1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Raupe, Raupensack
1.3. Jüngere Raupenstadien
1.4. Fraßspuren und Befallsbild
2. Diagnose
2.1. Geschlecht nicht bestimmt
2.2. Genitalien
2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Boraginaceae:] Echium vulgare (Gewöhnlicher Natternkopf)
- [Boraginaceae:] Echium italicum (Italienischer Natternkopf)
- [Boraginaceae:] Echium gaditanum
- [Boraginaceae:] Onosma arenaria (Sand-Lotwurz)
- [Boraginaceae:] Anchusa officinalis (Gemeine Ochsenzunge)
- [Boraginaceae:] Myosotis sp. (Vergißmeinnicht)
- [Boraginaceae:] Nonea pulla ? (Braunes Mönchskraut ?)
- [Boraginaceae:] Lithospermum officinale ? (Gewöhnlicher Steinsame ?)
- [Boraginaceae:] Symphytum officinale ? (Gewöhnlicher Beinwell ?)
- [Boraginaceae:] Cynoglossum officinale ? (Gewöhnliche Hundszunge ?)
- [Boraginaceae:] Pulmonaria sp. ? (Lungenkraut ?)
- [Boraginaceae:] Pentaglottis sempervirens ? (Spanische Ochsenzunge ?)
Die Raupe lebt in der Regel an Boraginaceae (Rauhblattgewächsen). Die in Mitteleuropa und wohl auch ganz Europa wichtigste Raupennahrungspflanze ist Echium vulgare, der Gewöhnliche Natternkopf. Mit der Beschreibung des Synonyms Phalaena (Tinea) onosmella kam es aber schon durch Brahm (1791) zu einer sehr ausführlichen Beschreibung der Raupe an einer weiteren Pflanze, "Onosma echioides". S. 133 ist dort zu erfahren: "Habitat Moguntiae in Onosmate echioide intra cucullum Tab IX fig. 8 hispidum setis foliorum armatum; nuda se flectit in semicirculorum, artis ambulandi nescia." Die Funde erfolgten also bei Mainz, und dort hat es noch nie Onosma echioides gegeben, sondern Onosma arenaria - im Moment wachsen dort von jener Art noch wenige hundert Exemplare - die letzten Pflanzen ganz Deutschlands! Brahm (1791: 136) konnte aber noch zum Falter schreiben: "Sein Aufenthalt in hiesiger Gegend ist die natternkopfähnliche Lotwurz (Onosma echioides), welche bei uns an sandigen Stellen, besonders in unserm Föhrenwalde häufig wächst. Es scheint von einer geselligen Lebensart zu seyn, weil man sehr selten ein einzelnes auf einer Pflanze antrift, es finden sich immer mehrere beysammen. Vorzüglich wird man sie an Stellen, wo man sie einmal entdecket hat, viele Jahre hintereinander antreffen, wahrscheinlich, weil das zarte Phalähnchen nicht gebauet ist, weite Reisen zu unternehmen, und daher zu Ablegung der Eyerchen in der Nähe der Stelle seiner Entwickelung verbleibet." Zur Raupe ist dann zu erfahren: "Das Räupchen verzehret von seiner Nahrungspflanze nur das Mark der Blätter von der Oberseite her, bis auf die dünne Haut der Unterseite; es frißt also das Blatt nicht ganz durch, sondern läßt letztere unangerühret und unverletzet in der Gestalt einer dünnen durchscheinenden Membrane stehen. [...]". Und Brahm (1791: 136) macht auch auf eine Besonderheit des Sackes aufmerksam: "Die Oberfläche ist dicht mit Borsten der Pflanze besetzet, welche unordentlich übereinander liegen, und mit den Spitzen gegen hinten zu gekehret sind."
Stainton (1858: 232) berichtet von eigenen Funden an Echium vulgare und fasst dann den damaligen Kenntnisstand zusammen: "Die Raupe minirt in den Blättern des Natternkopfs (Echium vulgare), und mehrerer verwandten Gewächse, wie Onosma echioides und Anchusa.
Klimesch (1958: 92) meldet aus der Wachau: "onosmella Brahm. Sack wiederholt im Mai an Echium, an den Blattspitzen festgesponnen und ein dürres Blattende vortäuschend. Durch Zucht: 31.5. bis 11.6.1931. Säcke zur Verpuppung oft an alte Grasstengel angesponnen. Eine Raupe an Myosotis spec. 8. 5. 1937."
Schütze (1931: 163-164) bespricht die Art ebenfalls bei Echium, ergänzt dann aber: " — Anchusa, Hieracium, Artemisia absinthium, Centaurea scabiosa, Betonica, Verbascum, Onosma (Sorhagen)." Das klingt nach einer hochgradig polyphagen Raupe, doch dürften hier zum einen noch Fehlbestimmungen darunter stecken, zum anderen wurde übersehen, dass schon Brahm (1791: 137) darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die Raupen vor der Verpuppung herumlaufen und sich dann auch an ganz anderen Pflanzen anspinnen können.
Emmet et al. (1996: 284) sehen die Literaturangaben ebenfalls kritisch: "Ovum laid on a leaf of viper's bugloss (Echium vulgare) or alkanet (Anchusa officinale). Hering (1957) gives other Boraginaceae and even Labiatae (Lamiaceae) such as Stachys spp., or Compositae (Asteraceae) such as Hieracium spp., but the latter, if not based on misidentification, are rare examples of xenophagy."
Baldizzone (2019: 345) ist etwas weniger skeptisch und formuliert: "Piante nutrici: Boraginaceae dei generi Anchusa, Borago, Cynoglossum, Echium, Lithospermum, Myosotis, Pulmonaria, Symphytum, Verbascum [sic!]; Lamiaceae quali Ballota nigra, Origanum vulgare, Stachys spp. Hering (1957) cita anche lo Hieracium (Asteraceae), ma il dato va confermato."
Auf [bladmineerders.nl (abgefragt 22. Juni 2022)] wird gelistet: "HOST PLANTS Boraginaceae, oligophagous (?) Anchusa officinalis; Cynoglossum officinale; Echium gaditanum, italicum, vulgare; Lithospermum officinale; Myosotis; Nonea pulla; Onosma; Pentaglottis; Pulmonaria officinalis; Symphytum officinale. Apart from the Boraginaceae listed above, several more genera are mentioned in the literature: Asteraceae: Hieracium; Lamiaceae: Lycopus, Nepeta, Origanum, Stachys officinalis; Scrophulariaceae: Verbascum. If indeed the larva has built its case out of leaf material from these plants, the hairynes and general aspect of the case will vary strongly."
Ich gehe davon aus, dass die Boraginaceae dieser Liste alle stimmen könnten, sicher bin ich mir da aber nicht. Alle Angaben zu anderen Pflanzen halte ich für falsch und nicht weiter diskussionswürdig.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Tinea pennella [Schiffermüller], 1775 [Originalkombination]
4.2. Synonyme
- Tinea borowskiella Goeze, 1783
- Tinea mucosa Geoffroy, 1785
- Tinea mucosella Villers, 1789
- Phalaena (Tinea) onosmella Brahm, 1791
- Ornix struthionipennella Treitschke, 1833
- Coleophora hispanicella Möschler, 1866
- Coleophora diffinis Staudinger, 1880
- Coleophora nervosella Müller-Rutz, 1927
- Coleophora flavilineella Toll, 1952
- Coleophora gogovi Căpușe, 1971
- Bourgogneja onosmella Căpușe, 1975
4.3. Taxonomie
Coleophora robustella Fuchs, 1895 gehört nicht als Synonym hierher, sondern zu Coleophora ciconiella.
4.4. Literatur
- Beschreibung als Phalaena Tinea omosmella: Brahm (1791): Phalaena Tinea Onosmella. Der Lotwurzschabe. - S. 133-140. In: Scriba, L.G. (1791): Beiträge zu der Insekten-Geschichte (2): 133, pl. 9, f. 7-8. Frankfurt a.M. (Varrentrapp und Wenner).
- Erstbeschreibung: [Denis, M. & J. I. Schiffermüller] (1775): Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am k. k. Theresianum. 1-323, pl. I a+b, Frontispiz. Wien (Augustin Bernardi). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München: [140].
- [SCHÜTZE (1931): 163-164]
- Stainton, H. T. (1859): The natural history of the Tineina 4: I-IX, 1-292, pl. I-VIII. London (John van Voorst) – Paris (Deyrolle) – Berlin (E. S. Mittler und Sohn). — Digitalisat auf archive.org: [232-241], [pl. VII fig. 1] (unter dem Namen Coleophora onosmella).