Version 20 / 22 vom 3. Dezember 2020 um 16:51:10 von Erwin Rennwald
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Falter
Raupe, Raupensack
Fraßspuren und Befallsbild
Männchen
Weibchen
Männchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe, Raupensack

1.3. Fraßspuren und Befallsbild

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

  • Hinweis: Die Bestimmung des Falters in der Sammlung des NHMW lautete Coleophora idaeella, dies wurde nach dem Genitalpräparat auch von Andreas Stübner bestätigt. Daneben und eindeutig diesem zugeordnet, steckte auf einer unetikettierten Nadel ein Sack. Dieser stammt aber nicht von Preiselbeere, kann daher nicht der Sack der C. idaeella sein. Denn diese lebt nur an Preiselbeere (nach Auskunft von A. Stübner, so auch in SCHÜTZE). Die Angabe auf dem Etikett scheint "Vacc. oxycocc" zu lauten, jedenfalls nicht "Vacc. vitis-idaea", hier dürfte also auch etwas nicht stimmen. Fazit: es bleibt ein sicher determinierter Beleg übrig und die Erkenntnis, dass es auch in gut betreuten Sammlungen Fehler und Fallen gibt (Einfügung von Peter Buchner nach Telefonat mit Andreas Stübner am 14. November 2009)
  • weiterer Hinweis: Nach den Ausführungen von DEUTSCHMANN (2017) halte ich eine korrekte Etikettierung durch Prof. Stange für sehr plausibel. Demnach ist auch die Moosbeere als Nahrungspflanze der Raupe von Coleophora idaeella zu führen. (Erwin Rennwald)

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen

Hinweise:

  • Der Fortsatz der linken Valve bildete bei der Einbettung eine Falte, auf dieser Seite liegt also ein Einbettungsartefakt vor. Dies verdeutlicht aber auch, welch wesentlichen Einfluss die Präparation und die Lage des Präparates auf das Erscheinungsbild haben.
  • Die Adeagusspitze wird in “Razowski, J.: Motyle (Lepidoptera) Polski 16 - Coleophoridae”, p. 179, ganz anders dargestellt, nämlich mit zahlreichen unregelmäßigen Zähnchen. Details dazu müssen noch geklärt werden.

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Ericaceae:] Vaccinium vitis-idaea (Preiselbeere)
  • [Ericaceae:] Vaccinium oxycoccos (Moosbeere)

Schütze (1897) schreibt: “Die Raupe lebt nicht blos, wie überall angegeben, an Vaccinium vitis idaea, sondern auch an Heidelbeeren, Vaccinium myrtillus. Es scheint, als sei dies noch nicht beobachtet worden und so ist es wohl auch unbekannt, daß ihre Lebensweise an beiden Pflanzen eine ganz verschiedene ist. Bei Rachlau ist der lange, schmale, dem der viminetella ähnlich gebaute Sack im Herbste gar nicht selten, ausschließlich an Heidelbeere. Die Raupe schabt die Oberseite der Blätter ab, so daß diese einseitig skelettirt erscheinen. […]“.Schütze (1931) widerspricht dem heftig: „Nur an Vaccinium vitis-idaea, niemals an Vaccinium myrtillus Sack dem der viminetella ähnlich, aus drei Teilen bestehend, etwas zusammen gedrückt, braun (Heinemann). Raupe miniert unterseitig, Minenflecke unregelmäßig rund, braun“. Wahrscheinlich lag bei Schütze (1897) Verwechslung mit Coleophora vacciniella vor.

Die Diskussion geht seither weiter. Fest steht jedenfalls, dass die Raupensäcke in aller Regel an Blattunterseiten der Preiselbeere zu finden sind; bei Säcken an anderen Pflanzen muss in Betracht gezogen werden, dass es sich nur um Sitzplätze gehandelt haben könnte, also nicht zwangsläufig um Raupennahrung, zumal die drei Vaccinium-Arten V. vitis idaea, V. uliginosus und V. myrtillus oft eng miteinander verflochten wachsen.

Deutschmann (2017) berichtet nun allerdings vom aktuellen Fund zweier Falter im Grambower Moor bei Schwerin: „Am 05.08.2015 fand ich auf dem Schwingrasen (Torfmoos-Wollgras-Ried) des Großen Moorsees zwei silberglänzende Coleophoridae auf den mit Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) dicht bewachsenen Flächen […]“. Er kommentiert: „In Mecklenburg und insbesondere im Grambower Moor kommt die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) nicht vor. Die ähnliche Art Coleophora vacciniella Herrich-Schäffer, 1861 kommt bei der Bestimmung für das vorliegende Exemplar nicht in Frage, da der Aedeagus anders ausgebildet ist. Bestände der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Vaccinium uliginosum (Trunkelbeere oder Sumpfheidelbeere) sind vom Fundort der Tiere mehr als 50 Meter entfernt.“ Seine weitere Argumentation ist überzeugend: „Im Lepiforum.de ist der Falter von C. idaeella als Foto nach einem Exemplar aus der Sammlung von Prof. Dr. Stange abgebildet. Dieser sammelte Mitte des 19. Jahrhunders bis 1918 in der Umgebung von Friedland in Vorpommern. Ich halte es für wahrscheinlich, dass er C. idaeella am 18. Juni 1888, e. l. einen Falter aus Moosbeere (wie auf seinem Fundortzettel angegeben) aus der Umgebung von Friedland (vielleicht ehemaliges Moorgebiet Friedländer Wiesen oder Anklamer Stadtbruch) gezüchtet hat. Offenbar ist auch die Moosbeere eine Entwicklungspflanze von C. idaeella.“

Zu überprüfen ist jetzt, ob die Moosbeere auch in den Regionen genutzt wird, in denen die Preiselbeere vorkommt und - falls ja - ob sie dort nur eine ganz untergeordnete oder doch eine etwas größere Rolle spielt.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Literatur