Version 12 / 16 vom 10. Juli 2023 um 14:06:38 von Michel Kettner
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Falter
Raupe
Puppe
Ei
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Puppe

1.4. Ei

2. Diagnose

2.1. Ssp. tauricus (Reverdin, 1915)

2.1.1. Männchen
2.1.2. Weibchen

2.2. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Lamiaceae:] Stachys recta (Aufrechter Ziest) [zumindest in Mitteleuropa einzige Nahrungspflanze]
  • [Lamiaceae:] Stachys germanica ?? (Deutscher Ziest ??)
  • [Lamiaceae:] Stachys arvensis ?? (Acker-Ziest ??)
  • [Lamiaceae:] Sideritis hyssopifolia [= Sideritis scordioides] (Ysopblättriges Gliedkraut)
  • [Lamiaceae:] Sideritis hirsuta (Haar-Gliedkraut)
  • [Lamiaceae:] Sideritis sp. (Gliedkraut)

Einzige bisher gut dokumentierte Eiablage- und Raupennahrungspflanze scheint der Aufrechte Ziest zu sein. Die Beobachtungen dazu stammen aus der Südschweiz, Norditalien und den Pyrenäen.

Tolman & Lewington (1998) führen neben S. recta auch Stachys germanica (Deutscher Ziest) und Stachys arvensis (Acker-Ziest) an. Konkrete Freiland-Funde an jenen Pflanzen werden aber nicht genannt.

Angaben zu Sideritis sind plausibel. Wie groß ihre Rlle ist, ist aber unklar. So heißt es bei Bink (1992: 185): "Labiatae: Stachys recta en in Zuid-Europa vooral Sideritis scordioides. Lafranchis (2000: 99) formulierte: "Oeufs pondus séparémant sur le calice de Lamiacées (Stachys recta, Sideritis hirsuta, S. scordioides)." Bei Lafranchis et al. (2015: 62) heißt es dann konkreter dazu: "La femelle fécondée disperse une centaine d'oeufs isolément à l'exterieur ou dans les calices de l'Épiaire droite. Elle choissi parfois la Crapaudine hérissée en Provence et la Crapaudine faux-scordium dans les Pyrénées." Insgesamt scheinen die Gliedkraut-Arten doch eher nur eine Nebenrolle zu spielen.

Tshikolovets (2011) führt neben Stachys-Arten auch noch Lavatera thuringiaca [jetzt: Malva thuringiaca] an, und zwar auch noch als erste Pflanze: "Main host-plants: Lavatera thuringiaca, Stachys recta, S. germanica." Dies ist grob falsch: Malva thuringiaca ist bestenfalls als Fehlbestimmung zu werten, möglicherweise aber auch nur als Phantasieprodukt. Es gibt nicht den geringsten Hinweis, dass die Art auch an Malvaceae leben könnte. Der Namensgeber, Esper, hat die Raupe wohl nie gesehen und auch nicht behauptet, dass sie an Lavatera lebt (siehe Etymologie).

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„eine malvenartige Pflanze, irrtümlich für die Nahrung der Raupe gehalten.“

Spuler 1 (1908: 73R)

Bei der Beschreibung von Carcharodus alceae berichtet Esper ([1780-1786]) über zahlreiche eigene Raupen-, Ei- und Puppenfunde an Alcea rosea, weshalb er zur Benennung jener Art schreibt: "so nenne ich ihn von der gewöhnlichsten Futterpflanze, der alcea rosea unserer gemeinen Gartenmalve". Er unterschied jenen Falter von "P. malvae", stellte beim Vergleich aber fest, dass ihm selbst kein Raupenfund von Pyrgus malvae gelang, dass die damals existenten Raupenbeschreibungen von "P. malvae" aber exakt auf seine neue Art passten, es also keinen erkennbaren Unterschied gab [, was schlichtweg damit zusammenhing, dass die alten Raupenbeschreibungen in Wirklichkeit alle zu C. alceae gehörten]. Malva als Nahrung für die kleinste Art, Alcea als Nahrung für die größere - was lag da näher, bei der Beschreibung der dritten, noch größeren Art einfach ein noch größeres Malvengewächs als Namensgeber zu verwenden: "Ich habe für diese eigene Gattung einen Namen von den Malvengeschlechtern gewählt, wobei ich bereits drey ähnliche Species unterschieden. Die Lavathera, die Baummalve zeichnet sich durch den ahnsehnlichen Wuchs vor den übrigen aus; unser Falter ist eben auch der größte unter seinen verwandten Arten."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Unterarten

4.4. Taxonomie

Zhang et al. (2020) studierten die Art genetisch (mitochondriale und Kern-DNA) und kamen dabei zum Schluss, dass die Untergattung Reverdinus mit all ihren Arten aus der Gattung Carcharodus herausgelöst und als Untergattung zu Muschampia gestellt werden muss.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Faunistik

Die Art kam (kommt?) in Deutschland nur am Mittelrhein entlang in Hessen und Rheinland-Pfalz vor. Das von Albrecht (2014: Folie 26) kartographisch skizzierte Areal reichte vom Mainzer Sand bis Braubach. Im einzelnen nennt er in dieser Karte folgende Fundorte mit dem Jahr des jeweils letzten bekannten Nachweises, hier in flussabwärts führender Reihenfolge zitiert: Rechtsrheinisch „Mombacher Heide/Mainzer Sand: ca. 1900“, „Assmanshausen: 1932“, „Lorch: 1964“, „Dörscheider Heide: ca. 1985“, „Bornich: 1888“, „Loreley: 1968 (2004)?“, „St. Goarshausen: 1936“, „Kestert: 1985“, „Kamp-Bornhofen: 1941“ und „Braubach: 1963“. — Die Daten eines späteren Beleges aus Lorch bringt Baumann (2000): „20.6.1978 von Lorch, leg. G. Müller“.

Zur letzten Fundmeldung aus Deutschland 2004 äußert sich Albrecht (2014: Folie 32) kritisch: Die Einzelbeobachtung stamme nicht von einem Hesperiiden-Spezialisten, und es sei kein Beleg oder Foto vorhanden. Es sei die mit weitem Abstand letzte Meldung vom Mittelrhein. „Aber: Flugzeit und Beschreibung passen, Art ist kaum zu verwechseln. Trotzdem: Große Skeptis ist angebracht!“. Er zieht das Fazit: „Die Bestandssituation von C. lavatherae am Mittelrhein ist sehr kritisch (gemäß Literatur und Befragung diverser Kollegen). Vermutlich ist die Art bereits ausgestorben. Aber: Fehlende gezielte Suche ist auch eine (letzte) Chance!“

Armin Dahl präzisiert die Fundstelle von 2004 in einem [Forumsbeitrag]: „Der letzte Nachweis stammt vom Tunnelportal der Bahn direkt unter der Loreley, von 2004 (Günter Hahn).“ Es kann sich nur um das südliche Portal handeln, denn das nördliche ist von dichtem Wald umgeben.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.6. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Wir übernehmen hier die detailliert von Heppner (1981) recherchierten Publikationsjahre.

4.7. Literatur

4.8. Informationen auf anderen Websites (externe Links)