Artberechtigung und Vorkommen in Europa unklar!
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Erstbeschreibung
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Weitere Informationen

3.1. Andere Kombinationen

  • Larentia purpurariarum Rebel, 1917 [Originalkombination]

3.2. Abweichende Schreibweisen

  • Disclisioprocta purpurarium (Rebel, 1917) [So in der Fauna Europaea und fast durchgehend in Internetquellen, bis 13. April 2020 auch hier]

3.3. Etymologie (Namenserklärung)

Rebel (1917: 14) erläutert seine Namenswahl nach dem Typenfundort: "Madeira im Altertum unter den "Insulae purpurariae" bei Plinius".

3.4. Taxonomie und Faunistik

Obwohl die Art von Madeira beschrieben wurde, ist ein Vorkommen hier oder sonstwo in Europa i.w.S. sehr zweifelhaft. Entweder es gab eine passive oder aktive Verschleppung nach Madeira, oder aber auch dieses Tier ist falsch etikettiert. Falls es sich um verschleppte Tiere von Afrika oder Amerika handeln würde, sollten sie wahrscheinlich auf die Namen D. natalata oder D. stellata hören, denn "D. purpurariarum" wurde von nirgends sonst in der Welt gemeldet. Es könnte sich also um eine Phantom-Art handeln.

Rebel (1917) bemerkt zu den ihm vorliegenden beiden Faltern: „Die Typen bilden ein im Hofmuseum befindliches Pärchen, von welchem das ♂ mit Sicherheit auf Madeira während des dortigen Aufenthaltes der Novara-Expedition (8.-17. Juni 1857) erbeutet wurde. Das ohne Zweifel zur selben Art gehörige ♀ trug die irrtümliche Bestimmung «bistrigata Tr.» und daher den gewiß willkürlich dazu gemachten Fundort «Sardinien, Dahl.». Präparation und Nadelbeschaffenheit beim ♂ stimmen vollständig mit jenen des ♀ überein, so daß auch beim ♀ kaum ein Zweifel über die madeirische Herkunft bestehen kann.“

Die Art fehlt in den Checklisten von Hausmann & Viidalepp (2012: 688 ff.) und Müller et al. (2019: 795 ff.), so dass zunächst unklar bleibt, ob die Meldung übersehen oder angezweifelt wurde. Letzteres ist hier zwingend zu unterstellen, denn Hausmann & Viidalepp (2012: 14) schreiben in ihrem Mitarbeiter-Dank zu Ole Karsholt: "[...] Provision of data and literature for the Fauna of Macaronesia."

Und genau Aguiar & Karsholt (2006: 92) waren es, die das Vorkommen der Art im Gebiet generell in Frage stellten: "D. purpurariarum (Rebel) was described from two specimens in the NHMV: one male labelled as having been collected in Madeira by the Novara Expedition in June 1857, and one female labelled "Sardinia, Dahl". In his discussion following the description Rebel argued that the "Sardinia" specimen was mislabelled and had been together with the male specimen from Madeira.

Apart from purpurariarum the genus Disclisioprocta Wallengren, 1861 contains only two, closely related species, viz natalata Walker, 1862 from Africa and stellata (Guenée, 1858), occuring in the New World [...] the late N.L. Wolff compared type material of these three taxa, but was unable to decide whether they belong to one, two or three species (pers. comm. to O. Karsholt) [...]

Since no additional specimens of purpurariarum have turned up in Madeira we find it likely in the light of the mislabelled specimen from Sardinia, that both specimens were mislabelled, having been collected by the Novara Expedition either in Africa or in America."

Während Disclisioprocta stellata in Teilen Nordamerikas weit verbreitet zu sein scheint (siehe z.B. [http://mothphotographersgroup.msstate.edu/species.php?hodges=7417] ), ist über die afrikanische D. natalata weit weniger bekannt. Hausmann (2009) schreibt zu seinen untersuchten Tieren der Insel Sokotra vor Jemen: "SO, SA. Populations from SI at large genetic distance from D. natalata (Walker, 1862) examined from Yemen mainland (4.2%) and Ethiopia (3.4%). Infrapopulational sequence variation low, so far, within Sokotran (max. divergence 0.0%, n=3) and Yemen mainland populations (0.5%, n=2). Basing on habitus features, herbulot(1994) strictly negates status of Sokotran populations as separate taxon from D. natalata, a view which is shared by the absence of differential features in genitalia. Even the South American sister species D. stellata (Guenée, 1858), without significant differences in ♂ and ♀ genitalia."

Vielleicht gelingt es eines Tages mit dem next-generation-Barcoding doch noch, das Geheimnis um D. purpurariarum wenigstens in Ansätzen zu lüften.

(Autor: Erwin Rennwald)

3.5. Literatur