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Männchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Lamiaceae:] Marrubium vulgare (Gewöhnlicher Andorn)
  • [Lamiaceae:] Stachys officinalis ? [= Betonica officinalis ?] (Heil-Ziest, Echte Betonie ?)

Baldizzone (2019: 586) akzeptiert zwei völlig unterschiedliche Pflanzen als Raupennahrung: "Piante nutrici: Onopordum sp. (Asteraceae) e Marrubium vulgare (Lamiaceae)." Dies ist wenig glaubhaft - auch wenn man berücksichtigt, dass man es mit einem Artkomplex zu tun hat! Da die verwandten Coleophora-Arten alle an Lamiaceen leben, sollte das auch hier zutreffen. Dazu passend meldet Nel (1992: 192) für seinen Erstnachweis in Frankreich: "fourreaux sur Marrubium vulgare L., le 4 avril 1990."

Aber woher stammt die Angabe zu Onopordum ? Wie der Artname des Falters andeutet geht die Meldung auf die Erstbeschreibung zurück. Zeller (1849: 213-215) kannte weder die Raupe noch den Falter aus dem Freiland; letzteren erhielt er als Ergebnis einer Sammelreise von Mann nach Ofen (Budapest); der Namen "onopordiella" geht dabei auf den Vorschlag von Mann zurück. Zeller (1849: 214-215) liefert eine detaillierte Beschreibung des Raupensacks, die er umrahmte mit den Worten: „Mann entdeckte diese Art als Raupe bei Ofen auf dem Blocksberge, wie aus dem Namen der Species zu schliessen, auf Onopordum acanthium. Der feste Sack ist […]. Näheres über die Lebensweise ist mir nicht bekannt.“ Mann fand also offensichtlich einen bereits festgesponnenen Raupensack und vermutete, dass die Pflanze, an dem er hing, auch die Raupennahrungspflanze sein könnte - offensichtlich irrte er sich darin. Onopordum als Raupennahrung ist jedenfalls überhaupt nicht belegt und auch nie mehr beobachtet worden.

Hering (1957: 150) zeichnet das Bild einer hochgradig polyphagen Art; er zeigt den Raupensack unter der Überschrift "Onopordon". S. 166 ist unter "Berteroa" zu erfahren: "Polyphage Art, an Compositen, Labiaten, Cruciferen, Gramineen." Er verschlüsselt die Art unter "Arctium", "Berteroa", Bromus, Erysimum, Marrubium, Onopordum, Salvia, Secale, Xeranthemum." S. 200 unter "Bromus" heißt es sogar: "Ungemein polyphage Art." S. 666. gibt es unter Marrubium einen Vermerk zu Coleophora ballotella: "Rud. Schwarz berichtet über das Vorkommen von C. onopordiella Z. (cf. Onopordon) an Marrubium, deren Sack sehr ähnlich dem der vorigen Art ist, eine polyphage Art. Sack und Imago sind bei beiden Arten so ähnlich, daß sie schwer unterschieden werden können." S. 963 ist unter "Secale, Roggen" zu lesen: "Die Art lebt vorwiegend an Dicotyledonen, ist aber äußerst polyphag, wurde auch an Secale gefunden (cf. Onopordon." Hering kannte die Art offensichtlich nicht selbst - praktisch alle Angaben scheinen auf "Rud. Schwarz" aus der Tschechoslowakei (Rudolf Schwarz aus Prag) zurückzugehen; der Informant von Hering hat seine Angaben anscheinend nie selbst irgendwo publiziert, sicher auch nicht im allgemeinen Falter-Band von Schwarz (1953), den ich zwar noch nicht einsehen konnte, der aber nur den Familien Sphingidae, Sesiidae, Cossidae und Pterophoridae gewidmet war. Nach Baldizzone (2019: 587) findet die Verpuppung an der Nahrungspflanze oder einer anderen Pflanze der näheren Umgebung statt - Letzteres dürfte der Grund für die lange Pflanzenliste gewesen sein.

Baraniak (1997: 191) führt die Art von Polen an und meldet dazu einen ex-larva-Falter von Stachys officinalis - in diesem Zusammenhang verweist er auf die große Ähnlichkeit mit Coleophora wockeella.

Auch [bladmineerders.nl (abgefragt 5. Juli 2022)] zeichnet das Bild einer hochgradig polyphagen Art: "HOSTPLANTS Strongly polyphagous Arctium; Berteroa; Bromus; Erysimum; Marrubium vulgare; Onopordum; Salvia; Secale; Stachys officinalis; Xeranthemum." - Die einzige Einschränkung: "References to Stachys probably concern C. wockeella; the cases are quite similar (Nel & Buvat, 1992a)." Sortiert man die Liste nach Pflanzenfamilien ergeben sich: Poaceae: Bromus, Secale; Brassicaceae: Erysimum, Berteroa; Lamiaceae: Marrubium vulgare, Salvia, Stachys officinalis; Asteraceae: Onopordum, Arctium, Xeranthemum. Die Liste ist nichts anderes als die Wiederholung von Hering (1957) ergänzt um die Angabe von Baraniak (1997: 191) aus Polen. Wenn - außer Marrubium vulgare - davon etwas stimmt, dann am ehesten noch der in Zweifel gezogene Heilziest von Baraniak (1997: 191).

Bei C. onopordiella handelt es sich also alles andere als um eine hochgradig polyphage Art - sie ist oligophag, vielleicht sogar monophag.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Taxonomie und Nomenklatur

Baldizzone (2019: 585) betont, dass es sich bei C. onopordiella in der momentanen Fassung um einen Komplex aus wahrscheinlich mehreren Arten handelt, dessen Auflösung schwierig ist, zumal es gleich 6 Synonymnamen gibt, die ggf. reaktiviert werden könnten: Er erklärt: "Nel 1982 avevo pubblicato numerose fotografie dell'apparato genitale di C. onopordiella, mostrando una serie di variazioni supprattutto per quanto riguarda la forma della phallotheca e stabilendo alcune nuove sinonimie. Sulla base di recenti studi i analisi del DNA si è scoperto (Tabell, com. pers.) che sotto il nome "onopordiella" sono comprese alcune specie che dovranno essere distinte dopo che di tutte sarà verificata l'identità a la possibile attribuzione a una delle specie descritte in passato, di cui in qualche caso esiste un solo esemplare con un preparato genitale in brutte condizioni. Nella trattazione di C. onopordiella (descrizione dell'adulto, apparato genitali, stadi e modalità di sviluppo, notizie ecologiche e etologiche) quindi, mi riferisco alla specie che vive in Italia e nella Francia meridionale, mentre per la letteratura generale e il lectotypus faccio riferimento al complesso di specie che devono ancora essere divise."

4.4. Faunistik

Locus typicus ist "Ofen" (Budapest) in Ungarn.

Die Art wurde von Karsholt & Razowski (1996) mit "?" in der Deutschland-Spalte geführt. Konkrete Nachweise scheint es nicht zu geben. Sie wird von Gaedike & Heinicke (1999) und Gaedike et al. (2017) nicht für Deutschland erwähnt und auch in der Fauna Europaea gibt es keine Angabe für Deutschland.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Typenmaterial

Baldizzone (1994: 85) designierte einen Lectotypus: “Lectotypus ♂ [designato in questa sede] conservato al BMNH, reca le seguenti etichette: 1) “LECTOTYPE” (a stampa, rotondo, orlato di blu), 2) “Onopordiella Ofen. FR. 676” (a mano), 3) “Zeller Coll. Walsingham Collection. 1910-427” (a stampa), 4) “B.M. ♂ Genitalia slide No. 11112” (a mano e stampa).”

4.6. Literatur

  • Anikin, V.V., Sachkov, S.A. & V.V. Zolotuhin (2017): "Fauna lepidopterologica Volgo-Uralensis": from P. Pallas to present days. — Proceedings of the Museum Witt Munich, Volume 7: 1-696; Munich and Vilnius.
  • Baldizzone, G. (1982): Contributi alla conoscenza dei «Coleophoridae» XXVII. Nuove sinonimie nel genere Coleophora Hübner (111 [sic, recte: III]) (Lepidoptera). — Rivista piemontese di Storia naturale 3: 145-161. [PDF auf islandlab.uac.pt]
  • Baldizzone, G. (1983): Contribution à la connaissance des Coleophoridae. XXXIV. (Les taxa décrites par H. G. Amsel). — andrias 3: 37-50. [PDF auf zobodat.at]
  • Lectotypus-Festlegung: Baldizzone, G. (1994): Contribuzioni alla conoscenza dei Coleophoridae LXXV. Coleophoridae dell'Area Irano-Anatolica e regioni limitrofe (Lepidoptera). — Associazione Naturalistica Piemontese Memorie 3: 1-423. Stenstrup (Apollo Books).
  • Baldizzone, G. (2005): Contribuzioni alla conoscenza dei Coleophoridae. CX. Alcune note sui Coleophoridae descritti da Ioan Nemeş negli anni 2003 e 2004 (Lepidoptera: Coleophoridae). — SHILAP Revista de Lepidopterología, 33 (130): 123-130. [PDF auf redalyc.org]
  • Baldizzone, G. (2019): Fauna d’Italia. Vol. LIII. Lepidoptera Coleophoridae. - XVII + 907 S.; Milano (Calderini).
  • Baraniak, E. (1997): Nowe dane o rozsiedleniu i bionomii Coleophora onopordiella Zeller, 1849 Lepidoptera, Coleophoridae. New data on the distribution and bionomics of Coleophora onopordiella Zeller, 1849 Lepidoptera, Coleophoridae. — Wiadomosci Entomologiczne, 15 (3): 191. [PDF auf sparrow.up.poznan.pl]
  • Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
  • Gaedike, R., Nuss, M., Steiner, A. & R. Trusch (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. — Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 21: 1-362.
  • Nel, J. (1992): Bilan de deux années de recherches sue les coléophores de la Sainte-Baume (Provence, France) (Lepidoptera, Coleophoridae). — Bulletin de la Société entomologique de France, 97 (2): 185-197. [zum PDF-Download auf persee.fr]
  • Schwarz, R. (1953): Motyli. 3. - 157 pp., 48 col. pls. Prag. [Sekundärzitat]
  • Синёв, С. Ю. [ed.] (2019): Катапог чешуекрылых (Lepidoptera) России. Издание второе [Sinev, S. Yu. (ed.) (2019): Catalogue of the Lepidoptera of Russia. Second edition]: 1-448.
  • Erstbeschreibung: Zeller, P. C. (1849): Beitrag zur Kenntniss der Coleophoren. — Linnaea Entomologica. Zeitschrift herausgegeben von dem entomologischen Vereine in Stettin 4: 191-416. Berlin (E. S. Mittler und Sohn).

4.7. Informationen auf anderen Websites (externe Links)