1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Kopula
2. Diagnose
Hinweis: Diagnosebilder bei Razowski (2001):
Agassiz (2002: 153) stellte in seiner Buchbesprechung von Razowski (2001) alle von diversen Experten in jenem Buch erkannten Fehlbestimmungen / Bildvertauschungen und Unsicherheiten in einer Tabelle zusammen. Die Gattung Cydia ist dabei insbesondere mit den Arten Cydia succedana und Cydia ulicetana betroffen. Auf Tafel 20 (S. 294-295) gehört Nr. 475 nicht zur angeführten Cydia ulicetana, sondern zu einer nicht bestimmbaren anderen Art der Gattung Cydia. Nr. 474 Cydia succedana gehört ebenfalls nicht zur genannten Art, sondern zu Cydia intexta. Letztere Art ist also durch 2 Falterbilder belegt (Nr. 474 und 477), erstere immerhin noch durch Nr. 474a.
Auch die beiden Genitalabbildungen der Männchen von C. succedana und C. ulicetana irritieren: "Further research needed, adults illustrated as C. succedana have genitalia matching those shown for C. ulicetana."
Vor diesem Hintergrund ist also davon auszugehen, dass das Buch von Razowski (2001) hier zu vielen Fehlbestimmungen beigetragen hat und weiter beiträgt. Hinzu kommt, dass viele Bestimmungen nicht durch Genitaluntersuchung abgesichert sind - und dass die Genitalbestimmung auch nur bei Männchen zuverlässig möglich zu sein scheint. Hancock et al. (2015: 172) warnen hier ausdrücklich: "Currently the pointed saccular angle on the valve in the male genitalia [...] is the only reliable means of separating this species from C. ulicetana. They cannot be separated on superficial characters although C. succedana is often more brightly coloured and mor contrasty than C. ulicetana." Nach gegenwärtiger Kenntnis kommt C. ulicetana in Deutschland (minimal unsicher), der Schweiz und Österreich aber nicht vor, so dass Meldungen zu C. succedana von dort stimmen sollten - wenn es nicht zu Verwechslungen mit weiteren Arten der C. succedana-Gruppe kam.
(Autor: Erwin Rennwald)
2.1. Männchen
2.2. Genitalien
Häufigster Zweck: Unterscheidung der Arten innerhalb der Cydia succedana-Gruppe (in Mitteleuropa Cydia succedana, C. cytisanthana, C. ilipulana, C. vallesiaca, C. centralasiae, C. medicaginis, C. albipicta, C. adenocarpi und C. microgrammana).
Die Arten der Cydia succedana - Gruppe zeichen sich durch einen Auswuchs auf dem Aedeagus aus, der in dieser Form bei anderen Tortriciden nicht vorkommt. Diagnostisch wichtig ist neben der Valvenform die Struktur dieses Auswuchses.
2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen
In "Razowski: Die Tortriciden Mitteleuropas, Bratislava 2001" gibt es zufolge einer britischen Korrekturliste bei Cydia succedana einen Fehler: Nur der zweite auf Tafel 20 unter „474: Cydia succedana“ gezeigte Falter zeigt diese Art, der erste hingegen Cydia intexta. Da mein Tier sowohl hinsichtlich der Genitalien als auch bezüglich der auffällig dunklen Hinterflügel mit dem zweiten Falter (= Cydia succedana) übereinstimmt, habe ich an der Richtigkeit der Bestimmung keine Zweifel. (Anmerkung Peter Buchner)
3. Biologie
3.1. Nahrung der Raupe
- [Fabaceae:] Cytisus scoparius [= Sarothamnus scoparius] (Besenginster)
- [Fabaceae:] Cytisus nigricans [= Lembotropis nigricans] (Schwarzwerdender Geißklee)
- [Fabaceae:] Genista sp. (Ginster)
- [Fabaceae:] Genista sagittalis ? [= Cytisus sagittalis, Chamaespartium sagittale ?] (Flügel-Ginster ?)
- [Fabaceae:] Ulex europaeus ? (Europäischer Stechginster ?)
- [Fabaceae:] Ulex sp. ? (Stechginster ?)
- [Fabaceae:] Spartium junceum ? (Pfriemen-Ginster ?)
- [Fabaceae:] Lotus corniculatus (Gewöhnlicher Hornklee)
Gartner (1865: 147) kannte die Raupe nicht selbst: "Die von Fried. Hofmann entdeckte Raupe lebt Ende August in den Hülsen von Cytisus nigricans, in denen sie die unreifen Samen verzehrt."
Rößler (1866: 204-205) formulierte: "Die Raupe lebt nach Hofmann Ende August in den Schoten von Cytisus nigricans von den unreifen Früchten. Da diese Pflanze hier nicht vorkommt, der Schmetterling aber um Cytisus sagittalis fliegt, so dürfte diese die hiesige Nahrung sein."
Disqué (1905: 243) beschrieb die Raupe mit: "R. 7 — 9 in den Schoten von Genista und Spartium. Sie ist weisslich mit nahezu verloschenen blassen Punkten, die meistens nur auf den letzten Ringen einigermassen sichtbar sind. Kopf hellbraun. Nacken- und Afterschild bräunlich, gewöhnlich an den Seiten und hinten dunkel gepunktet." Auch nach ihm lebt die Raupe also in den Schoten von Ginster-Arten.
Kennel (1921: 555) berichtete: "Die Raupe ist weißlich mit nahezu verloschenen blassen Punkten, meist nur auf den letzten Segmenten einigermaßen sichtbar, der Kopf hellbraun, Nacken- und Analschild sind bräunlich, ersteres gewöhnlich seitlich und hinten dunkel gepunktet. Sie lebt im Juni bis September in zwei Generationen in den Hülsen von Genistaarten und Spartium; der Falter fliegt Mai bis August."
Schütze (1931: 122) formulierte: "In den Schoten von Genista anglica, Genista tinctoria, Sarothamnus [Cytisus scoparius], Lotus corniculatus, Ulex, Cytisus nigricans. Verwandlung in der Erde (Sorhagen). In den unreifen Samen von Cytisus sagittalis [Chamaespartium sagittale] (Rössler). "
Bei Razowski (2001: 88) liest sich das so: "Sch[oten]-Sa[men]; Ulex europaeus, Genista, Sarothamnus, Lotus, Cytisus (Fabaceae)." Das Problem ? Die Liste zur folgenden Art, Cydia ulicetana sieht fast genauso aus: "Ulex europaeus, Genista, Lotus u.a. Fabaceae".
Das Dumme: Cydia succedana und C. ulicetana wurden lange nicht, später dann nicht sauber voneinander getrennt. Und innerhalb dieser Gruppe wurden seit K.T. Schütze noch etliche weitere, nur genitaliter zu trennende Arten der C. succedana-Gruppe beschrieben.
Sauter (1968: 229) meldet aus dem Tessin einen genitalüberprüften Falter ex larva von "Sarothamnus".
Bei Hancock et al. (2015: 172) ist daher zu lesen: "Life history. Not yet differentiated from that of C. ulicetana but appears to have stronger affinity for Lotus corniculatus and so is probably univoltine. More rearing of this species pair needs to be done to clarify their larval foodplant preferences as well as their specific status." Zur Eiablage von C. succedana/ C. ulicetana in Großbritannien wird ausgeführt: "Ovum. Laid in June and August on the seedpods of gorse (Ulex spp.), broom (Cytisus scoparius, Genista spp. or occasionally bird's-foot treefoil (Lotus corniculatus).
Da die meisten Angaben obiger Liste aus Gebieten stammen, in denen C. ulicetana fehlt (oder zu fehlen scheint?), dürfte C. succedana die komplette Liste nutzen.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Tortrix succedana [Denis & Schiffermüller], 1775 [Originalkombination]
4.2. Synonyme
- Tortrix asseclana Hübner, [1800]
- Tortrix decorana Haworth, 1811
- Cydia griseana Osthelder, 1938
- Cydia decolorana (Obraztsov, 1949)
- Cydia armeniaca (Kuznetzov, 1968)
4.3. Faunistik
Die Art wurde aus der Umgebung von Wien beschrieben und uist in der Palaearktis weit verbreitet.
Emmerson & Hoare (2019: 59) listen sie als adventiv für Albany (Auckland, Neuseeland): "Common, with records in every month except July and August."
(Autor: Erwin Rennwald)
4.4. Literatur
- Agassiz, D. (2002): Book Review Razowski, J. 2001. Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. — Nota Lepidopterologica, 25 (2/3): 152-154. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
- Erstbeschreibung: [Denis, M. & J. I. Schiffermüller] (1775): Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am k. k. Theresianum. 1-323, pl. I a+b, Frontispiz. Wien (Augustin Bernardi). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München: [129].
- Disqué, H. (1905): Die Tortriciden-Raupen der Pfalz. — Deutsche Entomologische Zeitschrift "Iris" 17: 209-256. [PDF auf zobodat.at]
- Emmerson, A. & R. Hoare (2019): Lepidoptera from Redvale, Albany, north of Auckland, New Zealand, 2004-2016: an annotated list. — The Weta, 53: 43-70. [/weta.ento.org.nz]
- Gartner, A. (1865): Die Geometrinen und Mikrolepidopteren des Brünner Faunen-Gebietes. — Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn, 4: 48-270. [PDF auf zobodat.at]
- Hancock, E.F., Bland, K.P. & J. Razowski (2015): The moths and butterflies of Great Britain and Ireland. Volume 5 (Part 2). Tortricidae, Olethreutinae. - 377 S.; Leiden & Boston (Brill).
- Kennel, J. (1908-1921): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung mit 24 Tafeln im Farbendruck, einer Stammtafel und mehreren Abbildungen im Text. — Zoologica 21 (54): 1-546, 729-742, Stammtafel, Taf. I-XXIV. Stuttgart. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
- Razowski, J. (2001): Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. Bestimmung — Verbreitung — Flugstandort, Lebensweise der Raupen. – 319 S.; Bratislawa.
- Rössler, A. (1866): Verzeichniß der Schmetterlinge des Herzogthums Nassau, mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse und der Entwicklungsgeschichte. — 342 S.; Wiesbaden (Julius Riedner, Verlagsbuchhandlung).
- Sauter, W. (1968): Neue Arten der Laspeyresia succedana Schiff.-Gruppe (Lep. Tortricidae). — Mitteilungen der Schweizerischen entomologischen Gesellschaft 40 (3-4): 226-239. [Digitalisat auf e-periodica.ch]
- [SCHÜTZE (1931): 122]