1. Lebendfotos
1.1. Männchen
1.2. Weibchen
1.3. Gynander
1.4. Überwinternde Falter
1.5. Balz
1.6. Kopula
1.7. Eiablage
1.8. Ausgewachsene Raupe
1.9. Jüngere Raupenstadien
1.10. Fraßspuren und Befallsbild
1.11. Puppe
1.12. Ei
2. Diagnose
2.1. Falter
Das ♂ von Gonepteryx rhamni ist mit seiner zitronengelben Farbe und dem charakteristischen Flügelschnitt (je ein Zacken am Apex und in der Mitte des Hinterflügelsaums) in Mitteleuropa unverwechselbar. Das hellere, meist etwas grünlich wirkende ♀ kann bei oberflächlicher Betrachtung mit Weißlingen der Gattung Pieris verwechselt werden, doch ist es bei Beachtung des beschriebenen Flügelschnitts genauso sicher wie das ♂ ansprechbar.
Im Mittelmeerraum tritt auch noch G. cleopatra auf. Dessen ♂ fällt durch einen sehr großen orangeroten Fleck auf der Vorderflügel-Oberseite sofort auf. Das ♀ ist „unserem“ Zitronenfalter sehr ähnlich. Die Färbung ist etwas heller weiß, nicht grünlich und seine Hinterflügel sind etwas dunkler als die Vorderflügel. Eine besondere Schwierigkeit sind gelbe ♀ ♀ von G. cleopatra, wie sie vor allem in Griechenland, vereinzelt aber auch anderswo im Mittelmeerraum auftreten.
Noch ähnlicher sind beide Geschlechter von G. farinosa, der von Griechenland an ostwärts verbreitet ist. Diese Art kann vom Laien kaum sicher unterschieden werden, bereitet auch dem Spezialisten oft große Probleme.
Ein weiteres Problem sind klinale Übergänge innerhalb der Spezies G. rhamni. So haben griechische und türkische Tiere einen anderen Flügelschnitt. Ihr Vorderflügel-Außenrand ist stärker eingebuchtet, die Spitze des Apex weiter ausgezogen. Diese regionalen Unterschiede erschweren die Zuordnung einzelner Tiere, speziell im südöstlichen Mittelmeerraum, zusätzlich.
2.2. Ähnliche Arten
2.3. Genitalien
2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen
2.4. Erstbeschreibung
2.5. Beschreibung von John Curtis
3. Biologie
3.1. Lebensweise
Der Zitronenfalter ist in erster Linie ein Bewohner des Waldes und gebüschreichen Geländes. Im Gebirge steigt er etwa bis zur Baumgrenze. Falter die noch höher angetroffen werden sind sehr wahrscheinlich aus heißen Tieflagen zugewanderte Tiere, die im Gebirge übersommern.
Seine Raupe frisst im Frühjahr und Frühsommer an Faulbaum (Frangula alnus) und Kreuzdorn (Rhamnus-spp.). Die Art bildet ganz überwiegend nur eine Generation aus. Diese schlüpft in Mitteleuropa im Juni oder Juli, in sehr kalten Lagen auch später. Vor allem in warmen Gegenden zieht sich der Falter sehr frühzeitig im Sommer in ein Versteck zurück. Dieses verlassen manche Falter im Herbst noch einmal und täuschen so eine 2. Generation vor. In den Alpen und im dealpinen Raum wurde aber auch schon eine partielle echte 2. Gen. nachgewiesen, die von Ende August bis Oktober fliegt.
Die meisten Falter bleiben aber bis zum nächsten Jahr im Versteck, das viele bereits an milden Februartagen wieder verlassen. Andererseits fliegen speziell in kühleren Gegenden viele Überwinterer bis Juni oder gar Juli; sie leben als Falter demnach fast ein ganzes Jahr lang. Der Zitronenfalter überwintert nicht in menschlichen Behausungen. Er bevorzugt Bäume und Gebüsch, dichtes Brombeergestrüpp oder Heidekraut. Hier sitzt er recht offen und kann von aufmerksamen Beobachtern dann auch im Winter entdeckt werden.
(Autor: Jürgen Hensle)
3.2. Habitat
3.2.1. Raupennahrungpflanzen
3.2.2. Nahrung der Raupe
- [Rhamnaceae:] Frangula alnus [= Rhamnus frangula] (Faulbaum)
- [Rhamnaceae:] Rhamnus cathartica (Echter Kreuzdorn)
- [Betulaceae:] Alnus glutinosa ?? (Schwarz-Erle ??)
Die Eiablage und Raupen wurden tausendfach an Faulbaum und Kreuzdorn beobachtet. Dies sind also mit Sicherheit die wichtigsten, wenn nicht einzigen Raupennahrungspflanzen. Hürter & Kinkler (1990) waren daher sehr überrascht, als sie am 9.April 1989 im Mittelrheingebiet ein Zitronenfalter-Weibchen bei der Ablage mehrerer Eier an Knospen einer noch strauchartig wachsenden Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) beobachteten. Aus den Eiern schlüpfte keine Raupe. Die Autoren machten sich auf die Literatursuche und fanden noch diverse Hinweise auf Pflanzen aus anderen Familien - wirklich zuverlässig ist allerdings keiner davon.
Metschl in Metschl & Sälzl (1923) meldete: "... Am Südhang des Keilstein sah ich einmal, wie ein Gon. rhamni ♀ die Eier auf Corylus avellana [Haselnuß] ablegte."
Lederer (1941) meldete ebenfalls zwei seltsame Eiablage-Beobachtungen, ohne dass daraus eine erfolgreiche Raupenzucht erfolgt ist: " ... beobachtete ich die Ablage eines Eies an einen Eichenbusch ... sah ich ein Weibchen, das an Edelkastanie (Castanea vesca) ablegte." Vorher wurde über eigene Funde von vielen Hundert Raupen und noch mehr Eiern an den beiden klassischen Eiablagepflanzen berichtet.
Solche fehlgeleiteten Eiablagen scheinen also ab und zu vorzukommen, daraus auf Nahrungspflanzen der Raupe zu schließen ist aber sicher nicht gerechtfertigt!
Doch die beiden Autoren fanden auch Meldungen zu (angeblichen) Raupenfunden:
Halbwegs konkret heißt es bei Bergmann (1952): " .... Bei Erfurt wurde sie [die Raupe] auch selten auf Traubenkirsche (Prunus padus) und Liguster (Ligustrum vulgare) beobachtet (Posse) ...". Hier gehe ich bis zum Beweis des Gegenteils von einem Phantasieprodukt aus.
Und dann gibt es da noch die Meldung von Slevogt (1910) in seiner Arbeit diese Arbeit mit Titel "Die Grossfalter Kurlands, Livlands, Estlands und Ostpreussens mit besonderer Berücksichtigung ihrer Biologie und Verbreitung" - und mit der sind wir wieder bei der Schwarzerle: "... Raupe lebt hier im Mai an Schwarzerle und ist in manchen Jahren recht häufig ...". Ich stehe dieser Meldung sehr, sehr skeptisch gegenüber, aber sie scheint ja nicht auf einer Einzelbeobachtung zu beruhen - da der Autor eigentlich sonst recht wenige Angaben zu Raupen macht und dann auch bei Boloria selene mit einer ähnlichen Festigkeit behauptet: "Die Raupe findet man bei uns an verschiedenen Vaccinien-Arten, bereits um die Zeit, wenn sie eben zu grünen anfangen" - gibt es noch einen Grund, hier besonders skeptisch zu sein. Genauer hinschauen darf man im Gelände und in der Zucht aber durchaus einmal.
(Autor: Erwin Rennwald)
3.3. Prädatoren
3.4. Parasitoide
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
Der Gattungsname ist eigentlich ein Schreibfehler: Er sollte "Gonopteryx" heißen, Gonepteryx ist sprachlich falsch. Gonos = Knie, Pteron = Flügel = Der Falter mit dem Knie-Flügel (gemeint ist wohl der geknickte Apex). Richtig wäre demnach Gonopteryx. Tatsächlich findet man in der uralten Literatur den Gattungungsnamen Gonopteryx (1886), Goniopteryx (1853) oder Gonoptera (1820).
(Autor: Heiner Ziegler [Forum])
„Rhamnus, Kreuzdorn.“
4.2. Andere Kombinationen
- Papilio rhamni Linnaeus, 1758 [Originalkombination]
4.3. Verbreitung
Der Zitronenfalter ist von Irland und Marokko bis in die Mongolei verbreitet. In Europa fehlt er lediglich im Norden, von Schottland bis Nordrussland sowie auf vielen griechischen Inseln.
4.4. Literatur
- Bergmann, A. (1952): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands. Unter besonderer Berücksichtigung der Formenbildung, der Vegetation und der Lebensgemeinschaften in Thüringen sowie der Verflechtung mit der Fauna Europas. Bd. 2. Tagfalter: XII + 495 S. mit 407 Abb. und 61 Tafeln und 2 Farbtafeln. Jena (Urania-Verlag).
- Curtis, J. (1823-1840): British Entomology; Being Illustrations and Descriptions of the Genera of Insects Found in Great Britain and Ireland: Containing Coloured Figures from Nature of the Most Rare and Beautiful Species, and in Many Instances of the Plants upon which they are Found. Vol V. Lepidoptera, Part I. — [Not paginated]. London (E. Ellis & Co.).
- ten Hagen, W. (1998): Tagfalterbeobachtungen in Syrien und Jordanien (3. Beitrag) (Lepidoptera: Hesperioidea, Papilionoidea). — Nachrichten des entomologischen Vereins Apollo, Neue Folge 19 (3/4): 247-268. [PDF auf zobodat.at]
- Lederer, G. (1941): Die Naturgeschichte der Tagfalter unter besonderer Berücksichtigung der palaearktischen Arten Teil II. - 354 S; Stuttgart (Kernen Verlag).
- Erstbeschreibung: Linnaeus, C. (1758): Systema naturae per regna tria naturae, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. Tomus I. Editio decima, reformata. 1-824. Holmiae (Laurentius Salvius).
- Metschl, C. (1923): Erste Abteilung: Tagfalter: In: Metschl, C. & M. Sälzl (1923): Die Schmetterlinge der Regensburger Umgebung unter Berücksichtigung früherer Arbeiten, insbesondere der „Lepidopteren-Fauna der Regensburger Umgegend mit Kelheim und Wörth“ von Anton Schmid. I. Teil. Großschmetierlinge. — 16. Bericht Naturwiss. Ver. Regensburg für die Jahre 1918-1923: 1-97. Regensburg.
- Schweizerischer Bund Für Naturschutz [Hrsg.] (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. — XI + 516 S. (hier 145-146), Egg/ZH (Fotorotar AG).
- Slevogt, B. (1910): Die Grossfalter (Macrolepidoptera) Kurlands, Livlands, Estlands und Ostpreussens mit besonderer Berücksichtigung ihrer Biologie und Verbreitung. — Arbeiten des Naturforscher-Vereins zu Riga, Neue Folge 12: 1-235. [zum PDF auf dspace.ut.ee]