: "In 2009 the species were found for the first time in the Benelux. In Posterholt (The Netherlands) Arnold Scheurs en Martien van Stiphout found the first mines the 21st September 2009 (Scheurs & Muus, 2009). Posterholt is a village very close to the Belgium border so Belgium was the logical following country were the species occurred and it is presumable that Phyllonorycter issikii will spread further into Europe the following years."

(Autor: Erwin Rennwald)

Ermolaev & Rubleva (2016) fassen die Geschichte der Ausbreitung von Ph. issikii von Japan über Asien bis Europa zusammen. 60,4 % des Linden-Verbreitungsareals (Genus Tilia) sei von Ph. issikii besiedelt.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.5. Literatur