4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
Zahm et al. (2006) begründen ihre Namensgebung: "Die Art wird nach Dr. Paolo Barrasso benannt, einem 1992 im späteren Nationalpark Majella tödlich verunglückten Freund des Erstautors."
4.2. Publikationsjahr der Erstbeschreibung
In der Fauna Europaea [Fauna Europaea, last update 23 July 2012, Version 2.5] wird “2005” als Publikationsjahr genannt. Auf der Zeitschrift steht aber ganz klar: „München, 31.01.2006“.
4.3. Typenmaterial
Zahm et al. (2006) informieren:
"Holotypus: ♂: Apennin, Majella, Valle Cannella, Manzini-Hütte; 2530m; 23. Juli 1988 lux; leg. et coll. N. Zahm. Der Holotypus geht bei Aufgabe oder Weitergabe der Sammlung an die Zoologische Staatssammlung München.
Paratypus: ♀: Apennin, Gran Sasso, Campo Imperatore, vic. Albergo Campo Imperatore; 2050m; 26. Juli 2003 lux; leg. et coll. N. Zahm." [Achtung: Nach Norbert Zahm (E-Mail 28. Oktober 2015 an E. Rennwald) hat sich das Weibchen inzwischen als ein ungewöhnlich kleines und aberratives Exemplar von Colostygia aqueata erwiesen!]
4.4. Taxonomie
Nach Zahm et al. (2006) ähnelt die Art am ehesten der Perizoma incultaria, deren nächste bekannte Vorkommen in 350 bzw. 450 km Entfernung liegen (norditalienischen Alpen, nordwestliche Balkanhalbinsel). Dieses Bild hat sich durch die Arbeit von Hausmann et al. (2021) vollständig geändert, denn P. barrassoi tritt auch im Verbreitungsgebiet der Perizoma incultaria auf. Die genetischen Unterschiede der beiden nach äußeren Merkmalen nicht zu trennenden Arten sind mit 8,9 % beim Barcoding geradezu riesig. Nach Hausmann et al. (2021) lassen sich die Arten aber auch anhand der Genitalien trennen.
Hinweis: In den Alpen Österreichs und Deutschlands scheint P. barrassoi die tieferen Lagen (bis 1300 m) zu besiedeln und insgesamt früher zu fliegen als die Vergleichsart. "P. incultaria" von Ende April bis Ende Mai aus diesen Lagen sollten daher unbedingt auf ihre Identität hin geprüft werden!
4.5. Faunistik
Die Art war zunächst nur durch die beiden Exemplare der Typenserie aus den Apenninen (Italien) bekannt, von denen einige Jahre später nur noch der männliche Holotypus zur Art gerechnet werden konnte. Hausmann et al. (2021) überraschen mit Feststellung, dass P. barrassoi sehr viel weiter verbreitet ist und in den Alpen teilweise sympatrisch mit der nach äußeren Merkmalen nicht zu unterscheidenden Perizoma incultaria auftritt. Sie umreißen das bisher bekannte Vorkommensgebiet: "Recorded in central Italy (locus typicus: Maiella mountains; Mt. Terminillo), Pyrenees, French Alps, and in a section of the central part of the Alps with records, so far, restricted to eastern and northern Tyrol (Austria) and to southernmost Bavaria (Germany), as a sympatric, sibling species of P. incultaria (see examined material and genetic data). Furthermore an isolated occurrence was detected in northern Italy (Adamello)." Die Funde aus Deutschland betrafen erwartungsgemäß die Alpen, diejenigen aus Österreich bisher nur Nordtirol. Nach den Vorkommen in Italien und Frankreich (Alpen und Pyrenäen) war die Art zwingend auch in der Schweiz zu erwarten.
Schon einen Tag nach meiner Aufforderung zur Überprüfung der eigenen Belege aus den Alpen berichtete Andreas Kopp [Forumsbeitrag 18. Februar 2021] über zwei Belegtiere aus der Schweiz: "Ein Männchen; Schweiz, St. Gallen, Grabs, Chalchofen, 1180 m, 17. Juni, 1995, Nachtfang und ein Weibchen; Schweiz, Wallis, Inden, Schattuflue, 1000 m, 23. Mai, 2006 ebenfalls Nachtfang. Man kann also die Schweizerfahne hissen."
(Autor: Erwin Rennwald)
4.6. Literatur
- Hausmann, A., Huemer, P., Lee, K.M. & M. Mutanen (2021): DNA barcoding and genomics reveal Perizoma barrassoi Zahm, Cieslak & Hausmann, 2006 as new for the fauna of Central Europe (Lepidoptera, Geometridae, Larentiinae). — Nota Lepidopterologica, 44: 17-28. [zum open-access-Artikel auf pensoft.net]
- Erstbeschreibung: Zahm, N., Cieslak, A. & A. Hausmann (2006): Perizoma barrassoi species nova aus den Abruzzen (Lepidoptera, Geometridae, Larentiinae). — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 95: 31-35. [PDF auf zobodat.at]