1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Geschlecht nicht bestimmt
2.4. Genitalien
2.4.1. Weibchen
2.5. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Falter
Burmann (1953: 338) fand die Falter von "Pammene tomiana" im Ötztal am 5. Mai 1952 in sehr großer Anzahl morgens um 9 Uhr frischgeschlüpft unter Birken und notierte dazu: "Bei trübem, warmem Wetter und starkem Südwind durchstreifte ich in den ersten Vormittagsstunden wieder einmal die schönen Birkenbestände. Der starke Föhnsturm ließ kaum einen Falterflug zu. So nahm ich die grobrissigen Birkenstämme und die im Schatten der Birken liegenden, stark bemoosten Felstrümmer näher in Augenschein. Zu meiner nicht geringen Überraschung entdeckte ich bereits auf dem ersten moosigen Stein ein frischgeschlüpftes Männchen von tomiana. Und in der Folge konnte ich auf einem engbegrenzten Platz fast auf jedem der in großer Zahl verstreut herumliegenden Felstrümmer sowohl Männchen als auch Weibchen dieser Tortricide beobachten. Alle Tiere waren zur Beobachtungszeit, zwischen 9 und 10 Uhr Normalzeit, frisch-geschlüpft; einzelne saßen mit noch nicht vollentwickelten Flügeln auf den Moospolstern." Interessanterweise saß kein einziger Falter an den Birkenstämmen. Da die Falter sich tagsüber wahrscheinlich im Kronenraum der Birken aufhalten, werden sie meist nur selten und einzeln gefunden.
3.2. Nahrung der Raupe
- [Betulaceae:] Betula sp. ? (Birke ?)
Insgesamt noch sehr wenig bekannt!
Hancock et al. (2015: 210) schrieben: "Ovum. Laid in May - June on birch (Betula spp.). Larva: Head dark brown. Body pale reddish brown; pinacula dark brown; prothoragic plate dark brown (Hannemann 1961; Bentinck & Diakonoff, 1968). July; feeds in the catkins of birch; the larva has apparently not been observed in the British Isles". Da die Raupe beschrieben wurde, scheint es auch einen Raupenfund irgendwo in Europa gegeben zu haben - aber dann bleibt die Frage, ob es sich tatsächlich um diese Falterart handelte. Die genannten Quellen habe ich noch nicht studiert - ich fürchte aber, dass es nur Sekundärquellen sind.
Burmann (1953: 338) notierte zu "Pammene tomiana" im Ötztal: "5. Die Raupe von tomiana lebt vielleicht in Birkenkätzchen. Am Fundplatz selbst und in dessen nächster Umgebung kommt nach meinem Dafürhalten keine andere Pflanze als Nährpflanze in Betracht. An Moosen dürfte die Art wohl nicht leben. Das rasche Öligwerden der frischen Tiere würde wohl auf eine endophage Lebensweise der tomiana-Raupen hindeuten. Aber auch die gezogenen Falter der in Birkenkätzchen lebenden Raupen von Eucosma bilunana Hw. werden oft ölig. 6. Die dicken Moospolster der Schiefergneisblöcke, auf denen die frischen tomiana-Falter sitzen, dürften wohl nur der Verpuppungsort der Raupe sein. Diese ideale Möglichkeit zur Anlage der Puppen wiegen haben viele Makro- und Mikrolepidopterenraupen zu nutzen verstanden. So fand ich unter anderem alljährlich viele ausgesprochene Birkentiere in Anzahl frischgeschlüpft auf diesen Moospolstern. (Z.B. Phalonia nana Hw., Argyroploce corticana Hb. und betulaetana Hb., Eucosma bilunana Hw.)."
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
Varenne & Nel (2014: 36) schrieben zum Synonym Cydia mogeae: « Derivatio nominis
La nouvelle espèce est dédiée à Renée Moge, naturaliste dauphinoise, très active dans la recherche des premiers états des lépidoptères. »
4.2. Andere Kombinationen
- Pseudotomia obscurana Stephens, 1834 [Originalkombination]
4.3. Synonyme
- Grapholitha tomiana Zeller, 1868
- Pammene tomiana (Zeller, 1868)
- Cydia mogeae Varenne & Nel, 2014 [synonymisiert durch Nel & Varenne (2018)]
4.4. Taxonomie
Obraztsov (1951) plädierte noch einmal sehr dafür, "Grapholitha tomiana Zeller, 1868" als von P. obscurana getrennte Art zu betrachten. Dem wurde meist nicht gefolgt.
Varenne & Nel (2014: 34) beschrieben ihre Cydia mogeae nach je einem einzigen ♂ und ♀: « HOLOTYPE mâle : Hautes-Alpes, La Grave, 2 juillet 2013, uv, 1390 m, Th. Varenne leg., prép. gen. JN n° 27078, coll. Th. Varenne à Nice. » « ALLOTYPE femelle : idem, prép. gen. JN n 27072, coll. J. Nel à La Ciotat.» Sie stellten sie in die Nähe von Cydia illutana. Wie bei diesen Autoren üblich wurde auf eine genetische Untersuchung verzichtet. Auf der (seit Herbst 2018 nicht mehr zugänglichen) Artseite pathpiva.fr/cydia-mogeae wurden in der Folge (von uns festgestellt am 5. Oktober 2016) Fotos von Männchen und Weibchen gezeigt. P. Huemer erhielt vom Holotypus ein Bein für das Barcoding: Ergebnis: Pammene obscurana! Nel & Varenne (2018) untersuchten daraufhin noch einmal ihren Falter und bestätigten, dass man darauf auch hätte vom äußeren Erscheinungsbild und vom Genital her hätte kommen können: "D'une part, une étude ADN du mâle holotype réalisée par Peter Huemer (Innsbruck) a démontré que cet exemplaire est une Pammene obscurana (Stephens, 1834) et, en effet, un réexamen détaillé de l'habitus et des genitalia le confirme." Sie stellen ihre Cydia mogeae konsequent selbst in die Synonymie von Pammene obscurana. Nur, was ist mit dem Weibchen? Nel & Varenne (2018) überraschen hier mit der Feststellung: "D'autre part, un réexamen de la femelle allotype montre qu'elle ne correspond pa à la femelle de Pammene obscurana ; dans la description originale, cette femelle avait été rapprochée de Cydia illutana (Herrich-Schäffer, 1851) et, dans ce nouveau contexte, l'étude et la comparaison de nouveau matériel établissent que les différences entre la femelle de C mogeae et celle de C. illutana restent dans le cadre de la variation individuelle." Männchen und Weibchen gehörten also zu zwei verschiedenen, aber jeweils längst beschriebenen, weit verbreiteten Arten: Pammene obscurana (Männchen) und Cydia illutana (Weibchen). Ich hoffe, dass die Autoren aus dieser Geschichte etwas gelernt haben und nicht weiter vorschnell Synonyme produzieren!
(Autor: Erwin Rennwald)
4.5. Literatur
- Burmann, K. (1953): Pammene tomiana Z. (Lepidoptera, Tortricidae). — Zeitschrift der Wiener Entomologischen Gesellschaft, 38: 333-339, pl. 20. [PDF auf zobodat.at]
- Hancock, E.F., Bland, K.P. & J. Razowski (2015): The moths and butterflies of Great Britain and Ireland. Volume 5 (Part 2). Tortricidae, Olethreutinae. - 377 S.; Leiden & Boston (Brill).
- Nel, J. & T. Varenne (2018): Note synonymique sur Cydia mogeae Varenne & Nel, 2014 (Lepidoptera, Tortricidae). — Revue de l'Association Roussillonnaise d'Entomologie 27 (1): 20.
- Obraztsov, N. (1951): Pammene (Hemerosia) tomiana (Z.) und andere ihr ähnliche Arten (Lepidoptera, Tortricidae). — Tijdschrift voor Entomologie, 94: 321—326. [PDF auf biodiversitylibrary.org]
- Erstbeschreibung: Stephens, J. F. (1834): Illustrations of British Entomology; or, a Synopsis of Indigenous Insects: Containing their Generic and Specific Distinctions; with an Account of their Metamorphoses, Times of Appearance, Localities, Food, and Economy, as Far as Practicable. Haustellata 4: 1-434 + pl. 33-41.
- Beschreibung als Cydia mogeae: Varenne, T. & J. Nel (2014): Quatre nouveaux microlépidoptères pour la France dont Coleophora cyrneogenistae sp. n., Digitivalva piozae sp. n., et Cydia mogeae sp. n. (Lepidoptera, Tineidae, Coleophoridae, Acrolepiidae, Tortricidae). — Revue de l'Association Roussillonnaise d'Entomologie 23 (1): 30-37.
- Stark, W. (2022): Neunachweise von Lepidoptera (Schmetterlinge) für Mitteleuropa, Österreich und Niederösterreich sowie Bestätigungen von seltenen und fraglichen Arten – Ergebnisse der Initiative „Leuchtturmprojekt Schmetterlinge Niederösterreich“. – Naturkundliche Mitteilungen aus den Landessammlungen Niederösterreich, 32: 5 - 20. [PDF auf zobodat.at]