Version 28 / 31 vom 4. Januar 2023 um 9:04:29 von Annette von Scholley-Pfab
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Falter
Raupe
Fraßspuren und Befallsbild
Puppe
Männchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Fraßspuren und Befallsbild

Lödl et al. (2014: 202-203) bilden Minen aus dem Herbarium von Hering ab.

1.4. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Ericaceae:] Rhododendron tomentosum [= Ledum palustre] (Sumpf-Porst)
  • [Ericaceae:] Rhododendron ferrugineum (Rostblättrige Alpenrose)
  • [Myricaceae:] Myrica gale (Gagelstrauch)

Die sicher meistgenutzte Pflanze ist der Sumpf-Porst, der der Art auch zum wissenschaftlichen Namen verholfen hat. In Nordeuropa wird aber anscheinend immer wieder einmal auch der zu einer anderen Pflanzenfamilie gehörende Gagelstrauch mitgenutzt.

Huemer & Schmid (2021) melden aus dem Engadin eine stark isolierte Population, die ganz an die Rostrote Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) gebunden zu sein scheint.

Weidlich (2022) fand seine Raupen und Raupenspuren in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, West- und Nordwestpolen durchweg an der klassischen Nahrungspflanze, dem Sumpf-Porst. Er ordnet die Lebensräume ein: "Die Lebensräume bilden oligotrophe/mesotrophe Zwischenmoore oder auch Übergangs- und Schwingrasenmoore (FFH-LRT 7140) mit Übergängen zum Sumpfporst-Kiefernmoorwald (Ledo-Pinetum sylvestris) sowie Moorwälder (FFH-LRT 91D0*), hauptsächlich Kiefern-Moorwald (FFH-LRT *91D2). Letzterer ist vor allem in den Ausprägungen des Sumpfporst-Kiefern-Moorwald (081012), etwas seltener als Birken-Moorwald (FFH-LRT *91D1) und Trunkelbeer-Kiefern-Moorbirkenwald (081023) mit den Beständen von Sumpf-Porst, ausgebildet." Theoretisch handelt es sich also um europarechtlich bestens geschützte Lebensraumtypen. Die Praxis: "Trotzdem finden sich einige sehr wichtige Moore nicht im Schutzgebietssystem von Polen wieder, wie die bei Chosnitz, Drzewitz und Peterswalde." Und auch für Deutschland wird vermerkt: "Nach GAEDIKE et al. (1992: 123) und GERSTBERGER (1993: 79) wird Lyonetia ledi in Brandenburg als „Gefährdet“ (Kategorie 3) eingeschätzt. Ihre Gefährdung ist auch gegenwärtig als hoch einzustufen und sie dürfte künftig, trotz der mehreren bestätigten Fundorte und umfangreichen Neufunde, als „Stark Gefährdet“ (Kategorie 2) charakterisiert werden. Dies betrifft unmittelbar die landesweite Gefährdung der geschützten Lebensräume nach deutschem Recht (Bundesnaturschutzgesetz und Landesnaturschutzgesetz). Der Verfasser ist bereits auf die Gefährdung der Moore und Moorwälder durch regionale Grundwasserabsenkungen bzw. Entwässerungen vor allem in Ostbrandenburg eingegangen (vergl. WEIDLICH 2020). Im Postluch des NSG „Löcknitztal“ ist die Art bereits ausgestorben."

4. Weitere Informationen

4.1. Faunistik

Die Art wurde aus der Umgebung von Misdroy auf der Insel Wollin [Polen, Woiwodschaft Westpommern, Insel Wolin, Ostseebad Międzyzdroje] beschrieben.

Die Erholungs-Urlaube von Entomologen sahen auch 1859 nicht viel anders aus als heute. Und wenn sie darüber berichten, dann gibt es eine Artenliste und – gar nicht mal so selten - auch gleich noch die ein oder andere Erstbeschreibung dazu. Hier konkret: Wocke (1859: 100) machte „Mittheilungen über die von ihm während eines vierwöchigen Aufenthaltes im Spätsommer d.J. im Seebade Misdroy auf der Insel Wollin beobachteten Falter“. Die neue Art war dann "Lyonetia Ledi n. sp." Fundstelle: "Auf einem dicht mit Ledum palustre bewachsenen Torfbruch" und dann der Hinweis: "Um Misdroy war sie unsäglich gemein, indem ich an manchem Ledum-Busch gegen 50 Minen zählte." [und wie war das mit der Erholung? Dem [Nachruf von R. Dittrich] kann man entnehmen: Dr. med. Maximilian Ferdinand Wocke war damals knapp 39 Jahre alt, aber schon von Kindheit an mit schwachen Atmungsorganen belastet und daher oft krank; als Arzt dann auch noch mit Cholera-Jahren konfrontiert, war er trotz seines noch jungen Alters schlichtweg so fertig, dass er seinen Beruf Ende der 1850er Jahre aufgeben musste. Die Beschäftigung mit den Insekten scheint ihm besser gut getan zu haben: trotz mehrerer schwerer Lungenentzündungen wurde er fast 86 Jahre alt und war bis zuletzt rüstig.]

Weidlich (2022) meldet als Ergebnis einer Fleißarbeit "Neue Funde von Lyonetia ledi WOCKE, 1859 in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, West- und Nordwestpolen". Dabei wird bestätigt, dass die Art in Teilen Brandenburgs noch in den meisten passenden Lebensräumen vorkommt und damit weit verbreitet ist (19 MTB mit Nachweisen nach 2000). Aus Mecklenburg-Vorpommern gibt es nur 3 aktuelle MTB-Nachweise, 2 davon ganz im Osten. Aus Polen gibt es vor allem aktuelle Nachweise aus Pommern (Pomorskie).

Huemer & Schmid (2021) überraschen mit dem Nachweis einer Population in den Alpen der Schweiz (Graubünden: Engadin); diese ist nicht nur mehrere hundert Kilometer von den bekannten weiteren Vorkommen der Art entfernt, sondern besiedelt auch noch eine andere Nahrungspflanze (Rhododendron ferrugineum).

(Autor: Erwin Rennwald)

4.2. Literatur