Version 28 / 29 vom 26. August 2023 um 11:58:02 von Erwin Rennwald
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Weibchen
Erstbeschreibung
Nachweismethoden
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Weibchen

2.2. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nachweismethoden

Die Raupen entwickeln sich in Stammverletzungen von an besonnten Waldrändern wachsenden Buchen (Fagus sylvatica). Bohrmehlauswurf verrät die Anwesenheit der Raupe. Die Fraßspuren sind dort zu suchen, wo das tote Holz der Verletzung von der lebendigen Rinde überwallt wird. Genau zwischen totem und lebendigem Holz finden sich die Bohrgänge der Raupe.

(Autor: Rudolf Bryner)

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Fagaceae:] Fagus sylvatica (Rotbuche)
  • [Fagaceae:] Ulmus minor var. vulgaris [= Ulmus procera] (Englische Ulme)
  • [Sapindaceae:] Acer seudoplatanus (Berg-Ahorn)
  • [Betulaceae:] Alnus sp. ? (Erle ?)
  • [Betulaceae:] Betula sp. ? (Birke ?)
  • [Betulaceae:] Carpinus betulus sp. ? (Hainbuche ?)
  • [Salicaceae:] Salix sp. ?? (Weide ??)

Schütze (1931) hatte formuliert: "Raupe bis zum Frühjahr [...] Wo sich an den Buchenstämmen beschädigte Stellen zeigen, lebt die Raupe in einem mit Kot überdeckten Gespinstgange in der Fuge zwischen der trockenen und frischen Rinde und benagt letztere, wie es corollana an Populus tremula tut. Sie überwintert erwachsen in der Wohnung und verpuppt sich darin im Frühjahr. Ich fand sie in gleicher Lebensweise auch an Acer pseudoplatanus, Disqué auch an Alnus. Ist Ende Winter einzutragen und leicht zu ziehen (Schütze)."

Tatsächlich hatte Schütze (1896: 14-16) eine detaillierte morphologische, vor allem aber biologische Beschreibung der Raupe geliefert: "Die Raupe soll nach Sorhagen im August und September an Erlen leben. Vor mehreren Jahren fand ich mitten im Winter auf dem Gipfel des Czorneboh unter Buchenrinde vier bereits versponnene Sesien-Raupen [...] Nach einigen Jahren fand ich an derselben Stelle wieder zwei kleine Raupen, die ich, ohne sie näher zu betrachten, für kleine Asiliformis hielt und mit der nöthigen frischen Buchenrinde nach Hause nahm. Hier fraßen sie jedoch nicht weiter, sondern verspannen sich sofort wieder und lieferten in warmer Stube schon nach wenigen Wochen zwei außerordentlich schmucke Falterchen, die ich als Graph. leguminana bestimmte. Die Raupe, welche ich nun jedes Jahr finde, scheint noch nicht bekannt zu sein. Ich gebe daher die nähere Beschreibung: [...] Die ersten Raupen traf ich im Gespinnst unter Buchenrinde. Anfangs vermuthete ich, daß sie nur zur Verpuppung hierher gekommen, bald aber überzeugte ich mich, daß sie sich auch von Buchenrinde nähren, wie Graph. corollana von Espenrinde, und wie diese nur an den von Saperda populnea beschädigten Espenästen vorkommt, so ist auch jene nur an schadhaften Stellen der Buchenstämme zu finden. Sie lebt nur von grüner Rinde und nimmt abgestorbene nicht an. Meist nagt sie dieselbe streifenweise oder gangartig ab, oft auch fleckartig, immer aber spinnt sie aus feinen Fäden und Exkrementen eine Decke über sich. Manche Raupen fressen sich aber auch tiefer in die Rinde hinein; diese verrathen sich durch ausgeworfene Häufchen röthlichen Kothes. Ende Oktober fraßen die meisten Raupen noch. Mitte November waren sie alle versponnen; zu diesem Zwecke gehen sie oft, Spalten und Löcher benutzend, tiefer ins Holz hinein und sind dann schwer zu erlangen."

Sheldon (1921) kannte diese Arbeit aus der Lausitz ganz offensichtlich nicht und entdeckte die Biologie der Art daher neu, diesmal in England. Es begann mit den Fundstellen der Imagines: "My first example was beaten out of elm into my net about noon of June 20th, 1915; later the same day I beat or captured flying several others, and uring the course of my stay at Wicken of about one week, hard work resulted in my obtaining about fifty specimens. Almost all these came from the hedge I have mentioned, the bulk of which consisted of the common elm (Ulmus campestris), and the moths seemed in some way attached to this tree. [...] In addition to observing that they were in some way connected with elm, I very soon noticed that almost all my captures were around the pollarded trees [...]". Eiablageversuche mitgenommener Weibchen an Ulmenzweigen schlugen fehl. Es vergingen Jahre: "I was not able to revisit Wicken in June until the year 1918, but in that year I spent a fortnight during the latter part of June largely occupied in trying to solve the leguminana problem. [...] Eventually on June 30th I saw a female flying slowly and in a business-like way around an accumulation of dead and dying bark which covered an excrescence in this elm trunk where it had been injured by the axe in cutting off branches years ago. I watched her settle on the excrescence, crawl out of sight underneath a piece of dead bark, emerge and disappear again behind another piece of bark; after she had done this several times I set to work breaking off pieces of dead bark, and with the aid of a lens detected several undoubted tortrix eggs. I felt quite satisfied that I had at last read the riddle. [...] In July, 1919, I was again at Wicken, and examination of the excrescences of this and other elm trees resulted in my finding a considerable quantity of red-brown frass, and under pieces of bark several cocoons, which, with the pupa cased attached to them were evidently those of a tortrix." Und im folgenden Jahr gelangen dann endlich auch die Zucht zum Falter und der Fund von Raupen. Und dann folgt der Vergleich mit Literatur vom Kontinent - aber eben nicht mit Schütze (1896: 14-16): "One or two continental lepidopterists, judging from what Hoffmann in the Spuler edition (1908, ii, p. 293) - says - "It lives according to Schmidt on Alnus, according to Disqué in Autumn (November) under the bark of Fagus" - seem to have known a fragment of its life-history."

Die Angabe zu Acer scheint abgesichert zu sein. Disqué (1905: 245) schrieb dazu: "Die R. fanden Griebel und ich am 29.3. unter Ahornrinde bei Winnweiler. Von Schütze-Rachlau erhielt ich einige im Nov. unter Buchenrinde gefundene. Üb die R. nur zur Verpuppung unter die Rinde geht und vorher sich anders nährt, vermag ich nicht zu sagen. Sie ist weisslich mit grauen Punkten. Kopf, Nacken- und Afterschild dunkelbraun. Manchmal ist das Nackenschild in der Mitte heller und hat nur dunkle Punkte an den Seiten."

Razowski (2001: 91) lässt ausgerechnet die doch am besten abgesicherte Ulme weg: "R[inde]; Fagus (Fagaceae), Acer pseudoplatanus (Aceraceae) und andere Laubbäume z.B. Salix (Salicaceae), Betula (Betulaceae)." Die Quellen für die Angaben zu den beiden letztgenannten Pflanzen sind mir noch unklar.

Hancock et al. (2015: 184) können sich nur auf die Altangaben aus England berufen: "Ovum. [...] (Sheldon, 1921c). Laid in June on the bark of English elm (Ulmus procera) near to an excrescence; on the Continent also on Acer spp. and beech (Fagus sylvatica) (Hannemann, 1961)." Ulmus procera, die Englische Ulme, wird neuerdings wieder als Varietät zur Feld-Ulme gestellt: Ulmus minor var. vulgaris.

Sie listen keinen Carpinus betulus, der nach anderen Tertiärquellen von Emmet (1978: 305) als Nahrungspflanze registriert worden sein soll - tasächlich werden dort aber nur (plausible) Vermutungen geäußert.

Gustad & Aarvik (2021: 171) zeigen eine einzeln stehende ältere Berg-Ulme (Ulmus glabra) an der der bisher einzige Falter-Fund in Norwegen gelang - dieser Baum dürfte dort auch das Larvalhabitat beherbergen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Nach Bryner et al. (2004) kommt die Art auch in der Schweiz vor.

4.4. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Begründung für die Datierung auf 1846

4.5. Literatur