Hannemann, H.-J. (1961): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise. Begründet von F. Dahl. Teil 48, Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera I: Die Wickler (s. str.) (Tortricidae). – 233 S. + 22 SW-Tafeln; Jena (Gustav Fischer Verlag).

Hannemann, H.-J. (1964): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise. Begründet von F. Dahl. Teil 50, Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera II: Die Wickler (s. l.) (Cochylidae und Carposinidae): Die Zünslerartigen (Pyraloidea). – 296 S. + 22 SW-Tafeln; Jena (Gustav Fischer Verlag).

Hannemann, H.-J. (1977): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise. Begründet von F. Dahl. Teil 63, Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera III: Federmotten (Pterophoridae), Gespinstmotten (Yponomeutidae), Echte Motten (Tineidae). – 176 S. + 17 SW-Tafeln; Jena (Gustav Fischer Verlag).

Hannemann, H.-J. (1995): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise. Begründet von F. Dahl. Teil 69, Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera IV: Flachleibmotten (Depressariidae). – 192 S., Farbtafeln; Jena & Stuttgart (Gustav Fischer Verlag).

Hannemann, H.-J. (1997): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise. Begründet von F. Dahl. Teil 70, Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera V: Oecophoridae, Chimabachidae, Carcinidae, Ethmiidae, Stathmopodidae. – 164 S., 5 Farbtafeln; Jena & Stuttgart (Gustav Fischer Verlag).

Besprechung von René Ressler

Der Autor Hans-Jürgen Hannemann ist emeritierter Professor für Zoologie an der Humboldtuniversität Berlin, Mit-Herausgeber des 3bändigen Werkes „Stresemann – Exkursionsfauna von Deutschland“ und langjähriger Mitarbeiter am Museum für Naturkunde Berlin (zeitweise Leiter des Zoologischen Museums). Trotz dieser ausgezeichneten Referenzen, die ihn als „Vollblutwissenschaftler“ und Profi auszeichnen, ist der Vorwurf eines Museumsentomologen nicht ganz von der Hand zu weisen.

Die Reihe „Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera“ (bisher sind 5 Bände erschienen) ist Teil des von Friedrich Dahl 1925 begründeten Werkes „Die Tierwelt Deutschlands“. Die Zielsetzung ist die Erfassung und Darstellung aller in Deutschland vorkommender Tiere. Ein Unterfangen, das gerade in Zeiten der Teilung Deutschlands (Microlepidoptera I-III fallen in diese Zeit) nicht ganz einfach gewesen sein dürfte.

Wenngleich die neuen Bände IV & V in Artenzahl (verglichen mit Gaedike & Heinicke (1999)) vollständig sind, ergeben sich gerade bei älteren Bänden größere Lücken. So sind die in Band III beschriebenen Federmotten und Echte Motten noch recht vollständig, aber bei den Gespinstmotten ergeben sich große Lücken. Dies dürfte jedoch auch der Revision dieser Gruppe (Familien-Aufsplitterung und -Zusammenführung) sowie der Teilung Deutschlands und dem damit verbundenen fehlenden Austausch der Wissenschaftler geschuldet sein.

Aufgebaut sind alle Bände nach dem gleichen Schema. Sie beginnen mit einer guten Einleitung der jeweiligen Familie (Morphologie, Systematik, Artenschutz – nur Bände IV und V – und Ökologie). Es folgt ein spezieller Teil, der für jede Familie einen Gattungsschlüssel und innerhalb der Gattung einen Artschlüssel beinhaltet. Wie bei vielen anderen Kleinschmetterlingsfamilien ließ sich jedoch der Rückgriff auf die Genitalpräparation nicht vermeiden. Im Gegenteil überwiegen diese Rückgriffe sogar. Zu jeder Gattung und zu jeder Art sind Autor und Beschreibungsjahr sowie der Aufbewahrungsort des Typenmaterials und auch die Literaturquelle, in der die Art beschrieben wurde, mit angegeben. Es folgt eine sehr ausführliche Beschreibung der Morphologie der Imagines mitsamt den Genitalarmaturen. Diese sind in Federzeichnungen (z. T. etwas schematisiert) dargestellt. Die Angaben zur Verbreitung und Ökologie sind erwartungsgemäß knapp gehalten (Museumsentomologie).

Jede Art ist auf einer Tafel in ein bis zwei Exemplaren, die hauptsächlich aus dem Museum für Naturkunde Berlin stammen, abgebildet. In den Bänden I-III in schwarz-weiß und in den Bänden IV-V in Farbe. In letzteren Bänden ist zu jeder Art zusätzlich eine Verbreitungskarte (Europa) abgebildet (Strichverbreitungskarte). Band IV zeigt alle Tiere (Körper und rechte Flügel) in einer schwarz-weißen Vergrößerung. Wenngleich die Vergrößerung sinnvoll ist, so wirkt der schwarze Hintergrund störend und der Wert dieser Abb. erscheint fraglich. Farbe und heller Hintergrund wären hier sicher angebrachter gewesen.

Insgesamt können die Bände nicht ganz überzeugen. Gerade der für einen dünnen Softcover-Band recht hohe Preis und die Tatsache, dass sich die Einzelhefte der Tierwelt Deutschlands (bis zum Teil 63 kann ich es bestätigen) in Lose-Blatt-Sammlungen verwandeln und ein Nachbinden unumgänglich machen, drücken die Stimmung beim Benutzen der Bücher. Ansonsten sind die Bände für sammelnde Entomologen gut geeignet. Für jene kann vor allem die Anschaffung der letzten Teile IV und V empfohlen werden. Die Teile I-III sind vergriffen und wenn, dann nur noch antiquarisch zu erhalten.

Für Anfänger ist das Werk wegen seiner schwierigen Schlüssel und der notwendigen Kenntnisse zur Genitalpräparation nur bedingt geeignet.

Wer umfangreichere Informationen zu den Gruppen benötigt, sollte besser auf Werke wie „Microlepidoptera of Europe“ oder „Microlepidoptera Palearctica“ zurückgreifen, die natürlich ihren Preis haben.