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Falter
Männchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

Hinweis: Ein [Falter + Genitalpräparat] wurde am zum 14. Juli 2022 zu Lobesia occidentis verschoben [Bestimmungskorrektur]

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen

Hinweis: Ein [Falter + Genitalpräparat] wurde am zum 14. Juli 2022 zu Lobesia occidentis verschoben [Bestimmungskorrektur]

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Euphorbiaceae:] Euphorbia palustris (Sumpf-Wolfsmilch)
  • [Euphorbiaceae:] Euphorbia cyparissias ?? (Zypressen-Wolfsmilch ??)
  • [Euphorbiaceae:] Euphorbia amygdaloides ?? (Mandel-Wolfsmilch ??)

Freyer ([1840]: 47-48) nannte sein Tier unbekannter Herkunft "Tortrix (Sericoris) euphorbiana" - offensichtlich hatte er also einen Bezug zu einer Wolfsmilch-Art erkannt - zu welcher verriet er nicht. Kannt er bereits die Raupe ? In seiner Beschreibung ist nichts davon zu finden.

Die alte Angabe von Gartner (1865: 140) aus Brünn [heute Brno in Tschechien] lautete: „106. Euphorbiana Zell. B. IV. p. 225. Falter in doppelter Generation, im April und Mai, dann im Juli, im Schreibwalde. Die Raupe fand ich vom Mai an, dann im Juli und September, sehr häufig, in einem Holzschlage des Schreibwaldes. Sie lebt da in den Hüllblättern von Euphorbia amygdaloides, welche sie flach zusammenspinnt und ihnen eine geneigte Lage gibt, wodurch die Anwesenheit der Raupe sich unverkennbar anmeldet. Zur Verpuppung geht sie in die Erde, wo sie sich mit einem, mit Erdkörnern überworfenen runden Gespinnste umgibt.“ Es spricht einiges dafür, dass Gartner hier die Raupe von Lobesiodes occidentis vor sich hatte.

Die Angaben aus dem Süden Englands gehören sicher alle zu L. occidentis - als Raupennahrung werden dort Euphorbia amygdaloides und Euphorbia paralias genannt.

Disqué (1905: 231) schrieb zu "Polychrosis euphorbiana" aus Speyer in Rheinland-Pfalz: "Als Seltenheit für hier fand ich am 4.9.04 auf dem Rheindamm in der Nähe des Kugelfanges an Euphorbia cyparissias 4 erwachsene R., wovon sich 3 im Dez. entwickelten. Aus Oesterreich erhielt ich die R. im Juni von Euphorbia amygdalina, die im Juli den Falter lieferten, sie ist dunkelgrün mit feinen schwarzen Punkten. Kopf hellgelb, bei einzelnen Stücken fast ganz schwarz. Nackenschild schwarz. Afterschild grünlich oder schwärzlich." - Zumindest die Angabe aus Speyer - wahrscheinlich auch die aus Österreich, dürfte sich auf L. occidentis beziehen. Die Angabe aus Speyer könnte dabei auch Euphorbia esula betreffen.

Einzige gesicherte Raupennahrungspflanze von L. euphorbiana scheint im Moment Euphorbia palustris zu sein - an dieser Pflanze lebt auch die kleine Kolonie im Norden der Niederlande (Kop van Overijssel). Und aus Brandenburg gab es nach Schütze (1931) Angaben von Sorhagen (1886) an dieser Pflanze, wobei dort unklar ist, ob sie tatsächlich L. euphorbiana betreffen.

Doch in den höheren Lagen muss L. euphorbiana noch andere Euphorbia-Arten nutzen - insgesamt sind hier aber noch viele Fragen ungeklärt.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

  • Sericoris euphorbiana Freyer, [1840] [Originalkombination gemäß Opinion 134 ICZN]
  • Lobesia euphorbiana (Freyer, 1842) [vielfach übliche Kombination]

4.2. Taxonomie

Razowski (2001: 59-60) und [tortricid.net] verwenden für die bisher meist als Lobesia euphorbiana bezeichnete Art die Kombination mit dem Gattungsnamen Lobesiodes. Gaedike et al. (2017) folgen ihm hierin. Andere sehen in Lobesiodes nur eine Untergattung von Lobesia; sicher ist nur, dass L. euphorbiana und L. occidentis in die gleiche Gattung oder Untergattung gehören. Wir akzeptieren hier die Führung von Lobesiodes als Gattung, ohne voll davon überzeugt zu sein.

4.3. Faunistik

Zunächst: Die Formulierung von Razowski (2001: 60) - "Im gesamten Mitteleuropa verbreitet; nicht selten" - ist mit Sicherheit falsch!

Gaedike & Heinicke (1999) behandelten L. euphorbiana als: „Art, die bei Karsholt & Razowski (1996) für Deutschland angegeben wurde, die aber durch keinen der Bearbeiter oder Mitarbeiter belegt werden konnte. Es wird davon ausgegangen, daß es sich hierbei um irrtümliche Angaben handelt.“ Im "Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands" von Gaedike et al. (2017) ist die Art für Brandenburg aber doch wieder drin, für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz diesmal mit Fragezeichen. Die detaillierte Auflistung und Diskussion der Uralt-Fundmeldungen im zugehörigen Kommentar von R. Gaedike lässt dann aber für alle Angaben erhebliche Zweifel aufkommen. In vielen Fällen ist Verwechslung mit der damals noch unbekannten Lobesia occidentis zu vermuten. Im Schlusssatz heißt es: "Ohne Überprüfung sind die Angaben nicht verwertbar (Hausenblas)." Die Meldung aus Rheinland-Pfalz geht auf Disqué (1905: 231) zurück: "Polychrosis euphorbiana" aus Speyer in Rheinland-Pfalz: "Als Seltenheit für hier fand ich am 4.9.04 auf dem Rheindamm in der Nähe des Kugelfanges an Euphorbia cyparissias 4 erwachsene R., wovon sich 3 im Dez. entwickelten." - es ist wahrscheinlich, dass es sich um die damals noch unbeschriebene L. occidentis handelte. Gleiches dürfte für Baden-Württemberg gelten. Besondere Beachtung verdienen die alten Meldungen zu L. euphorbiana aus Brandenburg, da Sorhagen (1886) die Art dort an Euphorbia palustris gemeldet hat. Die Originalarbeiten von Sorhagen (1886) und Amsel (1930-1931) konnte ich leider noch nicht einsehen. Gaedike et al. (2017) akzeptieren L. occidentis von vor 1901 für Brandenburg, L. euphorbiana nur mit Fragezeichen - gut möglich, dass es dort beide Arten gab.

Die Angaben zu L. euphorbiana aus England betreffen nach Hancock et al. (2015: 20) alle L. occidentis. Damit wird es wahrscheinlich, dass auch die einzige alte, bei https://oreina.org/artemisiae/ zu findende Angabe aus Frankreich zu "Eudemis euphorbiana" dorthin gehört. Sie stammt aus den Dünen von Dunkerque (Département Nord), das Folkstone in England direkt gegenüberliegt. In Dunkerque wurde sie aus der Periode 1870-1900 von Paux (1901: 652) mit konkreter Fundstelle direkt am Strand gemeldet: "Assez rare ; dunes de Malo-les-Bains ; en mai et septembre ; commun à Folkestone. La chenille vit en mai et juillet sur l'Euphorbe (Euphorbia paralias)." Ob sich seine Angabe zur Raupe auf Folkstone in England oder auch auf die Dünen bei Dunkerque in Frankreich bezieht, bleibt unklar.

Aus dem an das Département Nord angrenzenden Belgien gibt es keine Angabe zum Artkomplex. Aus den Niederlanden findet sich bei [microvlinders.nl (abgefragt 18. Mai 2023)] die Meldung: "Een zeer zeldzame soort die uitsluitend bekend is van oude waarnemingen uit Utrecht en later gevonden in de Kop van Overijssel, waar de soort nog steeds uiterst lokaal voorkomt." [Eine sehr seltene Art, die nur von alten Sichtungen aus Utrecht bekannt ist und später im Kop van Overijssel gefunden wurde, wo sie noch sehr lokal vorkommt.] Die Raupe lebt dort an Euphorbia palustris - was als Hinweis darauf verstanden werden muss, dass es sich tatsächlich um L. euphorbiana handelt, die hier ihren westlichsten Vorposten erreicht.

In Österreich findet sich im Katalog von Huemer (2013: 109) nur L. occidentis. Horst Pichler hatte L. euphorbiana 2018 im Lepiforum aus der Steiermark gemeldet, was aber später zu L. occidentis korrigiert werden musste. Erst Stark (2020: 25-26) konnte zu L. euphorbiana melden: "Nachweis: Niederösterreich: Wildnisgebiet Dürrenstein, Edelwiesalm, E15°03‘ N47°45‘, 22.VI.2016, Lat. 1370 m, leg. W. Stark, 2 Ex, Barcode BC_LSNOE_Lep_00650 und BC_LSNOE_Lep_01358 (Abb. 19). Neu für Österreich." Ist die Art im Südosten Mitteleuropas auf die Hochlagen begrenzt?

Laštůvka, Z. & J. Liška (2011) akzeptieren L. euphorbiana aus Tschechien, gehen aber nicht auf L. occidentis ein. Bei der sehr alten Angabe aus Brünn (jetzt Brno) spricht aber vieles für L. occidentis. Die alte Angabe von Gartner (1865: 140) lautet: „106. Euphorbiana Zell. B. IV. p. 225. Falter in doppelter Generation, im April und Mai, dann im Juli, im Schreibwalde. Die Raupe fand ich vom Mai an, dann im Juli und September, sehr häufig, in einem Holzschlage des Schreibwaldes.“

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Wir folgen den Ausführungen von Olivier (2000).

4.5. Literatur

  • Amsel, H.G. (1930-1931): Die Mikrolepidopterenfauna der Mark Brandenburg nach dem heutigen Stande unserer Kenntnisse. - Deutsche Entomologische Zeitschrift, Iris, 44: 83-132, 45: 147-201. [Sekundärzitat]
  • Disqué, H. (1905): Die Tortriciden-Raupen der Pfalz. — Deutsche Entomologische Zeitschrift "Iris" 17: 209-256. [PDF auf zobodat.at]
  • Erstbeschreibung: Freyer, C. F. [1839-1842] („1842“): Neuere Beiträge zur Schmetterlingskunde mit Abbildungen nach der Natur 4: 1-167, pl. 289-384. Augsburg (beim Verfasser).
  • Gaedike, R., Nuss, M., Steiner, A. & R. Trusch (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. — Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 21: 1-362.
  • Gartner, A. (1865): Die Geometrinen und Mikrolepidopteren des Brünner Faunen-Gebietes. — Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn, 4: 48-270. [PDF auf zobodat.at]
  • Hancock, E.F., Bland, K.P. & J. Razowski (2015): The moths and butterflies of Great Britain and Ireland. Volume 5 (Part 2). Tortricidae, Olethreutinae. - 377 S.; Leiden & Boston (Brill).
  • Hemming, F. (ed.) (1939): Opinion 134. On the method to be adopted in interpreting the Generic Names assigned by Freyer to species described in his Neuere Beiträge zur Schmetterlingskunde, 1833–1858. — Opinions and Declarations rendered by the International Commission on Zoological Nomenclature 2, Section A: 1-6. London.
  • Laštůvka, Z. & J. Liška (2011): Komentovaný seznam motýlů České republiky. Annotated checklist of moths and butterflies of the Czech Republic (Insecta: Lepidoptera): 1-146. Brno (Biocont Laboratory spol. s.r.o.). [PDF auf researchgate.net]
  • Olivier, A. (2000): Christian Friedrich Freyer's „Neuere Beiträge zur Schmetterlingskunde mit Abbildungen nach der Natur“: an analysis, with new data on its publication dates (Insecta, Lepidoptera). — Beiträge zur Entomologie 50 (2): 407-486. Berlin (Wiley-VCH) [PDF auf zobodat.at].
  • Paux, P. (1901): Les Lépidoptères du département du Nord. — Bulletin scientifique de la France et de la Belgique, 35: 453-716. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
  • Razowski, J. (2001): Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. Bestimmung - Verbreitung - Flugstandort - Lebensweise der Raupen. — 319 S.; Bratislava.
  • [SCHÜTZE (1931): 132]
  • Sorhagen, L. (1886): Die Kleinschmetterlinge der Mark Brandenburg und einiger angrenzender Landschaften. Mit besonderer Berücksichtigung der Berliner Arten. - I-X, 1-367, Corrigenda; Berlin (R. Friedländer & Sohn). [Sekundärzitat]
  • Stark, W. (2020): Neunachweise von Lepidoptera (Schmetterlinge) für Österreich und Niederösterreich – Motivation zur Initiative „Leuchtturmprojekt Schmetterlinge Niederösterreich“ – Naturkundliche Mitteilungen aus den Landessammlungen Niederösterreich – 29: 19-28. [PDF auf zobodat.at]