2. Diagnose
2.1. Erstbeschreibung
Toll & Amsel (1967: 15-16): „Coleophora treskaensis sp. n. (Taf. 2 Fig. 29)
Spw. 7,5 mm. Kopf, Thorax, Palpen weißlich. Palpenbusch des zweiten Gliedes kurz,
Endglied ½ des zweiten. Basalglied der Fühler ohne Schuppenbusch. Fühler weißlich
und bräunlich geringelt.
Vfl. weißlich mit einigen, wenigen dunkleren Schuppen, vornehmlich nach dem Apex zu.
Hfl. weißgrau.
Genitalapparat des ♀: Subgenitalplatte caudal zunächst stark verschmälert, dann
parallelrandig. Introitus vaginae 4–5 mal so lang bis zum Beginn der beiden Gräten wie
letztere lang sind. Gräten von der Länge eines Abdominal-Segments. Signum fehlend.
Paratypus: 1 mäßig erhaltenes ♀ aus Balkh 24. 5. 56 (GU 13). Der Holotypus dürfte
in der Sammlung Toll sein.“
3. Weitere Informationen
3.1. Synonyme
- Coleophora psammion Falkovitsh, 1973 [synonymisiert von Baldizzone (2002)]
- Coleophora sciurella Baldizzone, 1987
3.2. Faunistik
Der Paratypus stammt von Balkh im Norden von Afghanistan. Und der Holotypus? Das wird in der Erstbeschreibung nicht verraten! Bei Toll & Amsel (1967: 16) heißt es nur: "Der Holotypus dürfte in der Sammlung TOLL sein." Wie kam es zu dieser seltsamen Meldung? Das Manuskript wurde eigentlich von G. Amsel alleine verfasst, da Graf v. Toll kurz zuvor verstarb. Toll hatte aber alle Tiere etikettiert und mit den neuen Artnamen versehen. Die Tiere steckten in den Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe (jetzt SMNK), deren Direktor G. Amsel damals war - die meisten hatte er auch selbst gesammelt. S. 5 ist aber zu erfahren: "Einige Holo- bzw. Allotypus-Stücke hatte Graf v. Toll aus besonderen Gründen offenbar noch zurückbehalten, sie befinden sich also noch in seiner Sammlung, sind aber Eigentum der Landessammlungen für Naturkunde Karlsruhe." Ob der Holotypus tatsächlich den Weg ins Museum gefunden hat, ist wohl noch festzustellen. Aber warum benannte Toll ein Tier aus Afghanistan "treskaensis"? Eigentlich kann es hier nur einen Grund geben: Weil der Holotypus nicht aus Afghanistan stammt, sondern aus der Treska-Schlucht im Norden von Nordmazedonien!
Baldizzone (1987: 33) beschrieb Coleophora sciurella, die Baldizzone (2002) dann synonymisierte, nach einem Exemplar aus der Sierra Nevada in Andalusien im Süden Spaniens.
Baldizzone et al. (2006: 116) schreiben zur Gesamtverbreitung: "Afghanistan, Iran, Turkmenistan, Uzbekistan, Turkey, Macedonia, Italy, France, Spain." Die Art ist demnach weit verbreitet. Ignać Richter zeigt auf seiner Artseite auf [coleophoridae.bluefile.cz] 2 Belege aus Nord-Italien: "Italy, Tirol, Vintschgau-Laatsch, 3.8.2003, leg. & coll. Šumpich, det. Richter" und "Italy, Alto Adige, Lasa, 18.8.2011, leg. & coll. Skyva, det. Richter Ig., GP 227174 IgR".
(Autor: Erwin Rennwald)
3.3. Literatur
- Baldizzone, G. (1987): Contributions à la connaissance des Coleophoridae. XLVI. Sur quelques Coleophores nouvelles ou peu connues d'Espagne et des Canares. — Nota lepidopterologica 10 (1): 25-48 [Digitalisat auf www.archive.org].
- Baldizzone, G. (2002): Contribuzioni alla conoscenza dei Coleophoridae. XCIX. Nuove sinonimie nel genere Coleophora Hübner (VIII) (Lepidoptera). — Bollettino Museo regionale di scienze naturali 19 (1): 115-120. Torino.
- Baldizzone, G. van der Wolf, H. & J.-F. Landry (2006): World Catalogue of Insects 8. Coleophoridae, Coleophorinae (Lepidoptera). 1-215. Apollo Books (Stenstrup).
- Nel, J. (2002): Sur la biologie de quelques Lépidoptères dans le midi de la France (Lepidoptera). — Bulletin de la Société entomologique de France 107 (3): 275-279. [PDF auf persee.fr]
- Erstbeschreibung: Toll, S. (†) & H. G. Amsel (1967): Coleophoriden aus Afghanistan (Lepidoptera: Coleophoridae). — Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland 26 (3), 2. Afghanistan-Heft: 5-16, pl. 1-5. Karlsruhe. (Ex libris Jürgen Rodeland)