Version 6 (neueste) vom 21. April 2023 um 18:22:25 von Erwin Rennwald
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Sehr dubioses, bisher ungeklärtes und wahrscheinlich auch unklärbares Taxon !
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Länder:cf.Kontinente:EU
Erstbeschreibung
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Pentanema conyzae ??? [= Inula conyzae, Inula conyza, Conyza squarrosa ???] (Dürrwurz, Dürrwurz-Alant ???)

Wegen der taxonomischen Problematik völlig unklar! Hering (1957: 562) brachte die Art mit der Dürrwurz in Verbindung. Seine Abtrennung der Säcke gegenüber denen von C. conyzae erfolgten per Schlüssel durch: "Sack schwärzlich, glatt, seine Mundöffnung weniger als 45° zur Sacklängsachse geneigt." Ergänzt wird: "Sack hinten etwas höher als vorn (E.). H. bis 5. Alpen, an I. conyza DC." Meinte Hering (1957: 562) tatsächlich das, was Herrich-Schäffer [1855] knapp beschrieb? Wohl eher nicht. Sicher ist nur, dass Herrich-Schäffer (1861: 143) auch für die Angabe zu dieser angeblichen Nahrungspflanze verantwortlich ist, wenn er schreibt: "Hier reiht sich C. leucogrammella Koll. ein, welche von E. Hofmann in der fränkischen Schweiz als Raupe an Conyza squarrosa wieder entdeckt wurde. Die in FR. Sammlung befindlichen beiden Exemplare waren gerade noch gut genug, um die Identität zu beweisen. Sollte die Art von Kollar irgendwo beschrieben sein, so wird sich diess bestätigen; jedenfalls behalte ich dessen Namen bei. Der Sack ist lang, gerade, vorne wenig, erst hinten stark comrprimirt, und dadurch, seitlich betrachtet, nach hinten immer höher werdend, hier stumpf gerundet; die kleine Mundöffnung steht sehr schräg, die Farbe matt schwarz. Die Überwinterung geschieht in großer Gesellschaft nahe dem Boden der ganzen Länge nach an den Stiel angedrückt." Erst jetzt folgt eine längere Falterbeschreibung, anhand deren man die Tiere aus der Schweiz vielleicht identifizieren könnte - dass sie identisch sind mit den Tieren aus Niederösterreich ist nicht auszuschließen, aber doch mehr als fraglich.

4. Weitere Informationen

4.1. Taxonomie und Faunistik

Das Taxon wurde von Herrich-Schäffer [1855] von der Albeleck in Niederösterreich beschrieben. Allerdings kannte der Autor die Art nicht selbst. Er schrieb über sie: "Folgende Arten sind mir nicht bekannt genug, um sie einreihen zu können [...] Leucogramella Koll. Viel kleiner als Granulatella, deren Gestalt sie hat. Ganz weiß, Fühler fadenförmig, scharf braun geringelt. Glied 1 linear, doppelt so lang als breit. Erstes Palpenglied länger, mit kurzem Bart, letztes halb so lang. Vorderflügel mit einigen undeutlichen gelben Strahlen und braunen Stäubchen." Ob wirklich das meinte, was Herrich-Schäffers Informant an der Albeleck gefunden hatten, bleibt ungeklärt.

Immerhin: Baldizzone et al. (2006: 75) führten das sonst in keiner einschlägigen aktuellen Liste akzeptierte Taxon ohne Kommentar im Artstatus. Aber worum handelt es sich? SwissLepTeam (2010: 181) vermerkt für die Schweiz kurz und knapp: "Taxonomischer Status unklar." - es wird kein einziger Fundort genannt. Aber wie kam es zur Meldung aus der Schweiz? Wie unter "Nahrung der Raupe" erläutert, war es Herrich-Schäffer (1861: 143), der die Angabe in die Welt setzte. Fast im Anschluss an seine ebenfalls ominöse ominöse Coleophora thymiella berichtet er: "Hier reiht sich C. leucogrammella Koll. ein, welche von E. Hofmann in der fränkischen Schweiz als Raupe an Conyza squarrosa wieder entdeckt wurde. Die in FR. Sammlung befindlichen beiden Exemplare waren gerade noch gut genug, um die Identität zu beweisen. Sollte die Art von Kollar irgendwo beschrieben sein, so wird sich diess bestätigen; jedenfalls behalte ich dessen Namen bei. Was er dann als Raupensack und Falter beschrieb, ist keineswegs sicher identisch mit dem, was er zuvor aus Niederösterreich beschrieben hatte. Und ohne Belegtiere zu seiner ursprünglichen Beschreibung nutzen alle Angaben aus der Schweiz nichts.

Bleibt also Österreich und dort auch nur Niederösterreich, Dazu schreibt Huemer (2013: 218): "1827 Coleophora leucogrammella: Der taxonomische Status dieser Art ist unklar (SWISSLEPTEAM, 2010), und sie wird auch in Fauna Europaea (KARSHOLT & NIEUKERKEN, 2011) nicht aufgelistet, findet sich allerdings noch in BALDIZZONE et al. (2006). Auf Grund dieser erheblichen Zweifel wird die bislang nur aus Niederösterreich gemeldete Art nicht mehr berücksichtigt."

Was ist nun C. leucogrammella ? Man weiß es nicht! Gut möglich, dass die Art längst einen anderen, jüngeren Namen hat, der als nomen conservandum zu erhalten wäre. Welche Möglichkeiten zur Klärung gibt es ? Eigentlich wenige: Typenmaterial gab es anscheinend keines; man wird also am Albeleck nach Faltern suchen müssen, die wie kleine Coleophora granulatella aussehen müssen. Die Säcke der Art können an Dürrwurz zu finden sein, aber sie müssen es keineswegs - die Sackbeschreibung und die Angaben zur Lebensweise könnten genausogut auf einer Fehlinterpretation der Erstbeschreibung des Falters beruhen.

Am besten, wir machen das, was alle aktuellen Autoren machen: Wir ignorieren das dubiose Taxon !

4.2. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Wir folgen den Datierungs-Angaben von Heppner (1982).

(Autoren: Erwin Rennwald & Jürgen Rodeland)

4.3. Literatur

  • Baldizzone, G. van der Wolf, H. & J.-F. Landry (2006): World Catalogue of Insects 8. Coleophoridae, Coleophorinae (Lepidoptera). 1-215. Apollo Books (Stenstrup).
  • Heppner, J. B. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterologists' Society 36 (2): 87-111.
  • Hering, E. M. (1957): Bestimmungstabellen der Blattminen von Europa einschließlich des Mittelmeerbeckens und der Kanarischen Inseln. Band 1-2: Bestimmungsschlüssel, 1185 S.; Band 3: Zeichnungen, 211 S.; 's-Gravenhage (Uitgeverij Dr. W. Junk).
  • Erstbeschreibung: Herrich-Schäffer, G. A. W. („1853-1855“) [1847-1855]: Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa, zugleich als Text, Revision und Supplement zu Jakob Hübner's Sammlung europäischer Schmetterlinge. Fünfter Band. Die Schaben und Federmotten: 1-394, Tineides pl. 1-124, Pterophides pl. 1-7, Micropteryges pl. 1. Regensburg.
  • Herrich-Schäffer (1861): Revision der europäischen Schmetterlingsfauna. — Correspondenzblatt für Sammler von Insecten, insbesondere von Schmetterlingen 2: (13) 100-103, (14) 106-107, (15) 119, (17) 133-135, (18) 142-144, (20) 158-160, (21) 163-168, (22) 173-174, (23): 177-179, (24): 185-188. Regensburg (Georg Joseph Manz). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek: [143].
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • SwissLepTeam (2010): Die Schmetterlinge (Lepidoptera) der Schweiz: Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste. — Fauna Helvetica 25. Neuchâtel (CSCF & SEG).