1. Lebendfotos
1.1. Falter
3. Biologie
3.1. Habitat
Burmann & Huemer (1989) berichten in Bezug auf die österreichischen Funde: "Sämtliche bisher bekannten Fundorte von C. unigenella liegen im Bereich der nördlichen Kalkalpen und der Stubaier Alpen. Die bevorzugten Habitate sind Schotterbänke der Gebirgsflüsse mit reichlichen Beständen an Dryas octopetala. Im Lechtal wurde C. unigenella besonders im primären Sukzessionsstadium des Schneeheide-Kiefernwaldes (Erico-Pinetum), aber auch im Bereich des Salici-Myricarietum gefunden. In den jungen, periodisch überschwemmten Knorpelsalatfluren fehlt die Art."
3.2. Nahrung der Raupe
- [Rosaceae:] Dryas octopetala (Weiße Silberwurz)
Burmann & Huemer (1989) schreiben: "Jalava (1977) beschrieb das bis dahin unbekannte Weibchen und vermutete erstmals Dryas als mögliche Futterpflanze der Raupen. Schließlich wurde die Biologie der C. unigenella von Kyrki & Karvonen (1984) geklärt und Dryas octopetala L. als Substrat bestätigt." Sie selbst konnten diese Pflanze auch für die österreichischen Alpen bestätigen und diverse Details notieren:
"Im Lechtal wurden die Raupen bereits von Anfang bis Mitte April (allerdings nach einem ungewöhnlich schneearmen Winter) in jungen, zum Teil auch schon erwachsenen Blattsäcken an der Unterseite der vorjährigen Blätter gefunden. Manche Säcke waren zu diesem Zeitpunkt bereits an Blättern oder Stengeln angesponnen. Der erwachsene Larvensack ist 5-7 mm lang und weist entsprechend der Blattstruktur zwei unterschiedliche Seiten auf (vgl. Kyrki & Karvonen 1984; Abb. 2). Er besteht normalerweise aus einem minierten Teil der Futterpflanze (Abb. 2 + 3), ausnahmsweise bleibt aber auch der Jugend- mit dem adulten Sack verbunden (Abb. 4). Die befallenen Blätter sind leicht an den großen, gelblichbraun verfärbten Fleckminen zu erkennen. Die Larven wurden im Untersuchungsgebiet stark von Braconiden befallen. Imagines schlüpften von Mitte bis Ende April. Zwei Schmetterlinge wurden im Freiland spätnachmittags (15 Uhr MEZ) an Dryas-Blüten beobachtet (gemeinsam mit Parornix alpicola (Wocke, 1877) und Tinagma dryadis Staudinger, 1872). Im Bereich der oberen Isar waren die erwachsenen Säcke Mitte April zahlreich, die Imagines schlüpften von Ende April bis Anfang Mai. Ein weiterer Besuch der Isar am 22. Mai erbrachte zahlreiche juvenile Raupen, die sich nach vier bis fünf Tagen die erwachsenen Säcke aus den Blättern schnitten, allerdings ohne die Falter zu ergeben. Die Entwicklung der Raupen verläuft sehr rasch und die Imagines erscheinen daher gleichzeitig mit Arten, die als Puppe überwintern (z. B. Parornix alpicola). Die minierten Blätter verfärben sich dunkelbraun und sind daher in der alten Blattstreu kaum mehr zu erkennen. Dies ist wahrscheinlich dafür mitverantwortlich, daß diese Art, zum Teil trotz intensiver Nachforschungen, erst jetzt aus dem Alpenraum nachgewiesen werden konnte. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß C. unigenella niemals gemeinsam mit der ebenfalls an Dryas gebundenen, ostalpin verbreiteten, Coleophora derasofasciella Klimesch, 1952 festgestellt wurde."
4. Weitere Informationen
4.1. Faunistik
Locus typicus nach Svensson (1966: 190): Schweden, “T.lpm.” [Lappland], Pältsa [Pältsan], 700-1.200 m.
Burmann & Huemer (1989) melden die Art erstmals aus den Alpen und Österreich; sie fassen den bisherigen Kenntnisstand zusammen: "Coleophora unigenella wurde 1966 anhand von 5 ♂♂ aus der alpinen Stufe Nordschwedens beschrieben (Svensson 1966). Später wurde die Art auch im nördlichen Finnland sowie in Norwegen festgestellt (Karvonen 1966, Opheim & Fjeldsa 1980)." Ihre eigenen Funde werden detailliert aufgelistet: "Österreich (Nordtirol): 2 ♀♀, Gde. Weißenbach, linke Lechau bei Feldele, 920 m, el. 17.4.1989 (Larven 1.4.1989 an Dryas), leg. Huemer; 5 ♂♂, 1 ♀, gleiche Daten aber el. 24.+25.4.1989 (Larven 11.4.1989 an Dryas) (GEL 40 ♂); 1 ♀, Gde. Forchach, rechte Lechau oberhalb Johannesbrücke 910 m, el. 17.4.1989 (Larve 1.4.1989 an Dryas), 2 ♂♂ dito, 15.5.1988 leg. Huemer (GEL 39 ♀); 6 ♂♂, 2 ♀♀, Scharnitz, linke Isarau, 920 m, el. 6.-19.5.1989 (Larven 25.4.1989 an Dryas), leg. Burmann (colls. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck; Burmann, Innsbruck)."
Pröse (2001) meldet die Art als neu für Deutschland: "Die bayerischen Fundplätze sind alpine Flußschwemmböden in Bereich der oberen Isar und ihrer Zuflüsse. 3 km südl. Mittenwald, nahe dem Scharnitzpass, 20.vi.79, leg. Marcella SÄLZL, 2 km südl. Vorderriß, Karwendel, Säcke massenhaft an Dryas, ex larva M.v.93, leg. Huemer."
(Autor: Erwin Rennwald)
4.2. Literatur
- Baldizzone, G. (2021): Contribuzioni alla conoscenza dei Coleophoridae (Lepidoptera). CXLIX. Cinque specie del genere Coleophora Hübner, 1822 nuove per la fauna italiana. — Gortania 43: 71-87. [PDF auf civicimuseiudine.it]
- Burmann, K. & P. Huemer (1989): Coleophora unigenella Svensson, 1966, eine Art mit arktoalpiner Disjunktion (Lepidoptera, Coleophoridae). — Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 38 (4): 105-108 [PDF auf zobodat.at].
- Pröse, H. (2001): Neue Ergebnisse zur Faunistik der "Microlepidoptera" in Bayern. Vierter Beitrag (Insecta, Lepidoptera). — Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 50 (1/2): 51-65 [Digitalisat auf www.archive.org].
- Erstbeschreibung: Svensson, I. (1966): New and confused species of Microlepidoptera. — Opuscula Entomologica 31 (3): 183-202, pl. I-IV. Lund (Entomologiska Sällskapet).